Aus dem Traum vom Wüstenmärchen ist ein Albtraum geworden. Die DHB-Auswahl verpasste auch aufgrund von kuriosen Schiedsrichterentscheidungen den ersten Einzug in ein WM-Halbfinale seit 2007. Damit muss auch weiterhin um ein Ticket für einen der Startplätze bei einem Olympia-Qualiturnier gebangt werden.
Deutschland spielt jetzt um die Plätze fünf bis acht. Am Mittwoch um 14 Uhr heißt der Gegner Kroatien.
Bester deutscher Werfer war Uwe Gensheimer mit fünf Toren. Dahinter folgten Patrick Groetzki (4), Patrick Wiencek, Steffen Weinhold, Martin Strobel und Paul Drux (alle 3), Hendrik Pekeler (2) und Mimi Kraus (1). Bei Katar traf Rafael Capote acht Mal, Zarko Markovic erzielte sechs Treffer.
Reaktionen:
Dagur Sigurdsson (Trainer Deutschland): "Die Enttäuschung ist sehr groß. Es war ein sehr schweres Spiel. Wir haben schlecht angefangen. Danach waren wir oft dran, aber wir haben sie nie geknackt. Die Jungs haben unglaublich gekämpft."
Uwe Gensheimer (Deutschland): "Das kann man nicht in Worte fassen. Wir hatten eine riesige Möglichkeit, etwas ganz Großes zu erreichen. Wir haben unser schlechtestes Spiel bei dieser WM abgeliefert. Das ist bitter."
Silvio Heinevetter (Deutschland): "Heute können wir das Spiel nicht gewinnen. Wir sind immer noch Gäste hier im Land. Da muss ich aufpassen, was ich sage. Aber jeder, der das Spiel gesehen hat, weiß, was ich meine."
Der SPOX-Spielfilm:
Vor dem Spiel: Keine Überraschungen in der ersten Sieben. Lichtlein, Gensheimer, Drux, Strobel, Weinhold, Groetzki und Wiencek beginnen. In der Abwehr kommt wie immer Pekeler für Strobel ins Team. Bei Katar schenkt Rivera zunächst Saric das Vertrauen zwischen den Pfosten.
6.: Genau das darf nicht passieren. Das DHB-Team arbeitet in der Deckung stark, klaut Markovic den Ball und fährt den Tempogegenstoß. Groetzki geht alleine auf Saric zu - und der Keeper hält unfassbar. Bitte keinen Sahnetag für Saric, sonst wird es kompliziert. 1:1.
13.: Es läuft mäßig. Deutschland tut sich im Angriff gegen die aggressive Deckung der Gastgeber schwer. Auf der anderen Seite gelingt das Anspiel an den Kreis bislang zu einfach. Zweiter Siebenmeter für Katar, zum zweiten Mal verwandelt Markovic - 3:6 aus deutscher Sicht.
22.: Da Lichtlein keinen Ball zu packen bekommt, ist mittlerweile Heinevetter drin. Erst einen Siebenmeter gegen Markovic, dann einen Rückraumkracher von Capote - der Berliner hält in dieser Phase, was es zu halten gibt. Doch die Deutschen sind nicht konzentriert genug und kassieren das nächste Tor - 14:8 für Katar.
30.: Halbzeit! Und wir erleben hier unser blaues Wunder. Probleme gegen Katars teilweise extrem aggressive Deckung, keine Mittel gegen den Rückraum des Gegners. Insgesamt desolat in der Abwehr. Dazu im Angriff zu viele technische Fehler und Fehlwürfe, Gensheimer scheitert beispielsweise zwei Mal per Siebenmeter an Stojanovic. Das DHB-Team wird sogar noch mit einem Kempa-Trick gedemütigt. Es muss sich viel ändern ändern, wenn das hier noch was werden soll. Katar führt 18:14.
