Doping-Lawine in der Türkei

SID
In den meisten Fällen wurde Stanozolol und Dehydrochlormethyltestosteron endeckt
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Eine solche "Doping-Lawine" gab es noch in keinem Land der Welt: Vor allem dank der neuen Anabolika-Nachweismethoden wurden im ersten Halbjahr 2013 in der Türkei mehr als hundert positive Dopingtests durchgeführt.

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"Wir haben allein 49 Fälle in der Leichtathletik und 48 im Gewichtheben", sagte Rustu Guner, Chef der Anti-Doping-Kommission des Türkischen Nationalen Olympischen Komitees, der ARD-Dopingredaktion.

Guner verwies darauf, allein 70 Fälle seien nach Hinweisen und gezielten Trainingskontrollen im Mai und Juni 2013 aufgedeckt worden. Auch Ringen (20 Fälle) Bodybuilding (15), Tauchen (3), Schwimmen (2) sowie Radsport, Taekwondo und Behindertensport (je 1) sind betroffen.

Nach Informationen der ARD haben etliche Athleten auf die Öffnung der B-Probe verzichtet und den Dopingverstoß sportrechtlich akzeptiert. Manche wurden mehrfach erwischt. "In der Mehrzahl der Fälle handelt es sich um Befunde, bei denen Stanozolol und Dehydrochlormethyltestosteron mit den verbesserten Anabolika-Nachweismethoden entdeckt wurden", sagte Guner.

Dehydrochlormethyltestosteron wurde unter dem Markennamen Oral-Turinabol im DDR-Sport über Jahrzehnte eingesetzt. Ein Stanozolol-Befund war bei Olympia 1988 ausschlaggebend für die Überführung des kanadischen Sprinters Ben Johnson.

Exakt bei diesen beiden Steroiden entwickelten die Labore in Köln und Moskau Langzeit-Nachweisverfahren. Diese führten in Köln zur Verdoppelung der jährlichen Positiv-Rate von 200 auf 400 Fälle. Überführt wurden vor allem Athleten aus Osteuropa und der Türkei, laut der Nationalen Anti Doping Agentur (NADA) jedoch kein Deutscher.

Nur wenige Athleten wurden sanktioniert

Der Generaldirektor der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA), David Howman, sagte der ARD-Dopingredaktion, anhand WADA-Informationen seien offenbar nur wenige der gedopten Athleten von den türkischen Verantwortlichen sanktioniert worden. "Mehr als zehn Fälle sind abgeschlossen, die Bearbeitung der restlichen Fälle verfolgen wir."

Nach Angaben von Guner hat das türkische Parlament eine Kommission eingesetzt, die Hintergründe der Dopingfälle untersuchen soll. Das türkische Sportministerium wolle zudem prüfen lassen, ob juristische Schritte gegen Drahtzieher aus dem Athleten-Umfeld eingeleitet werden können.

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