Die Entscheidung fällt am 13. September auf der Session des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) in Lima. Zuvor hatten sich bereits Boston, Hamburg und Rom aus dem Kreis der Bewerber zurückgezogen.
"Budapest wird den Stadtrat ersuchen, die ungarische Kandidatur im Einvernehmen mit der Regierung zurückzuziehen", sagte Tarlos der Nachrichtenagentur MTI, nachdem er mit Ministerpräsident Viktor Orban gesprochen hatte.
Die Entscheidung für den Rückzug fiel wegen des immer stärker werdenden Widerstands in der Bevölkerung. Letztlich entscheidend war die Hartnäckigkeit einer Aktivistengruppe, die in der 1,7-Millionen-Einwohner-Stadt über 250.000 Unterschriften sammelte und somit ein Bürgerreferendum erzwangen. Dem wollten sich Politiker und Organisatoren nun nicht mehr aussetzen. In den letzten Umfragen hatte sich eine klare Mehrheit in Budapest gegen Olympia ausgesprochen.
Ob es in Lima tatsächlich zu einer Wahl zwischen Los Angeles und Paris kommt, ist noch unklar. In den vergangenen Wochen mehrten sich die Gerüchte, dass das IOC die Spiele 2024 und 2028 auf einmal vergeben könnte, um keine der beiden Weltstädte zu vergraulen. IOC-Präsident Thomas Bach hatte die Diskussion selbst entfacht mit dem Satz, dass das jetzige Bewerberverfahren "zu viele Verlierer" produzieren würde. Einige IOC-Vizepräsidenten hatten sich zuletzt zurückhaltend über die Gedankenspiele geäußert.
Dämpfer für das IOC
Die Bewerbungsinitiative startete in Budapest im Jahr 2015 und wurde von der Stadtspitze und der Regierung Orban unterstützt. Doch die Kritik nahm zu. Mit der Initiative MoMo gründete sich in Budapest eine Gruppe meist jüngerer Olympia-Gegner, die forderte, dass das Geld nicht für teure Olympia-Bauwerke, sondern für die Verbesserung des Gesundheits- und Bildungssektors ausgegeben werden sollte. Offenbar mobilisierte allerdings auch die Möglichkeit, sich gegen den rechtskonservativen Orban zu stellen, die Bevölkerung.
Eine mögliche deutsche Bewerbung mit Hamburg war im November 2015 am Widerstand der Bevölkerung gescheitert. Auch Rom hatte eine Kandidatur aus finanziellen Gründen nicht weiterverfolgt. Die USA waren zunächst mit Boston ins Rennen gegangen, wegen mangelndem Rückhalt der Bewohner zog die Stadt zurück, anschließend sprang Los Angeles ein.
Der Rückzug Budapests ist ein weiterer Dämpfer für das IOC und Bachs Agenda 2020. Ein Ziel der Agenda war es, die Ausrichtung Olympischer Spiele attraktiver zu machen. Nun bleiben nur zwei Kandidaten übrig - wie schon bei der Vergabe der Winterspiele 2022, als nur der spätere Gewinner Peking und Almaty/Kasachstan zur Wahl standen.
Erst vor anderthalb Wochen hatten sich die Einwohner des Schweizer Kantons Graubünden mit klarer Mehrheit gegen eine Bewerbung für die Winterspiele 2026 ausgesprochen.