Dopingaufklärung kommt voran

SID
In Stuttgart haben Aufklärer der Freiburger Dopingvergangenheit einen Punktsieg gelandet
© getty

Alles gut im Anti-Doping-Kampf? Nach dem Friedensgipfel von Stuttgart könnte die Aufklärung der Doping-Vergangenheit an der Universität Freiburg ein gutes Stück vorangekommen. Was tatsächlich ans Licht kommt, bleibt aber völlig offen.

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Den Dopingsumpf trockenlegen, die jahrelangen Streitereien abhaken und die Ergebnisse offenlegen: Im "Friedensgipfel" von Stuttgart haben die Aufklärer der Dopingvergangenheit an der Universität Freiburg einen Punktsieg gelandet und den womöglich entscheidenden Schritt nach vorne gemacht. Die plötzliche Einigkeit mit der Gegenseite aber überrascht - ob der nächste westdeutsche Dopingskandal auch wirklich ans Licht kommt, bleibt fraglich.

"Ich bin sehr skeptisch", sagte Doping-Jäger Werner Franke, selbst lange Mitglied der unabhängigen Evaluierungskommission Freiburger Sportmedizin, am Mittwoch dem "SID". Zwar beinhalte das untersuchte Material - bis Ende 2015 sollen 60 weitere Aktenordner ausgewertet werden - hochbrisante Fakten. Da kämen noch "brutale, kriminelle Hämmer" heraus, sagte Franke. Das heiße aber noch lange nicht, "dass das alles an die Öffentlichkeit gelangt".

Vier Stunden reichten aus

Jahrelang hatten persönliche Streitereien zwischen den Kommissionsmitgliedern und der Leitung der Albert-Ludwigs-Universität

um Rektor Hans-Jochen Schiewer den Abschluss der Untersuchungen be- und verhindert. Am Dienstagabend reichten vier Stunden im Sitzungsraum der baden-württembergischen Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Bündnis 90/Die Grünen) zum Vergeben und Vergessen.

"Alle Beteiligten am Tisch waren sich sicher, auf der Zielgeraden nicht stecken bleiben zu wollen, sondern die Ergebnisse in einer präsentierbaren Form aufzuarbeiten", sagte Bauer. Sie sprach von einem "gemeinsamen" Ziel, bis zum vierten Quartal endlich zu einem Abschluss zu kommen.

Nach drei weiteren Sitzungen der Kommission im April, Juni und September soll das im Rahmen eines gemeinsamen Symposiums geschehen. Bis dahin werden die Doping-Experten Perikles Simon (Mainz), Fritz Sörgel (Nürnberg) und Hans Hoppeler (Schweiz) in die Arbeitsgruppe aufrücken. Das war eine Forderung der Paolis, die die Uni-Leitung vor dem Treffen noch abgelehnt hatte.

Auch "neue Akten sind weitgehend gesichtet"

"Die Kommission wird ihre Arbeit ordentlich abschließen können", sagte Kommissionschefin Letizia Paoli: "Wir freuen uns, dass unsere gute, aber auch schwierige Arbeit von der Ministerin und Uni-Rektor Hans-Jochen Schiewer anerkannt worden ist, und dass beide eingesehen haben, dass wir keinen verbindlichen Abschlusstermin nennen können."

Bauer berichtete, auch die "neuen Akten", die sich mit den Ermittlungen zu den bereits abgeschlossenen Verfahren gegen Professor Armin Klümper, einer der Schlüsselfiguren in der Freiburger Dopinggeschichte, befassen, "sind weitgehend gesichtet". Die Arbeit sei "sehr weit fortgeschritten", sagte die Ministerin. In Sport und Politik sorgt das für Optimismus.

"Wir begrüßen, dass die Arbeit der Untersuchungskommission in Freiburg fortgesetzt wird und zugleich aber auch eine Perspektive für den Zeitpunkt des Abschlussberichtes eröffnet worden ist", sagte Michael Vesper, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), dem "SID".

Freitag ist von Ergebnis überrascht

Dagmar Freitag, Vorsitzende des Sportausschusses im Deutschen Bundestag, meinte: "Ich räume gerne ein, dass ich von diesem Ergebnis etwas überrascht bin. Jetzt gilt es abzuwarten, ob das auch in der Realität umgesetzt wird. Wir haben schon lange genug gewartet."

Die SPD-Politikerin erwarte, "dass wir endlich die westdeutsche Dopinggeschichte auf Grundlage von weiteren belastbaren Fakten diskutieren und dabei vor allem die Rolle der Ärzte und Wissenschaftler in den Fokus nehmen können".

Geld spielte dabei nur eine Nebenrolle. Bislang verschlang die Aufklärung der Dopingvergangenheit seit 2007 rund 1,7 Millionen Euro. Mit Paoli als Vorsitzender (seit Dezember 2009, aktiv seit 2010) beliefen sich die "Aufwandskosten für die Evaluierungskommission auf 824.565,88 Euro", teilte Paoli selbst mit. Uni-Rektor Schiewer dazu: "Die Aufklärung und Information der Öffentlichkeit ist von zentraler und kardinaler Bedeutung und darf nicht monetär verrechnet werden."