"Der FC Bayern ist eine weltweite Marke"

Von Interview: Philipp Dornhegge
Demond Greene stand zuletzt in Larisa unter Vertrag. Mit dem FC Bayern plant er langfristig
© Getty
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SPOX: Von der WM zur 2. Liga: Die Meldung, dass Sie auf diesem Niveau spielen wollen, war schon eine Überraschung.

Greene: Die eigentliche Herausforderung ist ja nicht, 2. Liga zu spielen, sondern die, mit dem FC Bayern aufzusteigen, vielleicht ein nächstes Standbein neben dem Fußball in München aufzubauen und ein paar Jahre später auf dem Level zu sein, auf dem Alba Berlin und die Brose Baskets Bamberg seit Jahren sind.

SPOX: Am Samstag gegen Heidelberg geht die Saison los. Sie hatten keine allzu lange Vorbereitungszeit aufgrund der WM. Wie weit ist das Team, und inwiefern kann man schon von einer echten Mannschaft sprechen?

Greene: Ich glaube, dass wir sehr weit sind. Wir haben gute Spieler, charakterlich gibt es sowieso keine Probleme. Aber so richtig wächst man immer erst während der Saison zusammen. Aber gut, wir sind natürlich trotzdem in einer Situation, in der wir von Anfang an Gas geben wollen und müssen, um den anderen Teams zu zeigen, dass sie sich gewaltig anstrengen müssen, wenn sie überhaupt eine Chance haben wollen im Kampf um den Aufstieg.

SPOX: Wie groß ist der Vorteil, dass Sie, Steffen Hamann und mit Abstrichen Robert Maras genau wissen, was der Trainer von der Mannschaft und jedem Einzelnen erwartet?

Greene: Das ist ein wichtiger Faktor. So können wir den anderen Jungs immer wieder schnell klar machen, worum es geht. Wir kommen weniger in Situationen, in denen Dirk Bauermann in ratlose Gesichter blickt.

SPOX: Hätten Sie eigentlich auch zugesagt, wenn ein anderer Trainer als Bauermann das Projekt mit dem FC Bayern angeschoben hätte?

Greene: (lacht) Gute Frage! Aber ich denke schon. Ich bin in einem Alter und einer Situation, wo ich an meine Familie und unsere Zukunft denken muss. Ich hatte zwar auch andere Angebote, aber das waren alles Einjahresverträge.

SPOX: Wie lang ist in München die Laufzeit?

Greene: Ein Jahr garantiert, und wenn es mit dem Aufstieg klappt, dann zwei weitere Jahre. Ich hatte einfach keine Lust, nach meinem Jahr in Griechenland wieder für ein Jahr Frau und Kind einzupacken. Die langfristige Planung in München war deshalb der ausschlaggebende Faktor. Dass Bauermann hier Trainer ist, ist natürlich das i-Tüpfelchen.

SPOX: Wie war es denn eigentlich in Griechenland? Was hat Ihnen das Jahr in Larisa gebracht?

Greene: Basketballerisch hat es mir viel gebracht. Ich habe knapp 33 Minuten im Schnitt gespielt. Die Mannschaft war leider nicht so gut und wir sind abgestiegen. Aber die Liga ist sehr stark, deshalb hatte ich viel Spaß. Wenn ich die Entscheidung allerdings noch mal treffen sollte, würde ich ablehnen.

SPOX: Warum?

Greene: Ich warte heute noch auf knapp die Hälfte meines Gehalts.

SPOX: Finanziell sollten Sie in München ja auf der sicheren Seite sein. Was ist mit der wirtschaftlichen Kraft, die die Bayern ausstrahlen, langfristig möglich?

Greene: Der Verein ist natürlich eine weltweite Marke mit unglaublichen Beziehungen. Bamberg zum Beispiel ist gezwungen, mehr oder weniger jedes Jahr neue Sponsoren zu suchen. Da hat Bayern, aufgrund der Erfolge im Fußball, ganz andere Möglichkeiten. Die Voraussetzungen sind ideal, und ich glaube, dass Bayern München mit diesen Rahmenbedingungen die Nummer eins auch im Basketball werden kann.

