HSV auf dem Weg zum Zweitliga-Stammgast? Fragen und Antworten zum verpassten Aufstieg des Hamburger SV

Von Stanislav Schupp
Lange Gesichter bei den HSV-Spielern nach der 2:3-Pleite beim abstiegsbedrohten VfL Osnabrück.
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Boldt und der "eingeschlagene Weg": Quo vadis, HSV?

Trotz des erneuten Scheiterns sieht Boldt den HSV auf dem richtigen Weg. "Viele Menschen erkennen auch, welchen Weg wir eingeschlagen haben, dass wir eine Identität formen wollen. Außer vom Verpassen des Aufstiegs ist der HSV in vielen Dingen keine Lachnummer. Da gibt es vielleicht andere Vereine", erklärte der 39-Jährige nach dem Osnabrück-Spiel am Sky-Mikrofon.

Es gehe darum, "während der Saison auch bei sich zu bleiben und nicht abzuheben und vom Aufstieg zu träumen. Wir können nicht immer nur von Druck reden", führte Boldt zunächst aus, um schließlich dennoch diese Marschroute vorzugeben: "Wir werden definitiv Luft holen und einen neuen Anlauf nehmen."

"Jedes Jahr heißt es, dass man die Erwartungen nicht zu hoch schrauben sollte, weil man ein Zweitligist ist. Dass man ein Zweitligist ist, weiß man jetzt. Dennoch spricht man beim HSV immer vom Top-Favoriten", kritisiert Scholz den Hamburger Ansatz. In der kommenden Spielzeit werde es viele Mannschaften geben, "die man eher vor dem HSV wähnen würde". Mit Schalke steht bereits ein erster ernstzunehmender Konkurrent um den Aufstieg fest, mit dem 1. FC Köln oder Werder Bremen könnten weitere folgen. Als absoluter Favorit gehen die Hamburger also nicht die Saison 2021/22.

Laut Scholz benötige der Klub daher eine andere Zielsetzung: "Der bisherige Weg hat den Verein viel sportliches und wirtschaftliches Prestige gekostet. Der HSV darf die Ansprüche nicht nur verbal herunterschrauben, sondern muss das auch umsetzen. Man kann den Aufstieg zwar in Aussicht stellen, muss sich aber im Klaren sein, dass es ein harter Weg wird." Der ständige Versuch eines Neuaufbaus sei das größte Problem der vergangenen Jahre gewesen, vor allem mit Blick auf die Besetzung des Cheftrainer-Postens. "Die Entlassung von Thioune wäre zu diesem Zeitpunkt nicht mehr nötig gewesen, da der Aufstieg nahezu nicht mehr zu schaffen war", sagt Scholz: "Wenn Boldt wirklich von Thioune überzeugt war, hätte er sich eingestehen müssen, dass auch der Trainer Fehler machen kann."

Dabei ist fehlende Konstanz das große Stichwort: Sieben Trainer installierte der HSV in den vergangen fünf Jahren. Mit Hannes Wolf, Dieter Hecking und Thioune verpassten die letzten drei den Wiederaufstieg. "Wenn man von einer Idee und Arbeit überzeugt ist, dann muss man dem Ganzen einen Spielraum geben und auch ein Tief akzeptieren. Der HSV täte gut daran, konstanter zu arbeiten. Das bedeutet auch, Ideen durchzusetzen, wenn sie nicht direkt funktionieren", betont Scholz. Dies gilt auch für Boldt selbst, der natürlich in der Kritik steht, im Umfeld der Hamburger jedoch als Typ gilt, der etwas auf die Beine stellen kann.

Andernfalls bestehe die Gefahr, "dass man sich in der zweiten Liga festsetzt und zusehen muss, dass es keine allzu großen wirtschaftlichen Folgen mit sich bringt".