Hier muss Nuri Sahin bei Borussia Dortmund ansetzen: Drei Erkenntnisse zum Sieg des BVB gegen Eintracht Frankfurt

Von Justin Kraft
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Der Auftakt ist geglückt, Borussia Dortmund gewinnt sein erstes Saisonspiel in der Bundesliga mit 2:0. Lange tat man sich gegen Eintracht Frankfurt aber sehr schwer. Drei Erkenntnisse zum Auftritt des BVB.

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Wenige Sekunden beschreiben den Unterschied zwischen dem BVB und Eintracht Frankfurt am Samstagabend sehr gut: Zunächst vergibt Fares Chaibi aus nur drei Metern Entfernung die Riesenchance auf den Führungstreffer für die SGE. Im direkten Gegenzug dribbelt Jamie Gittens seinen Gegenspieler auf dem linken Flügel aus und versenkt die Kugel im langen Eck.

Fortan brachte Borussia Dortmund den Sieg souverän über die Zeit, legte kurz vor dem Abpfiff mit einem Konter noch das 2:0 nach. Spieler des Spiels, das ist nach dem Doppelpack klar, ist Jamie Gittens. Doch unter Nuri Sahin will man wegkommen vom Individualismus vergangener Tage.

Insofern lohnt neben dem alles überstrahlenden Gittens auch und gerade ein Blick auf das Gefüge. Wie haben sich die Dortmunder als Mannschaft zum Auftakt in die neue Bundesliga-Saison geschlagen? Drei Erkenntnisse.

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BVB: Defensiv zwischen klarer Verbesserung und altbekannten Schwachstellen

Defensiv hat der BVB gegen Frankfurt nicht viel zugelassen. Die Aktion von Chaibi war die erste und einzige Großchance der SGE - und machte mit 0,93 Expected Goals laut SofaScore auch den Großteil des Gesamtwerts (1,31) aus.

Der Hauptgrund für die defensive Stabilität war die starke Leistung der drei gelernten Innenverteidiger. Waldemar Anton gelang ein ordentliches Debüt. Der ehemalige Stuttgarter verteidigte einige Situationen gegen Omar Marmoush geschickt und bremste die Eintracht immer wieder aus, indem er gar nicht direkt in den Zweikampf ging, sondern seinen Gegenspieler nach außen lenkte.

Auch Niklas Süle kam gut in die neue Saison, konzentrierte sich zentral aufs Abräumen und reparierte, was seine Nebenmänner noch durchließen. Am spektakulärsten verteidigte aber Nico Schlotterbeck. 13 Zweikämpfe führte er am Boden, neun davon gewann er. Hinzu kommen sechs Klärungsaktionen, ein abgefangener Ball und sechs von sechs gewonnene Kopfballduelle.

Und trotz des stabilen Zentrums gab es defensiv auch altbekannte Schwächen. Gerade in der ersten Halbzeit gelang es Eintracht Frankfurt bedenklich oft, die Außenverteidiger zu locken und dann in ihren Rücken zu spielen. Im Halbraum und auf den Flügeln hatten sie mitunter viel zu viel Platz.

Dass das nicht immer gut gehen wird, zeigte sich schon jetzt. Denn bei der einzigen Großchance der SGE, die das 1:0 hätte sein müssen, schlief Schlotterbeck. Auch Anton ließ sich von Marmoush hin und wieder überraschen. Was weniger als Generalkritik zu verstehen ist, sondern eher als Normalzustand. Wenn ein Team so oft mit Raum anrennen darf wie die Frankfurter, dann werden die Innenverteidiger zwangsweise auch mal Fehler machen.

Hier muss Sahin ansetzen. Das Potenzial ist in der neuen Konstellation aber enorm. Dortmund könnte eine der größten Baustellen der letzten Jahre schließen, wenn sich der Trend bestätigt.

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BVB: Der Spielaufbau ist weiterhin behäbig

108, 120, 139 - Anton, Süle, Schlotterbeck. Das sind die Ballkontakte der drei sehr präsenten Verteidiger. Hinzu kommt mit Pascal Groß ein weiterer Spieler, der mit 117 Ballkontakten sehr aktiv war. Dafür wurde der Mittelfeldspieler geholt. Er soll den Spielaufbau beleben.

Für den ehemaligen Profi von Brighton war es kein überragender Start in die Saison. Zu oft lief das Spiel an ihm vorbei, zu oft wurde er aber auch von seinen Mitspielern ignoriert, obwohl er sich in einem guten Zwischenraum anbot. Dass er dennoch auf 117 Berührungen kam, lag auch daran, dass er sich im Laufe des Spiels häufiger fallen ließ.

Das Problem war und ist aber nicht Groß. Der Nationalspieler fand seinen Weg ins Spiel und deutete an, warum er für den BVB ein sehr wichtiger Spieler werden kann. Seine fußballerischen und strategischen Fähigkeiten werden nochmal deutlicher, wenn er neben Emre Can aufläuft. Der Kapitän kam auf 71 Ballkontakte. Er verschleppte das Spiel und fand keine vertikalen und temporeichen Lösungen.

Auch Marcel Sabitzer (35 Berührungen) und Julian Brandt (67) fanden lange gar nicht ins Spiel. Und so blieb Dortmunds Spielaufbau behäbig und vorhersehbar. Immer wieder rollte der Ball durch die Defensive. Vor allem im Angriffsdrittel gab es viel zu wenig Bewegung. Das änderte sich zumindest zeitweise im zweiten Durchgang, als Groß und Brandt halblinks eine Verbindung zueinander fanden.

Schaut man auf die letzten Jahre, war aber auch nicht zu erwarten, dass Sahin diese Baustelle in kürzester Zeit schließt. Es muss aber gewiss die Erwartungshaltung sein, dass der Aufbau sehr bald besser, dynamischer und schneller wird.

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BVB: Jamie Gittens muss jetzt den Durchbruch schaffen

In der Offensive hatten Donyell Malen und Karim Adeyemi einen gebrauchten Tag. Bei beiden ist das aber auch nichts, was großartig überrascht. Beide hatten immer mal wieder kürzere oder längere Phasen, in denen sie den Eindruck erweckten, dass ihnen der große Durchbruch gelingt. Beide enttäuschten dann wieder mit schwächeren Leistungen.

Während Malen kaum am Spiel teilnahm, war Adeyemi so unpräzise und fehlerhaft wie eh und je. Glück für den BVB, dass man mit Jamie Gittens hier eine echte Waffe im Team hat. Ein Spieler, dessen Potenzial kaum in Worte zu fassen ist. Er ist schnell, beweglich und gleichzeitig extrem wuchtig in seinen Aktionen.

Auch Gittens hat in den letzten Jahren nicht konstant zeigen können, was er leisten kann. Doch Gittens bekam auch nie das größte Vertrauen von Edin Terzic. Unter Sahin könnte sich das womöglich ändern. Mit seinem Doppelpack hat der Engländer einen wichtigen ersten Schritt gemacht. Der nächste wird es sein, auch bei einem etwaigen Startelfeinsatz daran anzuknöpfen.

Es ist an der Zeit, dass er den Durchbruch schafft. Gegen Frankfurt machte er in wenigen Sekunden den Unterschied für den BVB. Genau dafür sind Spieler wie er gemacht.

BVB: Der Spielplan von Borussia Dortmund in der Bundesliga

Datum, UhrzeitGegner
Sa., 31. August, 15.30 UhrWerder Bremen (A)
Fr., 13. September, 20.30 Uhr1. FC Heidenheim (H)
So., 22. September, 17.30 UhrVfB Stuttgart (A)
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