Die Verhaftung nach der Autofahrt unter Medikamenteneinfluss ist Vergangenheit, die Gedanken an ein Karriereende sind vergessen: Wenn Tiger Woods am Donnerstag in Albany auf den Bahamas um 12.05 Uhr Ortszeit erstmals seit Anfang Februar wieder an den Abschlag geht, beginnt der Golf-Superstar bei null.
Als Nummer 1199 der Weltrangliste. Als Rekonvaleszent. Aber vor allem erleichtert. "Es war ein jahrelanger Kampf. Da mit einem guten Ende rauszukommen, ist aufregend", sagte der alte und neue Hoffnungsträger der Branche.
Medikamenten-Cocktail und Bewährungsstrafe
Dass er überhaupt noch einmal in eine solche Situation kommt, hatten nur wenige geglaubt. Der Tiger schien am Ende. Im April war er zum vierten Mal am Rücken operiert worden, einen Monat später fand ihn eine Polizeistreife schlafend im Wagen am Straßenrand vor, vollgepumpt mit einem Medikamenten-Cocktail.
Mit einer Bewährungsstrafe und der Zusage für einen Therapiebeginn kam Woods im Oktober glimpflich davon.
Auch Deutschlands Golf-Ikone Bernhard Langer hatte den Glauben an den einstigen "Heilsbringer" schon verloren. "Ich glaube, Tiger Woods wird als Golfer nie mehr dahin kommen, wo er mal war. Er ist zu lange von seinem damaligen Niveau weg gewesen", hatte der 60-Jährige erklärt.
Karriereende war "absolut möglich" - vierte OP beendet Leiden
Woods selbst wusste manchmal nicht mehr, wie es weitergeht. Der Blick in die Zukunft war düster. "Ich weiß nicht, was die Zukunft bereithält", hatte er noch im September hilflos erklärt. Selbst das Karriereende, so Woods, sei "absolut möglich".
Einzig die Hoffnung, es vielleicht doch noch irgendwie zurück auf die Fairways und Grüns zu schaffen, hielt ihn aufrecht. Und allmählich stellte sich Besserung ein. Mitte Oktober sorgte der 41-Jährige dann für Aufregung, als er ein kurzes Video postete. Dort schlug er erstmals wieder mit dem Driver Bälle. "Ich mache Fortschritte", verkündete Woods der Golf-Gemeinde, die auch gleich in Verzückung geriet.
Der vierte Eingriff hat offenbar die Wirkung gezeigt, auf die Woods schon seit Jahren gewartet hatte. Zwar fühlt er sich im Rücken etwas steifer, aber, was viel wichtiger ist, die Schmerzen sind endlich weg. Seinen Schwung aus dem Lehrbuch hat er den neuen Bedingungen angepasst. "Ob mein Schwung jetzt klassisch aussieht oder unorthodox, kümmert mich nicht. So lange ich keine Schmerzen habe", sagte Woods.
Schlaglänge und kurzes Spiel beeindrucken
Beobachter stellten in der Vorwoche bei einem Vierball-Wettbewerb unter anderem mit US-Präsident Donald Trump und dem Weltranglistenersten Dustin Johnson überrascht fest, dass Woods keinesfalls Schlaglänge eingebüßt hat. "An den zehn Löchern, an denen sie Driver benutzt haben, waren Woods und Johnson jeweils fünfmal länger", sagte der ehemalige Tourspieler Brad Faxon. Dustin Johnson ist einer der Longhitter auf der US-Tour.
Nun bedeutet Schlaglänge nicht gleichzeitig auch Erfolg, aber Faxon war auch vom kurzen Spiel des Tigers beeindruckt. Für Woods geht es nun darum, "meinen Rhythmus zu finden, schließlich habe ich in den letzten zwei Jahren praktisch kaum gespielt". Zuletzt war er am 3. Februar in Dubai angetreten, gab aber vor der zweiten Runde auf.
Erst im Dezember zuvor hatte er ebenfalls auf den Bahamas sein Comeback nach einer damals 15-monatigen Pause bestritten. Es war eine Rückkehr mit Licht und Schatten, aber ohne Schmerzen. So soll es ab Donnerstag wieder sein.