Panel zur Handball-WM: "Ein absoluter Witz, Kraus nicht mitzunehmen"

Für Christian Prokop ist die WM das zweite große Turnier als Bundestrainer.
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3. An folgenden Stellen hätte ich den Kader anders besetzt

Florian Regelmann: Ganz klar auf der Mitte. Ich muss es ehrlich und so klar sagen: Bei allem Respekt vor Martin Strobel ist es für mich ein absoluter Witz, Mimi Kraus nicht mitzunehmen. Und offenbar gab es ja nicht mal Kontakt, das verstehe ich nicht. Deutschland hat ein gewaltiges Problem auf der Mitte, aber den Spieler, der ein Spiel alleine entscheiden kann und der bis zu seiner Verletzung außerirdisch in Form war, nehmen wir nicht mit. Für mich ist das unfassbar. Auch das Streichen von Tobias Reichmann kann ich nicht nachvollziehen, wenn ich daran denke, welch wichtiger Faktor Reichmann beim EM-Titel war. Ich bin auch einfach kein Freund davon, eine Position nicht doppelt besetzt zu haben.

Felix Götz: Moment mal, Flo! Bei aller Wertschätzung für Mimi darf man ja nicht vergessen, dass er ganz selten mal konstant starke Leistungen abgerufen hat. Deshalb finde ich: Anders als 2018, als Prokop mit der anfänglichen Nichtnominierung von Abwehrchef Finn Lemke ein großer und für mich bis heute nicht erklärbarer Fehler unterlaufen ist, kann man dieses Mal nicht meckern. Auch die vorläufige Nichtnominierung von Kai Häfner finde ich nachvollziehbar. Der Hannoveraner war für mich in Kroatien einer der schwächsten DHB-Spieler in einer ohnehin schon schwachen Truppe. Er ist damals völlig abgetaucht. Was ich unglücklich und unnötig fand, war, dass Prokop Andreas Wolff zur Nummer 1 im Tor vor Silvio Heinevetter erklärt hat. Er hätte sich meiner Ansicht nach nicht festlegen sollen.

Sascha Staat: Für mich spielt die Perspektive eines Spielers ebenso eine Rolle wie sein maximales Leistungsvermögen. Daher muss auch ein Bankdrücker im Verein wie Steffen Fäth mit dabei sein, denn seine Fähigkeiten sind unbestritten. Bei der EM 2016 in Polen hat er eindrucksvoll bewiesen, wozu er im Stande ist. Aber ich habe Fragezeichen, was Akteure wie Fabian Böhm oder Martin Strobel angeht. Für sie hätte ich Marian Michalczik und auch Tim Suton mitgenommen. Denn sie könnten unglaublich wichtige Erfahrungen für die Zukunft sammeln. Außerdem fehlt vielen Gegenspielern der Erfahrungswert, gegen sie gespielt zu haben. Böhm ist zwar was das angeht auch ein unbeschriebenes Blatt, steht aber an einem ganz anderen Punkt in seiner Karriere.

Daniel Stephan: Ich bin mit dem Kader eigentlich auch ziemlich einverstanden und kann nicht behaupten, dass ich etwas wesentlich anders gemacht hätte. Ich kann es beispielsweise nachvollziehen, dass Tobias Reichmann nicht dabei ist. Sollte sich Patrick Groetzki verletzen, kann Reichmann ja immer noch nachnominiert werden. Die Nominierung von Franz Semper finde ich sehr gut. Er ist in Leipzig in dieser Saison so etwas wie der Shootingstar, hat tolle Spiele gemacht und einen enormen Zug zum Tor. Man kann von ihm zwar nicht erwarten, dass die WM schon sein Durchbruch wird. Allerdings muss man ja auch an die Zukunft denken. Eine Sache kann man diskutieren: Und zwar, ob man nicht eventuell doch Philipp Weber hätte mitnehmen können, weil er sich zuletzt wieder stabilisiert hat.