36.: Erwischt das DHB-Team wie so oft einen guten Start in die zweite Hälfte? Es geht so. 2:2, also 20:16 steht es. Strobel rennt in seinen Gegenspieler rein - Offensivfoul, Ballbesitz Katar. Immerhin: Heinevetter ist gut im Spiel.
44.: Gensheimer ist durch, doch es wird abgepfiffen. Die Schiris wollen mal wieder ein Offensivfoul gesehen haben. Capote packt auf der anderen Seite den Hammer aus dem Rückraum aus und macht das 22:19.
48.: Das darf nicht wahr sein! Drux scheitert an Saric. Wiencek kommt angeflogen und bekommt den Ball, wirft ihn aber drüber. Was dann kommt, ist eh klar: Capote schenkt uns die nächste Bude ein. Katar führt 25:22.
55.: Neeeeiiiiiiiiiiiiiiiiin!!! Der mittlerweile unfassbar starke Saric hält Weinholds Wurf aus dem Rückraum. Erneut springt Wiencek ein - und wieder ist das Ding nicht drin. Man könnte hier verrückt werden. Vidal besorgt kurz darauf das 26:23 für Katar. Jetzt wird es unfassbar eng.
Der Star des Spiels: Rafael Capote. Ja, Danijel Saric parierte in der Schlussphase überragend. Doch insgesamt war der Torhüter gar nicht mal so super (10/31, 32 Prozent). Capote hingegen knallte der deutschen Mannschaft die Bälle nach Belieben aus dem Rückraum rein. Von jenseits der neun Meter verwandelte der gebürtige Kubaner sieben von zehn Würfen! Insgesamt lag seine Quote bei 73 Prozent. Mit acht Toren war er zudem Topscorer.
WM-Roundup: Alle Spiele, alle Ergebnisse, alle Topscorer
Der Flop des Spiels: Carsten Lichtlein. Wo war der Lichtlein vom Ägypten-Spiel? Nicht da! Der Gummersbacher war zwar oft dran, trotzdem kullerten die Bälle noch irgendwie über die Linie. Seine Quote bis zur 18. Minute: 2/12, 17 Prozent. Dann kam Heinevetter und machte seine Sache richtig stark (11/27, 41 Prozent)
Das fiel auf:
- Deutschland begann mit einer 5:1-Deckung, stellte dann auf 4:2 um. Doch besser wurde es erst im zweiten Durchgang. 18 Gegentore in einer Halbzeit sind ein fürchterlicher Wert. Katar agierte derweil mit einer offensiven 6:0-Deckung. Teilweise hatte das DHB-Team mit der Aggressivität große Probleme.
- Die Anspiele an den Kreis gelangen den Kataris gerade in der Anfangsphase viel zu einfach. Vidal war nicht zu packen und erzielte schnell vier Tore. Mit Müller gegen Vidal wurde es etwas besser.
- Es waren einige schlechte Entscheidungen der Schiedsrichter Nachevski und Nikolov dabei. Gegen das DHB-Team wurden teils lächerliche Offensivfouls gepfiffen. Zudem hätte Roine nach seiner Rangelei mit Gensheimer auch Rot sehen können. Er provozierte den Löwen und hatte seine Hand in Gensheimers Gesicht. Für den Sieg der Kataris waren die Schiris aber sicher nicht in erster Linie verantwortlich.
- Das, was sich Deutschland vorgenommen hatte, aus einer guten Abwehr heraus zu Tempogegenstößen und einfachen Toren zu kommen, gelang Katar über weite Strecken deutlich besser.
- Das DHB-Team leistete sich viel zu viele technische Fehler und ließ viel zu viele Möglichkeiten liegen. Die Ruhe, für die die Sigurdsson-Truppe zurecht gelobt worden war, war diesmal nicht zu spüren. Außerdem kamen ungewöhnlich viele Würfe erst gar nicht auf das Tor.
- Deutschland war in der zweiten Halbzeit in der Abwehr deutlich stabiler und Heinevetter stark. Dafür hakte es jetzt im Angriff. Was auch daran lag, dass Weinhold leicht angeschlagen war.
Die WM im Überblick