Kroatien (4:0-Punkte, 54:46-Tore - DHB vs. Kroatien, Mo., 20.30 Uhr im LIVETICKER)
So lief die Vorrunde: Was Berlin für das DHB-Team war, war München für die Kroaten. Es war im Endeffekt bislang eine Heim-WM, die Stimmung im letzten Vorrundenspiel beim sehr beeindruckenden Erfolg gegen Spanien (23:19) war fast schon Zagreb-like.
Nach dem Auftaktsieg gegen Island (31:27) hatten die Kroaten keine Mühe gegen Japan (35:27), der klare Sieg gegen Mazedonien (31:22) angeführt von einem starken Domagoj Duvnjak war dann ein erstes kleines Ausrufezeichen. Gegen Bahrain (32:20) hatten die Kroaten die Gelegenheit, dem zweiten Anzug Spielpraxis zu verschaffen.
Die bisherigen Erkenntnisse: Ja, auch Kroatien befindet sich im Wandel, nach der enttäuschenden Heim-EM (Platz 5) sind einige Stars wie beispielsweise Ivan Cupic nicht mehr dabei. Igor Vori hat seine Karriere beendet und die Rolle des Teammanagers übernommen. Aber die Kroaten haben dennoch eine brutal stark besetzte und titelreife Mannschaft am Start, das hat die Vorrunde eindeutig gezeigt.
Die Abwehr muss sich vor der deutschen sicher nicht verstecken. Die Spanier entnervten die Kroaten mit der Umstellung auf eine 5-1-Deckung komplett und entschieden in dieser Phase mit einem 5:0-Lauf innerhalb von fünf Minuten letztlich das Spiel.
Kapitän Duvnjak (15 Tore/56 Prozent Quote) ist der klare - auch emotionale - Anführer und unglaublich heiß auf den WM-Titel, das spürt man in jeder Aktion des Kielers. Der Rückraum der Kroaten ist nicht nur wegen Duvnjak spektakulär besetzt. Auf halbrechts muss PSG-Star Luka Stepancic (19 Tore, 66 Prozent Quote) zwar praktisch durchspielen, daneben kann Coach Lino Cervar aber mit Duvnjak, dem genialen Spielmacher Luka Cindric (Kielce) und Igor Karacic (Vardar Skopje) munter durchwechseln, ohne an Qualität zu verlieren.
Karacic (21) und Duvnjak (20) sind von allen Spielern der Hauptrunden-Teams die besten Assistgeber. Gegen Spanien profitierte dann häufig Zeljko Musa (Magdeburg) am Kreis. Bester Werfer der Kroaten ist nach der Vorrunde wenig überraschend Rechtsaußen Zlatko Horvat (23 Tore, 82 Prozent Quote, 8/8 gegen Spanien), der vom Siebenmeter-Punkt und im Tempogegenstoß eine Maschine ist.
Und dann ist da noch Legende Lino Cervar auf der Bank. Der 68-Jährige gehört in die Kategorie Trainer, die man das ganze Spiel lang beobachten möchte. Als Manuel Strlek gegen Spanien statt Ruhe reinzubringen einen risikoreichen Pass übers ganze Feld versuchte und dieser misslang, schimpfte Cervar sicher zwei Minuten lang ununterbrochen in die Richtung Strleks. Wenig später fand sich Strlek auf der Bank wieder und Backup David Mandic übernahm.
Player to watch: Marin Sego (Pick Szeged). Bei einer kroatischen Handball-Nationalmannschaft steht Mirko Alilovic im Tor. Jahrelang war das eigentlich Gesetz, aber jetzt ist Alilovic tatsächlich nicht mehr dabei. Wer jetzt gedacht hätte, dass Kroatien im Tor ein Problem bekommen würde, der sieht sich nach den Eindrücken der Vorrunde total getäuscht.
"Sego! Sego!"-Sprechchöre hallten immer wieder durch die Münchner Olympiahalle. Der 33-Jährige hielt gerade gegen Spanien bärenstark und ist bislang der nötige Rückhalt für die Kroaten (37 Prozent abgewehrte Würfe). Auch positiv: Sein Vertreter Ivan Stevanovic hat in seiner limitierten Einsatzzeit sogar noch einen besseren Wert (39 Prozent) und liegt wie Sego in den Top 10 des Turniers.