Michael Frontzeck blickte gewohnt grimmig drein und antwortete auf die ein oder andere Frage gleich mit einem knurrigen "davon können sie ausgehen". Damit passte der erste Auftritt des neuen Trainers im Jogginganzug des 1. FC Kaiserslautern immerhin zur Lage des stark abstiegsbedrohten Fußball-Zweitligisten. Frontzeck hat am Donnerstag eine "Mission Impossible" beim viermaligen Meister und zweimaligen Pokalsieger begonnen - das weiß der Nachfolger von Jeff Strasser selbst.
"Außerhalb der Pfalz hat man das Gefühl, dass der Betzenberg schon abgetragen wird. Die Berichterstattung vermittelt, dass im Grunde alles ganz schlimm ist", sagte Frontzeck, der einen Vertrag bis Juni 2019 unterschrieben hat - nicht ohne Grund für die 2. und 3. Liga. Der 53-Jährige folgt auf Strasser (43), weil der Luxemburger aufgrund von Herzrhythmus-Störungen mehrere Wochen pausieren muss und deshalb sein Amt zur Verfügung stellt.
Keine Gewissheit über Strasser
Strasser wurde am 24. Januar beim abgebrochenen Spiel bei Darmstadt 98 ins Krankenhaus eingeliefert. "Wir haben keine Gewissheit, dass Jeff in sechs Wochen wieder zur Verfügung steht. Gesund zu sein und diesem Stress als Trainer standzuhalten, sind zwei verschiedene Paar Schuhe", sagte Sportdirektor Boris Notzon: "Eine Brückenlösung wäre nicht im Sinne des Vereins gewesen." Laut Notzon habe Strasser dem zugestimmt.
"Ich habe gerade länger mit Jeff gesprochen", berichtete Frontzeck, der seinen Vorgänger noch aus gemeinsamen Tagen beim Bundesligisten Borussia Mönchengladbach kennt. In der aktiven Zeit Strassers bei der Borussia war Frontzeck Assistenztrainer. "Wir hatten immer ein gutes Verhältnis. Wir werden in Kontakt bleiben", sagte der frühere Nationalspieler.
Der neue Coach ("Ich habe einen Hang zu Traditionsklubs") braucht sicher den Rat Strassers. "Die sportliche Situation ist nicht lustig", sagte Frontzeck, der vor dem nächsten Spiel des abgeschlagenen Schlusslichts am Sonntag (13.30 Uhr/Sky) bei Eintracht Braunschweig Zweckoptimismus verbreitete. "Ich gehe zuversichtlich ran - wohl wissend, dass es nicht ganz einfach wird", sagte der gebürtige Gladbacher, der zuletzt bis Dezember 2015 den Bundesligisten Hannover 96 betreut hatte.
Dort arbeitete Frontzeck mit Martin Bader zusammen. Der neue Sportvorstand, der den Coach empfohlen hat, wurde ebenfalls am Donnerstag vorgestellt. "Ich will nicht mit Visionen um mich werfen, sondern mit Taten überzeugen", sagte der 49-Jährige: "Wir sind in einer ganz kritischen sportlichen Verfassung. Dazu gibt es große wirtschaftliche Herausforderungen."
Altintop als Hoffnungsträger
Tatsächlich ist es nach wie vor ungewiss, ob die chronisch klammen Roten Teufel die 3. Liga stemmen können. Der Absturz in die Regionalliga droht. Verhindern soll das unter anderem Halil Altintop. Der Stürmer kehrt elfeinhalb Jahre nach seinem Abschied zum FCK zurück. Der 35-Jährige unterschrieb einen Vertrag bis Sommer 2019, der ligaunabhängig gilt.
Mit einer Groß-Baustelle abseits des Platzes muss sich die Stadt Kaiserslautern seit Wochen beschäftigen. Da der FCK für die nächste Saison eine Reduzierung der Miete für das Fritz-Walter-Stadion beantragt hat (2,4 Millionen Euro statt der vereinbarten 3,2 Millionen Euro für die 2. Liga, 425.000 Euro für die 3. Liga), droht eine Finanzierungslücke.
Der Vorschlag von Oberbürgermeister Klaus Weichel (SPD), die Grundsteuer B um 65 Prozentpunkte auf die Rekordmarke von 525 Prozent anzuheben, rief in der Bevölkerung einen Sturm der Entrüstung hervor. Nun werden andere Modelle diskutiert - unter anderem ein Solidaritätszuschlag, den die Stadionbesucher entrichten sollen.