Sebastian Kienle sank entkräftet zu Boden und schlug die Hände vor sein Gesicht, das historische EM-Triple hatte dem "König von Frankfurt" alles abverlangt. 7:41:42 Stunden quälte sich Europas härtester Eisenmann in der prallen Sonne - der Lohn waren der dritte Triumph nach 2014 und 2016 sowie berauschende Glücksgefühle.
"Das ist mein geilster Sieg in Frankfurt", sagte Kienle, der vor Andreas Böcherer (Freiburg/+4:25 Minuten) und dem Schweden Patrik Nilsson (+8:34) siegte, im Hessischen Rundfunk. "Die größte Herausforderung", meinte Kienle, "ist es, jetzt einen zusammenhängenden Satz herauszubringen."
Der 33-Jährige hatte alles gegeben, so schnell wie er war zuvor noch kein Triathlet in der Bankenmetropole unterwegs. Als Streckenrekord wird die Zeit jedoch offiziell nicht anerkannt, da die Radstrecke an diesem Sonntag um drei Kilometer verkürzt worden war. Die Bestzeit des Kölners Jan Frodeno (7:49:48) aus dem Jahr 2015 hat damit weiter Bestand.
Aernouts: Sieg bei Challenge Roth
Den zweiten Triathlon-Klassiker am Sonntag, die Challenge Roth, gewann der Belgier Bart Aernouts in 7:51:03 Stunden. Er profitierte dabei von einem Sturz des Berliners Nils Frommhold, der lange Zeit unangefochten an der Spitze lag. In dieser Form ist er ebenso wie Kienle ein ernsthafter Konkurrent für Frodeno - wenn der Star der Szene denn auch mal an den gleichen Rennen teilnehmen wird.
In diesem Jahr hatte Frodeno nämlich auf eine Teilnahme bei einem der beiden wichtigsten Triathlon-Rennen in seinem Heimatland verzichtet. Der zweimalige Weltmeister, der 2015 mit einem Streckenrekord in Frankfurt triumphiert und im Vorjahr in Roth eine Weltbestzeit über die Langdistanz (7:35:39 Stunden) aufgestellt hatte, wählte mit Blick auf die WM am 14. Oktober in Kailua Kona/Hawaii eine konträre Vorbereitung. Unter anderem startete er in der Vorwoche beim Ironman in Klagenfurt - und gewann.
Aufgrund der Abwesenheit des Olympiasiegers von 2008 gebührte Kienle die Favoritenrolle. "Ich werde mich bemühen, ein extrem langweiliges Rennen zu zeigen", hatte Kienle vor dem Start im Langener Waldsee gesagt. Ein Kinderspiel wurde die Mission "EM-Triple" allerdings nicht, wenngleich sein Abstand auf den Vorjahreszweiten Böcherer - dem ärgsten Widersacher - nach dem Schwimmen nur 2:50 Minuten betrug.
Kienle: Stärke auf dem Rad
Kienle, Weltmeister von 2014, spielte nach der ersten Teildisziplin seine Stärke auf dem Rad aus und hatte nach 140 km die Führung übernommen. Wer allerdings befürchtete, dass der 33-Jährige weiter davonziehen und tatsächlich für den angekündigten Langweiler sorgen würde, sollte irren. Wider Erwarten ließ sich Böcherer nicht abschütteln, das Duo fuhr gemeinsam ein einsames Rennen an der Spitze.
Mit einem kleinen Vorsprung von zehn Sekunden nahm Böcherer sogar als Erster den abschließenden Marathon in Angriff. Entlang des Mains attackierte Kienle aber sofort, angefeuert von Zehntausenden Zuschauern betrug sein Vorsprung nach der ersten von vier Runden dann bereits 50 Sekunden. "Die Angst vor Andi trieb mich an", sagte Kienle, der das Tempo hochhielt und sich einen letztlich deutlichen dritten Erfolg in der Bankenmetropole sicherte.
In Roth ging es lange Zeit nicht so spannend zu wie in Frankfurt, Frommhold dominierte das Geschehen nach Belieben. Nach rund 160 km auf dem Fahrrad stürzte der Favorit jedoch, er musste das Rennen vorzeitig beenden.