Die ultimative Demütigung folgte nach dem Abpfiff. Als sich die Spieler von Schalke 04 vor die Nordkurve stellten, schlugen ihnen lautstarke Pfiffe und Beleidigungen entgegen. Noch bevor sich Ersatzkapitän Paul Seguin und Co. für den nächsten peinlichen Auftritt entschuldigen konnten, wurden sie von den Ultras wieder weggeschickt.
"Absolut scheiße" habe sich das angefühlt, gab Seguin zu: "Wir spielen nicht das, was Schalke 04 wert ist. Jeder der mal Fußball gespielt hat, will den Fans was anderes zeigen." Auch Kees van Wonderen bekam bei seiner misslungenen Heimpremiere in der 2. Bundesliga gegen die SpVgg Greuther Fürth (3:4) ein Gespür dafür, welch Wucht die Schalker Fans erzeugen können.
"Ich habe es jetzt auch bemerkt, wie heiß es sein kann, wie schwer es sein kann, wenn wir die Sachen nicht gut machen", sagte der neue Trainer. Es sei "ein Tag, an dem alles falsch gelaufen ist", gewesen. "Wir haben nicht gut genug verteidigt, waren ohnmächtig im Angriff", erklärte der Niederländer und konstatierte: "Es wird schwierig, uns da rauszuholen."
Ohnmacht und Ratlosigkeit beherrschen die Krise bei Schalke 04
Die Pleite gegen das Kleeblatt, das mit den Entlassungen von Trainer Alexander Zorniger und dem langjährigen Manager Rachid Azzouzi eine turbulente Woche durchlebt hatte, legte die großen Probleme der Schalker schonungslos offen. Es mangelt quasi an allem, auch an dem, für das der selbsterklärte Kumpel- und Malocher-Klub stehen will.
Es geht keiner voran, der Zusammenhalt fehlt. Die Mannschaft hat keine Anführer. "Jetzt, wo es brennt, kann man das bejahen. Es fehlen die Arturo Vidals", sagte Ben Manga, Direktor für Scouting, Kaderplanung und die Jugendabteilung: "Es kann nicht sein, dass 18-Jährige das Ding hier leiten."
Manga trägt dabei eine Mitschuld, war er doch mitverantwortlich für den großen Umbruch im vergangenen Sommer. 15 neue Spieler kamen, nur wenige erfüllen die Erwartungen. "Ich nehme mich da komplett mit rein", sagte der 50-Jährige.
Schalke kassiert gegen Fürth nächste Pleite
Als Resultat erreichte die Krise auf Schalke einen neuen Tiefpunkt. Das letztlich knappe Ergebnis darf nicht über eine insgesamt schwache Leistung hinwegtäuschen. Roberto Massimo (23./39.) und Damian Michalski (27.) trafen vor der Pause für dominierende Gäste, der zwischenzeitliche Anschluss durch Max Grüger (32.) kam aus dem Nichts.
Kurz nach der Gelb-Roten Karte für den Schalker Felipe Sanchez (48.) traf Noel Futkeu (62.) zum 1:4. Viele der über 60.000 Zuschauer verließen daraufhin fluchtartig das Stadion. Die aktive Fanszene stellte ihre Unterstützung ein, es herrschte eine gespenstische Stimmung. Daran änderten auch die Treffer durch Seguin (78.) und Taylan Bulut (90.+2) nichts.
Mit nur acht Punkten aus zehn Spielen und schon 24 Gegentore ist die Lage bedrohlich. Immerhin folgt nun etwas Ablenkung vom Ligaalltag. Am Dienstag (18 Uhr) gastieren die Königsblauen im DFB-Pokal beim FC Augsburg.