Tiger, H Bomb und Wunderkinder

Viswanathan Anand (r.) war von 2007 bis 2013 Weltmeister
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Ab dem 10. März steht das Kandidatenturnier 2016 in Moskau an. Acht der besten Schachspieler der Welt ermitteln innerhalb von zweieinhalb Wochen im historischen Gebäude des Central Telegraph den Gegner von Weltmeister Magnus Carlsen. SPOX stellt die Teilnehmer vor und wirft einen Blick auf das Format.

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Viswanathan Anand (Elo 2762): Eigentlich muss der 46-jährige Inder, der seit 1996 mit seiner Frau und Managerin Aruna verheiratet und seit fünf Jahren Vater eines Sohnes ist, kaum noch vorgestellt werden. Anand ist nicht nur der 15. Weltmeister, sondern einer der größten Spieler aller Zeiten. Der Tiger von Madras, der mit einer extremen Auffassungsgabe sowie nicht minder beeindruckenden Intuition glänzt, war schon in seiner Jugendzeit eine Ausnahmeerscheinung. Im Alter von sechs Jahren erlernte er das Schachspielen von seiner Mutter und erlangte als 18-Jähriger als erster Inder den Titel des Großmeisters.

Sein Aufstieg in die Welt-Elite, der mit dem im Laufe seiner Karriere reifenden Spielstil und dem Eliminieren von Angriffsflächen sowie einer großen Variabilität bei der eigenen Eröffnung einherging, war deshalb nur eine Frage der Zeit. Es hagelte Turniersiege en masse, lediglich Legende Garry Kasparov konnte dem Lightning Kid, so sein damaliger Spitzname, im Blitz- sowie Schnellschach Gegenwehr leisten. Kasparov war es auch, der Anand 1995 die Chance auf den ersten WM-Titel raubte und beim Inder einen bleibenden Eindruck hinterließ.

Zwar feierte Vishy weiterhin Erfolge und sammelte Auszeichnungen, es dauerte allerdings zwölf Jahre und einen Sieg in der FIDE Knockout-Weltmeisterschaft des Jahres 2000, ehe er im Jahr 2007 endlich die unangefochtene WM-Krone errang und diese nach Titelverteidigungen gegen Veselin Topalov und Boris Gelfand erst im November 2013 an Magnus Carlsen wieder abgab. Nach einem Sieg beim 2014er Kandidatenturnier musste er sich erneut dem Norweger geschlagen geben. Der Ehrendoktor der University of Hyderabad spricht mehrere Sprachen und engagiert sich privat für soziale Projekte.

Sergey Karjakin (2760): Wenn man sich die Definition eines Wunderkindes vor Augen führen möchte, dürfte Karjakin wohl ein geeignetes Beispiel sein. Der gebürtige Ukrainer, der mit fünf Jahren das Schachspielen begann und sich bereits im Alter von elf Jahren und elf Monaten den Titel als Internationaler Meister sicherte, hält einen nicht ganz unbedeutenden Rekord. Am 12. August 2002 und damit im Alter von zwölf Jahren und sieben Monaten krönte er sich zum jüngsten Schach-Großmeister, den es jemals gab. Folgerichtig erklärte Kasparov ihn als "einen der künftigen Favoriten auf den Weltmeistertitel".

Ein Sieg gegen den damaligen Weltmeister Vladimir Kramnik in einer Partie Blitzschach, sowie der Triumph bei der Schnellschach-WM 2012 gegen Carlsen stehen ebenfalls zu Buche. Karjakin, der im Alter von 19 Jahren die russische Staatsbürgerschaft annahm, um von der Unterstützung des Verbandes sowie den besseren Trainingsbedingungen profitieren zu können, unterstrich somit die Erwartungen. Hinzu kommen weitere Titel sowie ein zweiter Platz beim Kandidatenturnier 2014. Die Ehrung zum "Verdienten Meister des Sports" Russlands war die Folge eines Weges in die Welt-Elite.

Zwar wich der 26-Jährige, der 2004 mit der Ukraine Olympiasieger wurde, nicht von seinem eher unspektakulären Spielstil ab, verbesserte sich allerdings dennoch stetig. Lediglich sein überschaubares Eröffnungsrepertoire scheint dem großen Streich noch immer im Weg zu stehen. Im Oktober 2015 sicherte sich Karjakin in Baku überzeugend den Weltpokal und somit die Teilnahme am diesjährigen Kandidatenturnier.

Peter Svidler (2757): Seinen eigentlichen Durchbruch hatte Svidler, als er im Alter von 18 Jahren bei der russischen Meisterschaft eindrucksvoll seine Gegenspieler aus dem Weg räumte und sich den Titel sicherte. Im gleichen Jahr wurde der Russe zum Großmeister. In der Folge gewann er den Titel als bester Spieler des Landes noch sechs weitere Mal, zuletzt im Jahr 2013 - und das bei der härtesten Landesmeisterschaft, die es gibt.

Auch der geteilte zweite Platz mit Anand beim WM-Turnier 2005 dürfte viele seiner Fans im Gedächtnis geblieben sein. Lediglich Veselin Topalov war besser. Hilfreich ist dem 38-Jährigen, der als ausgefuchster Spieler und Defensivexperte gilt und bislang an drei Weltmeisterschaften teilnahm, dabei die Fähigkeit, sich auf Knopfdruck fokussieren zu können.

Dies bewies er unter anderem beim Kandidatenturnier 2013, für das er sich mit einem Erfolg beim Weltcup in Khanty-Mansiysk qualifizieren und bei dem er nach einem Sieg über Carlsen den dritten Platz im Endklassement belegen konnte. Er gilt zudem als harter Arbeiter.

Fabiano Caruana (2794): Eigentlich wuchs Caruana, der in Miami geboren wurde, in den Vereinigten Staaten auf. Dort wurde er in New York im Alter von fünf Jahren von Trainerlegende Bruce Pandolfini entdeckt. Dennoch tritt der 23-Jährige aufgrund seiner Wurzeln inzwischen für Italien an. Auch der Umzug nach Europa als Zwölfjähriger, der seinem Spiel zugutekommen sollte, spielte eine Rolle. Sein früher sehr aggressives Spiel wandelte sich und wurde universeller.

Es dauerte trotzdem noch zwei Jahre, ehe dem jüngsten italienischen Großmeister aller Zeiten, der bei einem Turnier in Budapest im Alter von 14 Jahren, elf Monaten und 20 Tagen die letzte Norm erfüllte, 2012 der Durchbruch gelang. Die Erfolge des harten Arbeiters können sich aber sehen lassen. Beleg gefällig? Seine beste Elo-Leistung bei einem einzelnen Turnier erzielte er in St. Louis 2013 mit 3103 und überbot somit die Bestmarke Carlsens (3002), die dieser 2010 erreichte.

Ferner sorgte ein Elo-Rating von 2844 Punkten, das dritthöchste, das es jemals gab, für Aufsehen. Er gilt als Spieler mit hervorragenden Rechenfähigkeiten und überzeugt dabei mit einer unglaublichen Konstanz. Aktuell liegt er auf Rang drei der Welt, sein Ziel ist jedoch der Titel als bester Spieler des Planeten. Außerdem darf er sich damit brüsten, dass niemand in den letzten Jahren so häufig gegen Carlsen gewonnen hat wie er selbst. Er ist so etwas wie der Albtraum des Champions. Seit 2015 geht er für die USA an den Start.