Modus der WM in Katar: Qualifikation und Anzahl der Teilnehmer
Als die FIFA die Aufstockung auf 48 WM-Teilnehmer beschloss, sollte diese Regelung eigentlich erst für die WM 2026 in Kraft treten. Kurzzeitig wurde darüber diskutiert, ob in Katar schon 48 Teilnehmer dabei sein sollen, dies wurde aber vorerst verschoben. "Wir haben der FIFA-Administration den Auftrag erteilt, die Möglichkeit mit 48 Teams zunächst mit Katar zu besprechen", sagte Gianni Infantino.
Daher bleibt es wohl bei der eigentlichen Anzahl von 32 Teilnehmern. Dort würde die Startplatzvergabe an die einzelnen Kontinentalverbände wie folgt aussehen:
- Europa: 13
- Afrika: 5
- Südamerika: 4,5
- Asien: 4,5
- Nord-/Mittelamerika und Karibik: 3,5
- Ozeanien: 0,5
Zwischen den vier Kontinentalverbänden mit halben Startplätzen finden vor der Endrunde interkontinentale Entscheidungsspiele statt, die über die Qualifikation der zwei verbliebenen Startplätze entscheiden. Der finale Spielplan wird erst nach der Auslosung feststehen, sie ist im April 2022 geplant.
Wann die Winter-WM stattfindet: Alle Infos zum Zeitplan
Erstmals in der FIFA-Geschichte wird im Jahr 2022 eine Weltmeisterschaft nicht im Sommer ausgetragen. Eigentlich ist es aber keine richtige Winter- sondern eine Herbst-WM. Das Eröffnungsspiel am 21. November 2022 markiert den Beginn des Turniers, der Termin für das Finale ist der 18. Dezember 2022. Der kalendarische Winter beginnt aber erst am 21. Dezember 2022.
Das Final-Datum ist ein besonderer Tag für die Gastgeber in Katar: Am 18. Dezember 1878 trennte sich Katar durch einen Schutzvertrag mit Großbritannien von Bahrain - vorangegangen war ein 100 Jahre andauernder Machtkampf der Sippen Al Thani und Al Chalifa.
Zurück zur Aktualität: Der Grund für den ungewöhnlichen Termin im Winter ist die große Hitze auf der arabischen Halbinsel mit Temperaturen von bis zu 50 Grad Celsius während der Sommermonate, die Verlegung wurde im März 2015 endgültig beschlossen. Weil der Zeitraum der Austragung kurz vor Weihnachten in die normale Fußball-Saison fällt, schraubte die FIFA am Zeitplan. Das Turnier wurde auf 28 Tage verkürzt, weniger waren es seit der WM 1978 in Argentinien nicht mehr - damals nahmen aber auch nur 16 Mannschaften an der Fußball-Weltmeisterschaft teil. Die WM 2018 in Russland dauert drei Tage länger.
Der Grund für die Verkürzung: Die FIFA muss Ausgleichszahlungen an die Vereine leisten, die ihre Spieler für das Turnier abstellen. "Wir erwarten ebenso die Bereitschaft, den Schaden für die Clubs zu kompensieren", sagte Bayern-Boss, Karl-Heinz Rummenigge, damals in seiner Funktion als Sprecher der europäischen Topklubs.
Je weniger Tage das Spektakel am Golf dauert, desto weniger Geld wird überwiesen. Problem: Der Spielplan ist eigentlich unantastbar, weil schon zuvor 64 WM-Spiele an die TV-Sender verkauft wurden. Ein Verzicht auf das Achtelfinale, wie es der ehemalige DFL-Funktionär Andreas Rettig ins Gespräch gebracht hatte, ging also gar nicht.
Auch sonst wurde verlegt und verschoben: So müssen die großen europäischen Ligen wie Bundesliga, Premier League und Primera Division und die UEFA mit Champions League und Europa League ihre Spielzeit 2018/19 unterbrechen, damit die Nationalmannschaften sich auf die WM in Katar vorbereiten können. Der afrikanische Kontinentalverband packte den Africa Cup in den klimatisch suboptimalen Sommer.
Für den Fußball-Fan in Europa bedeutet immerhin ein Thema keine große Umstellung: die Zeitverschiebung. Katar (UTC+3) ist Deutschland im Winter (UTC+1) bei der Uhrzeit um zwei Stunden voraus.
