England hat die besten Jahre verschenkt: Trennung von Gareth Southgate kommt zu spät – ein Kommentar

Von Justin Kraft
Gareth Southgate, England
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England und Gareth Southgate gehen getrennte Wege. Eine Entscheidung, die viel zu spät getroffen wurde. Die "Three Lions" haben ihre besten Jahre bereits verschenkt. Ein Kommentar.

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"Fußball ist ein Ergebnissport." Mit diesen vier Worten lassen sich an jedem Stammtisch die kontroversesten Diskussionen schnell auflösen. Wer gewinnt, hat eben recht. Und Gareth Southgate, so ehrlich muss man sein, hatte innerhalb dieser Logik ziemlich oft recht.

2018 erreichte er mit England das WM-Halbfinale, 2021 scheiterte er erst im Elfmeterschießen des Finals an Italien bei der Europameisterschaft. Hinzu kommen das WM-Viertelfinale in Katar 2022 und eben die jüngste Final-Niederlage bei der EM 2024 in Deutschland gegen Spanien. Nur Weltmeister-Trainer Alf Ramsey war als Nationaltrainer Englands erfolgreicher.

Ein besseres Elfmeterschießen 2021 oder ein paar Zentimeter, die Spaniens Mikel Oyarzabal ins Abseits stellen. Vielleicht würde man dann über einen Europameister-Trainer sprechen. Doch das ist Southgate verwehrt geblieben - und letztlich hat der 53-Jährige es auch nie geschafft, das Maximum aus dem Talent seiner Mannschaft herauszuholen.

Im Gegenteil: Die guten Ergebnisse waren eher ein Fluch für England. Sie haben den Verband geblendet und dazu geführt, dass man mit Southgate schon jetzt die wahrscheinlich besten Jahre dieser Generation verschenkt hat. Die Trennung voneinander kommt zu spät.

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England unter Gareth Southgate: Keine Entwicklung

Auf den ersten Blick mag das wie eine steile These wirken, denn die Ergebnisse bleiben als großes Argument bestehen. Doch wer etwas genauer auf die Zeit zurückschaut, die Southgate bei den Engländern hatte, wird schnell feststellen, dass der Fußball unter Southgate nicht nur ein Attraktivitätsproblem, sondern auch ein Entwicklungsproblem hatte.

Attraktivität liegt im Auge des Betrachters und spielt für den Erfolg keine große Rolle. Real Madrid zeigt auf Klublevel, dass es zweitrangig ist, wie schön man spielt. Die Frage ist eher, wie beständig man die Abläufe innerhalb des eigenen Systems umsetzen kann.

Englands Ausrichtung grenzte schon fast an Arroganz. Wissend darum, dass man einen der besten Kader der Welt hat, beschränkte sich Southgate darauf, die Defensive zu stärken. Kein Risiko, keine Spielfreude und besonders enttäuschend: Nur selten eine durchgängig erkennbare Linie. Es gab keinerlei Weiterentwicklung oder Lerneffekte nach Rückschlägen. Fast alle großen Niederlagen haben gemein, dass man in den entscheidenden Situationen zu lethargisch agierte.

Am ehesten gelang es England noch bei der EM 2021, nah an das eigene Maximum innerhalb der Spielweise zu kommen. Aber auch dort scheiterte man letztlich am Willen daran, hin und wieder selbst Fußball zu spielen. Selbst unter der Prämisse, dass die grundsätzliche Art des Fußballs die erfolgsversprechendste für England gewesen wäre, muss man festhalten, dass Southgate nicht der richtige Trainer war, um das Maximum herauszuholen.

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Gareth Southgate: Trennung kommt für England zu spät

Und warum kommt die Trennung jetzt zu spät? Kyle Walker (34), John Stones (30) und Harry Kane (30) werden bei der WM 2026 entweder gar nicht mehr dabei sein oder zumindest wird es Debatten darüber geben, ob sie das Niveau vorheriger Jahre noch haben. Die drei sind absolute Säulen und Achsenspieler bei England.

Das fast noch größere Problem ist aber, dass es bei den Spielern im Alter zwischen 26 und 29 keine Spieler gibt, die Weltklasseformat haben. Niemand von denen wird die Rolle übernehmen können, die erfahrene Spieler in einem Turnierkader normalerweise einnehmen. Auch bei den im Kern jungen Spaniern gab es mit Aymeric Laporte, Dani Carvajal, Rodri, Fabián und Álvaro Morata eine zentrale Achse mit viel Erfahrung, die sehr wichtig für die jungen Spieler war.

Eine solche Achse gibt es bei England bald nicht mehr. Die Zeitspanne, in der die Balance aus jungen Talenten und erfahrenen Topspielern genau richtig ist, ist erstmal vorbei. Die gute Nachricht ist: Es gibt sehr viele englische Spieler bis zum Alter von 25 Jahren, die mit Blick auf kommende Turniere große Sprünge machen können. Nur bis die jetzige Achse entsprechend ersetzt wurde - sportlich und in der Kabine -, kann viel Zeit vergehen.

Es ist nicht so, dass England nicht mehr zu den Favoriten zählen wird. Aber viel wird davon abhängen, wer jetzt übernimmt und ob man endlich einen Weg findet, das Potenzial dieser Spieler auszuschöpfen. Southgate ist das nie gelungen. Und weil das Ergebnisargument immer wieder zu viel Bedeutung erhält, hat man das viel zu lange laufen lassen.

Mindestens ein Titel hätte es mit den Spielern sein müssen, die in den vergangenen Jahren für England spielten. Dass es keiner wurde, muss man Southgate und seinem Trainerteam ankreiden. Die Frage, wie gut man hätte sein können, wird immer über dieser Ära schweben.

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