Außerdem erzählt Weydandt, wie er mit Sprechchören über sich umgeht und wie lange er brauchte, um den Abstieg mit Hannover 96 zu verarbeiten.
Herr Weydandt, Sie leben mit zwei Freunden aus Ihrer Zeit beim Oberligisten Germania Egestorf zusammen in einer WG. Nehmen Sie uns doch mal mit in Ihren Alltag.
Hendrik Weydandt: Also für den Müll ist schon mal jeder verantwortlich. (lacht) Im Ernst: Durch den Fußball ist mein Alltag sehr durchstrukturiert. Ich stehe früh auf und muss kein Essen auftreiben, da ich am Trainingsgelände frühstücke. Nach dem Training und anderen Terminen bin ich gegen Abend wieder zu Hause. Dort passiert dann auch nichts mehr Extraordinäres.
Wie verbringen Sie sonst die Zeit in Ihrer WG?
Weydandt: Das kommt darauf an, was meine Mitbewohner im Fernsehen gucken. Wenn ich die Tür aufmache und sich die beiden Reality-Shows anschauen, bleibt mir ja nichts anderes übrig, als in mein Zimmer zu gehen. So etwas zu sehen, ist eine völlige Katastrophe! Ansonsten spielen wir gerne Brettspiele. Bei "Risiko" zerstöre ich gerne mal Freundschaften. (lacht) Wir spielen aber auch Playstation und haben daher drei Stück in der WG.
Können Sie eigentlich noch den Begriff Märchenstürmer hören?
Weydandt: Der Begriff ist prinzipiell ja etwas Positives. Ich kann damit viele tolle Erinnerungen verbinden, die ich nie vergessen werde. Von daher habe ich mich nie gegen das Wort gewehrt, obwohl es für mich natürlich kein Märchen war. In dieser Zeit habe ich aber auch sehr schnell gemerkt, dass die Medien das schreiben, was sie schreiben wollen.
Ab welchem Zeitpunkt haben Sie eigentlich realisiert, dass Sie Ihren Traum leben können?
Weydandt: Das war, als ich aus dem Trainingslager der Profis zurückkam und mir ein Profi-Vertrag angeboten wurde. Danach habe ich mich an den Hörer gesetzt und mit Familie und Freunde darüber gesprochen.
Weydandt über seine Arbeit in der Steuerkanzlei
Sie haben BWL studiert. Vor dem Profigeschäft hieß der Plan eigentlich, in der Steuerkanzlei Ihres Vaters anzufangen. Steht der Plan noch?
Weydandt: Klar, das ist immer noch geplant. Ich kann ja nicht bis 60 professionell Fußball spielen. Von daher brauche ich nach diesem Lebensabschnitt ein neues Standbein und so läuft der Plan im Stillen weiter.
Wie bleiben Sie diesbezüglich auf dem Laufenden? Sie werden ja schlecht in Ihrer Freizeit Jahresabschlüsse prüfen können.
Weydandt: Einen Jahresabschluss darf ich noch gar nicht prüfen. Aber natürlich muss ich dahingehend fit bleiben. Wenn ich mich mit einem Thema beschäftige, was nicht mit Fußball zu tun hat, nimmt das den Stress runter. Ich arbeite in der Kanzlei ab und zu mit und habe dort meine kleineren Aufgaben, die mich interessieren. Es ist auf jeden Fall eine andere Art, vom Fußball abzuschalten.
Dass Sie sich mit viel Aktivität auf Social-Media-Kanälen ablenken, kann man wahrlich nicht sagen. Sie sind dort wenig präsent. Warum?
Weydandt: Vielen Spielern hilft das Profil auf Social Media für die eigene Vermarktung. Das große Paradebeispiel hierfür ist bekanntlich Cristiano Ronaldo. Ich akzeptiere das, weil es für viele Menschen ein Geschäftsmodell geworden ist. Für mich persönlich wäre das aber nichts. Ich passe enorm auf, dass ich nichts aus meinem privaten Leben poste. Hin und wieder poste ich mal ein Fußball-Bild, das war es für mich aber auch. Es hat für mich einfach keine Priorität.
Weydandt: "Wir Kerle sind oft sehr autofokussiert"
Einige Sportler protzen ja gerne mit Ihren Autos. Was denken Sie darüber?
Weydandt: Wir Kerle sind ja oft sehr autofokussiert. Ich habe mal mit einem Mitspieler gesprochen, der ein extremes Faible für Autos hat. Am Anfang dachte ich mir auch: "Klar, ein Fußballer. Der braucht gleich vier Autos, eins reicht nicht." Der Mitspieler wollte aber immer etwas mit Autos machen. Er wäre auch Werkstatt-Monteur geworden, hätte es mit dem Fußball nicht geklappt. Nach diesem Gespräch konnte ich es dann nachvollziehen, dass jemand auch so seiner Leidenschaft nachgehen kann. Niemand hat das Recht, ihn dafür zu verurteilen. Ich würde jetzt aber nicht darauf wetten, dass man mich in ein paar Jahren im Porsche sieht. (lacht)
Was ist denn neben dem Fußball Ihre Leidenschaft?
Weydandt: Ich spiele hin und wieder Klavier. Das kann man aber nicht mit Autos vergleichen, da ich mir ja nicht alle zwei Wochen ein neues Klavier kaufe.
Gönnen Sie sich etwas, was vor Ihrer Karriere nicht möglich war?
Weydandt: Ich habe es zum Beispiel sehr genossen, dass ich mir im Sommer einen großen USA-Urlaub leisten konnte. So einen Trip macht man sonst höchstens alle zehn Jahre.