WM-Qualifikation: Termine und Spielplan
Vorher muss noch die aufgrund der Corona-Pandemie ausgetragene WM-Qualifikation gespielt werden. Hier seht Ihr alle Länderspieltermine im Überblick:
- 1. Spieltag: 25.-27. März 2021
- 2. Spieltag: 28.-30. März 2021
- 3. Spieltag: 4.-5. Juni 2021
- 4. Spieltag: 7.-8. Juni 2021
- 5. Spieltag: 2.-4. September 2021
- 6. Spieltag: 5.-7. September 2021
- 7. Spieltag: 7.-9. Oktober 2021
- 8. Spieltag: 10.-12. Oktober 2021
- 9. Spieltag: 11.-13. November 2021
- 10. Spieltag: 14.-16. November 2021
Luxus mit Klimaanlage: Das sind die Stadien für Katar 2022
Futuristisch, verrückt und ziemlich teuer - das trifft auf die Stadien in Katar insgesamt zu. Allein die Kosten für die Baumaßnahmen bezifferte das Organisationskommittee bei der Bewerbung auf 3,714 Milliarden US-Dollar. In zwölf Arenen wollte der Wüstenstaat die Fußball-Weltmeisterschaft austragen. Neun davon sollten komplette Neubauten, nur drei renoviert werden. An der Planung maßgeblich beteiligt war ein Unternehmen aus Deutschland: AS+P, die in Frankfurt ansässige Firma des 1934 in Berlin geborenen und am 15. September 2017 verstorbenen Architekten Prof. Albert Speer.
Allerdings wurden nicht alle Entwürfe der Bewerbung auch wirklich umgesetzt. Aufgrund der heftigen Kritik, dass zwölf große Fußballstadien für ein so kleines Land zu viel seien, wurde die Anzahl der WM-Stadien mit Zustimmung der FIFA auf acht reduziert.
Arena | Ort | Kapazität | Art des Baus | Inspiration | Fertigstellung |
Lusail Iconic Stadium | Lusail (Doha) | 86.250 | Neubau | Unbekannt | Im Bau |
Al-Bayt Stadium | Al-Khor | 60.000 | Neubau | Nomadenzelt | 2018 |
Al-Janoub Stadium | Al-Wakra | 40.000 | Neubau | Dhow-Boot-Segel | 2019 |
Al-Thumana Stadium | Doha | 40.000 | Neubau | Kufi-Kopfbedeckung | 2020 |
Doha Port Stadium | Doha | 40.000 | Neubau | Unbekannt | Unbekannt |
Kalifa International Stadium | Al-Rayyan | 40.000 | Umbau | Stadion | 2017 |
Ahmed bin Ali Stadium | Al-Rayyan | 40.000 | Umbau | Unbekannt | Im Bau |
Education City Stadium | Al-Rayyan | 40.000 | Neubau | Geschliffener Diamant | 2020 |
Menschenrechte und Arbeitsbedingungen: Warum Katar in der Kritik steht
Kritik an Katar gab es schon während der Bewerbungsphase an allen Ecken. Demokratie gibt es im Emirat nicht, das Land ist eine absolute Monarchie. Neben der fehlenden Fußballtradition und den klimatischen Bedingungen sind deshalb die politischen Verhältnisse im Land der Hauptpunkt der Kritik.
Menschenrechte sind in Katar nicht gesichert. So stehen etwa homosexuelle Handlungen in Katar unter Strafe, bis zu fünf Jahre Haft drohen - Ex-FIFA-Präsident Sepp Blatter nach der Vergabe unter Gelächter: "Ich denke, sie sollten bei der WM jegliche sexuellen Aktivitäten unterlassen." Ganz sicher jedoch werde es alkoholische Getränke während der WM geben.
Die Probleme hören damit jedoch noch längst nicht auf. Ein Skandal sind unter anderem die Arbeitsbedingungen. Schon im September 2013 berichtete der Guardian über Ausbeutung nepalesischer Gastarbeiter und zahlreiche Tote. Zwischen dem 4. Juni und dem 8. August 2013 seien 44 Gastarbeiter ums Leben gekommen, die Hälfte von ihnen nach Herzversagen oder Arbeitsunfällen, ausgelöst durch die Arbeitsbedingungen auf den Baustellen. Selbst ein 103-seitiger Bericht von Amnesty International im November 2013 kümmerte den Fußball-Weltverband kaum.
Eine Neuvergabe der Weltmeisterschaft lehnte die FIFA unter Blatter trotzdem vehement ab. Auch wenn in Katar das Kafala-System herrscht, das manche als moderne Sklaverei bezeichnen - Ausländer dürfen nur ihren Arbeitsvertrag kündigen und das Land verlassen, wenn ihr Arbeitgeber dies erlaubt - sah die FIFA nur angebliche Vorteile einen "Beitrag zur Völkerverständigung". Selbst Profi-Fußballern leiden übrigens unter dem Kafala-System, auch sie werden teils ohne Lohn im Land festgehalten.
