Das DHB-Team zeigte in den ersten 30 Minuten gegen Tschechien in der Abwehr inklusive Torhüter in Person von Silvio Heinevetter eine ordentliche bis gute Vorstellung. Was den Angriff betrifft, muss man aber wohl von der schlechtesten ersten Halbzeit bei diesem Turnier sprechen.
Der Mannschaft von Christian Prokop war die Verunsicherung deutlich anzumerken. Außer Steffen Fäth, der fünf der neun Tore in der ersten Hälfte erzielte, war kein weiterer Spieler ein nennenswerter Faktor in der Offensive. Es wurden viel zu viele offene Würfe nicht getroffen. Vor allem Julius Kühn und Paul Drux waren völlig von der Rolle.
Trotzdem führte Deutschland nach 14 Minuten erstmals mit zwei Toren (7:5). Es folgte die schlimmste Phase, in der fast acht Minuten lang kein einziger Treffer gelang. Die Tschechen gingen durch einen 3:0-Lauf mit 8:7 in Führung, nach 25 Minuten hieß es 8:10 aus Sicht des Titelverteidigers.
Erst jetzt brachte Prokop, der insgesamt bemüht war, nicht so viel wie bisher zu wechseln, den gegen Mazedonien so starken Steffen Weinhold. Dennoch ging der von Jan Filip und Daniel Kubes trainierte Außenseiter, der keineswegs besonders gut spielte, mit einer 10:9-Führung in die Kabine.
Zu Beginn der zweiten Halbzeit durfte das DHB-Team vier Minuten am Stück in Überzahl spielen, doch auch dabei machte der Europameister von 2016 eine fürchterliche Figur. Nach 35 Minuten führte Tschechien mit 13:11. Es blieb auch in der Folgezeit ein schwacher Auftritt der deutschen Mannschaft, die nach 47 Minuten mit 16:18 zurücklag und sich längst bei Heinevetter (12 von 29, 41 Prozent) und Fäth bedanken durfte, dass sie überhaupt noch im Spiel war.
12 Minuten vor dem Ende rückte trotzdem Andreas Wolff zwischen die Pfosten - eine herausragende Entscheidung, denn der Kieler hielt bärenstark. Prokop ließ zudem immer wieder mit dem siebten Feldspieler agieren. Und tatsächlich erzielte Drux mit seinem ersten Tor sieben Minuten vor dem Ende das 19:18. Wolff parierte im Gegenzug einen Siebenmeter von Ondrej Zdrahala und Jannik Kohlbacher stellte nach überragendem Zuspiel von Fäth auf 20:18, wenig später Weinhold sogar auf 21:18. Damit war die Partie gedreht und gelaufen.
Die Daten zum Spiel
Anfangsformation DHB: Heinevetter - Gensheimer, Fäth, Drux, Häfner, Groetzki, Pekeler
Torschützen Deutschland: Fäth (8), Gensheimer (3 - 1 von 1 Siebenmeter), Weber, Kohlbacher, Drux (alle 2), Wiencek, Pekeler, Weinhold, Groetzki, Häfner (alle 1)
Torschützen Tschechien: Cip (6), Kasparek (4), Zdrahala (4 - 2 von 3 Siebenmeter), Horak (3), Mrkva, Becvar (beide 1)
Der Star des Spiels: Andreas Wolff
Auch Fäth und Heinevetter könnten hier problemlos stehen, weil beide eine starke Partie zeigten. Als Wolff aber nach 48 Minuten beim Stande von 16:18 auf die Platte kam, kippte die Partie komplett in Richtung Deutschland. Der Kieler parierte einen ganz wichtigen Siebenmeter und kassierte insgesamt nur ein Tor (3 von 4).
Der Flop des Spiels: Roman Becvar
War in den knapp 20 Minuten, die er auf dem Feld war, überhaupt kein Faktor. Leistete sich mehrere Ballverluste und traf nur einen seiner vier Würfe.
Die Reaktionen
Christian Prokop (Bundestrainer): "Wir haben zu viele technische Fehler gemacht. Das Nervenkostüm hat geflattert."
Steffen Fäth: "Das war ein absoluter Kampf heute. Zum Glück hat es am Ende gereicht. Wir stehen natürlich unter Druck, weil wir jedes Spiel gewinnen müssen. Das wichtigste ist, dass wir uns reingebissen haben."