SPOX: Die vielleicht größte Unsicherheit in Bezug auf das Projekt "Basketball in München" ist die Frage, ob die Zuschauer mitmachen. Kann man das Interesse mit der Spielweise beeinflussen?

Greene: Man geht natürlich nicht mit dem Gedanken in ein Spiel, dass wir für die Galerie zaubern wollen. Das geht nicht. Wir wollen zuerst mal jedes Spiel gewinnen. Es mag Spiele geben, in denen wir früh hoch führen und man im Laufe der zweiten Hälfte das eine oder andere Highlight sehen kann. Aber ich würde es schade finden, wenn die Zuschauer mit der Erwartung in die Halle kommen, dass wir jedes Mal 20 Dunkings und reihenweise Showeinlagen zeigen.

SPOX: Stichwort schön spielen: Werden die Fans mehr Fastbreaks sehen als bei der WM vom deutschen Team?

Greene: Auf dem allerhöchsten Niveau trifft man eben auf Teams, die extrem schnell umschalten und sofort wieder hinter dem Ball sind. Da konnten wir uns leider nicht so in Szene setzen, das stimmt. Ich kann aber versprechen, dass wir in München sehr viel mehr Fastbreaks bringen als bei der WM. Der Trainer möchte ja durchaus, dass wir aus einer starken Verteidigung heraus ins Laufen kommen.

SPOX: Ist das auch der Grund, warum Bauermann mit Hamann, Jonathan Wallace und Ihnen drei Guards in die Starting 5 stellen will?

Greene: Ja, das machen inzwischen auch viele Topmannschaften, zum Beispiel Panathinaikos Athen oder die griechische Nationalmannschaft. Das Spiel in Europa hat sich so entwickelt, dass es durchaus Erfolg versprechend sein kann, drei kleine Spieler auf dem Feld zu haben, die mehr oder weniger in ihren Positionen austauschbar sind.

SPOX: Für Beckham Wyrick ist das keine gute Nachricht, der bestimmt gehofft hatte, hier von Anfang an spielen zu können. Dass Sie in der ersten Fünf auflaufen, daran gibt es in einem Bauermann-Team dagegen nie Zweifel. Wann hat Ihr besonderes Vertrauensverhältnis seinen Anfang genommen?

Greene: Angefangen hat das 2004, als er mich zur Nationalmannschaft eingeladen hat. Nach meiner Zeit in Berlin hat er mich nach Bamberg geholt, und jetzt laufen wir uns in München bei der dritten Station über den Weg.

SPOX: Wie würden Sie Ihre Beziehung beschreiben?

Greene: Die ist aufgebaut auf gegenseitigem Respekt, sowohl für den Spieler beziehungsweise Trainer als auch für den Menschen an sich. Das ist die Basis für jedes gute Verhältnis. Als Coach sprechen seine Erfolge für sich und er ist einer, der mich zurecht weist, wenn ich auf dem Feld Mist baue. Das brauche ich. Als Mensch schätze ich seine Ehrlichkeit und seine ganze Art. Er ist einer, mit dem ich sehr gut einen Kaffee trinken und mich auch über andere Dinge als Basketball unterhalten kann.

SPOX: Was, glauben Sie, sind aus Dirk Bauermanns Sicht die Kriterien, dass er einen Spieler so respektiert und fördert, wie er es mit Ihnen tut?

Greene: Harte Arbeit ist das A und O. Da ist er sehr fair. Die wenigen, mit denen es nicht geklappt hat, sind natürlich meist schon nach wenigen Wochen oder Monaten geflogen. Eigentlich ist es aber relativ einfach, sich gut mit ihm zu verstehen.

SPOX: Sind die jungen Spieler auf einem guten Weg, sich Bauermanns Respekt zu verdienen? Wie schätzen Sie Bastian Doreth oder Markus Hübner ein?

Greene: Basti habe ich letztes Jahr schon kennen gelernt, als er bei der Nationalmannschaft reingeschnuppert hat. Ein sehr guter Aufbauspieler mit viel Talent. Genau wie Markus ist er einer, der sich nicht scheut, beim Training länger zu bleiben oder früher zu kommen. Wenn beide so weitermachen wie bisher, werden sie sich auch in der Bundesliga etablieren können.

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