Selbst in Arabien ist Katar teilweise isoliert. Ägypten, Bahrain, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate brachen im Juni 2017 die diplomatischen Beziehungen zum WM-Gastgeber ab und gaben als Grund die Unterstützung des islamistischen Terrorismus durch die katarische Regierung an. Jemen, Libyen und die Malediven schlossen sich der Blockade an, die die Schließung sämtlicher Grenzen beinhaltete. DFB-Präsident Reinhard Grindel dachte daraufhin gegenüber der Welt über Boykott nach. Man werde sich mit UEFA und Bundesregierung abstimmen, jedoch seien "noch fünf Jahre Zeit, in der politische Lösungen vor Boykottdrohungen den Vorrang haben müssen".
Auch 2021 gibt es noch jede Menge Proteste. Inzwischen ist die Zahl der verstorbenen Arbeiter auf 6.500 angestiegen. Die norwegische Nationalmannschaft setzte zum Auftakt der WM-Qualifikation ein Zeichen.
Spieler und Trainer hatten T-Shirts mit der Aufschrift "Respect - On and off the pitch" (Respekt - auf und neben dem Platz) getragen und bei der Hymne ähnliche Shirts mit dem Schriftzug "Human rights - On and off the pitch" (Menschenrechte - auf und neben dem Platz) an.
WM 2022: Diese Länder wollten die WM ausrichten
Die FIFA hätte sich die Diskussionen um die Vergabe sparen können. Insgesamt bewarben sich gleich fünf Länder darum, die Weltmeisterschaft 2022 auszurichten. Zwar hatten die USA (1994), Südkorea und Japan (2002 gemeinsam) bereits die Freude, mit Australien gab es jedoch einen weiteren Kandidaten, der zu Blatters Marschroute der "Fußball-Expansion" gepasst hätte. Bei der Entscheidung des FIFA-Exekutivkommitees am 19. Dezember 2008 setzte sich Katar schließlich zur Überraschung vieler klassischer Fußballnationen in der vierten Abstimmungsrunde durch, wobei für die Auswahl des Gastgebers eine absolute Mehrheit erforderlich war und pro Runde ein Bewerber die Segel streichen musste.
Bewerber | Stimmen 1. Runde | Stimmen 2. Runde | Stimmen 3. Runde | Stimmen 4. Runde |
Katar | 11 | 10 | 11 | 14 |
USA | 3 | 5 | 6 | 8 |
Südkorea | 4 | 5 | 5 | - |
Japan | 3 | 2 | - | - |
Australien | 1 | - | - | - |
Ob die Delegierten dabei bestochen wurden? Die Sunday Times filmte die Vertreter von Nigeria und Tahiti mit versteckter Kamera, während sie ihre Stimme zum Verkauf anboten. Trotzdem bestritt Sepp Blatter die Vorwürfe der Korruption und Intransparenz des Vergabeverfahrens. Die Sunday Times legte im Juni 2014 unter Berufung auf konkrete Beweismittel nach und berichtete, mehrere Millionen US-Dollar seien geflossen, um Katar zum WM-Gastgeber zu machen. Allerdings berichtete der Sydney Morning Herald, dass auch Bewerber Australien Geld zur Bestechung in die Hand genommen hätte.
Wo gibt's Tickets für die Weltmeisterschaft 2022?
Karten fürs Finale im Lusail Iconic Stadium gefällig? Dann ist noch reichlich Geduld gefragt. Noch sind die Tickets für die WM 2022 lange nicht im Umlauf. Auch was sie kosten werden, ist noch unklar. Der Kartenverkauf für die WM 2018 in Russland begann zum Beispiel am 14. September 2017. Erst im Verlauf dieses Jahres wird mit dem Verkaufsstart gerechnet.
WM 2022: Free-TV- und Livestream-Übertragung
Keine Überraschungen bei der Rechtevergabe fürs Free-TV: ARD und ZDF sicherten sich die Fernsehrechte für die WM 2018 und die WM 2022. Der Spiegel berichtete, für die Wüsten-Kicks würden 214 Millionen Euro an die FIFA überwiesen. Die öffentlich-rechtlichen Sendergruppen bestätigten die Zahlen nicht.
Die europäische Qualifikation für die "Winterspiele des Fußballs" läuft dagegen bei RTL. Der Kölner Konzern darf alle Spiele der des DFB-Teams zeigen. Die restlichen Spiele laufen exklusiv bei DAZN.