Vor 42.000 Zuschauern in der nicht ganz ausverkauften Pantanal Arena zu Cuiaba sorgten Alexis Sanchez (12.) und Jorge Valdivia (14.) für einen Doppelschlag in der Anfangsphase. In der Nachspielzeit besorgte dann der eingewechselte Jean Beausejour den Endstand.
Australiens Anschlußtreffer durch Tim Cahill (35.) genügte nicht zu einem Überraschungserfolg.
Chile, das seinen höchsten WM-Sieg seit 1962 - ein 3:1 gegen die Schweiz - feierte, ist nach dem Sieg Zweiter in der Gruppe B hinter der Niederlande, das zuvor Spanien mit 5:1 besiegte.
Reaktionen:
Jorge Sampaoli (Trainer Chile): "Die große Hitze war für beide Teams eine Belastung. Wir haben nach dem Anschlusstor nicht mehr zu unserem Spiel gefunden."
Alexis Sanchez (Chile): "Wir haben gewonnen, das ist das Allerwichtigste. Unsere Ausgangsposition hat sich nicht verändert."
Ange Postecoglu (Australien): "Wir waren am Anfang etwas eingerostet und hatten zuviel Respekt. Der Zwei-Tore-Rückstand hat uns gekillt. In der zweiten Halbzeit waren wir obenauf, haben aber leider das zweite Tor nicht geschafft."
Der SPOX-Spielfilm:
Vor dem Anpfiff: Bei Chile ist Vidal rechtzeitig fit geworden und steht in der Startelf. Jara bekommt in der Innenverteidigung den Vorzug vor Gonzalez. Australien erwartungsgemäß im 4-2-3-1 ohne Überraschungen.
12., 1:0, Sanchez: Mit der ersten Torchance des Spiels die Führung: Aranguiz setzt sich im Strafraum gut durch, umkurvt Torhüter Ryan und flankt in die Mitte. Jedinak verliert das Kopfballduell gegen Vargas und Sanchez trifft aus kurzer Distanz.
14., 2:0, Valdivia: Sanchez wird nicht richtig angegriffen, macht das aber auch sensationell und legt kurz vor dem Strafraum quer auf Valdivia. Der Zehner der Chilenen schießt gekonnt ins lange Eck.
35., 2:1, Cahill: Nach Bravos Fehlpass flankt Franjic von rechts auf den zweiten Pfosten, wo Cahill Medel entwischt. Der Kopfball des Torjägers schlägt im langen Eck ein.
37.: Cahill wird rechts stark bedient, geht rechts in den Strafraum und schießt wuchtig aufs Tor, aber Bravo kann den Ball parieren.
53.: Australien erzielt den Ausgleich und wieder heißt der Torschütze Tim Cahill. Weil der Routinier bei Leckies Flanke aber im Abseits steht, gibt Schiedsrichter Doué den Treffer zu Recht nicht.
57.: Tolle Parade von Claudio Bravo. Bresciano nimmt eine Flanke volley, Bravo taucht ab und kratzt den Schuss aus dem Eck. Den Nachschuss von Bresciano klärt der Keeper gleich auch noch zur Ecke.
61.: Wilkinson rettet für Australien kurz vor der eigenen Torlinie, Vargas bringt nicht genügend Druck hinter den Ball nach der guten Vorarbeit von Valdivia.
67.: Leckie setzt zu einem Solo an, Chile ist unsortiert. Am Ende fehlen dem Frankfurter aber die Kräfte für einen guten Abschluss.
90.+2, 3:1, Beausejour: Schon Pinilla hat den Treffer auf dem Fuß, sein Schuss wird von Ryan gehalten. Der Abpraller kommt zu Beausejour, der aus vollem Lauf abzieht. Unten rechts schlägt der Schuss aus 20 Metern ein.
Fazit: Verdienter Sieg für die Chilenen, die aber noch nicht das gezeigt haben, was man von ihnen erwartet hatte. Da ist noch viel Luft nach oben.
Der Star des Spiels: Alexis Sanchez (SPOX-Note 2). Ließ in der Anfangsviertelstunde zwei Mal sein ganzes Können aufblitzen, sorgte so früh für die Vorentscheidung. Überragend die Vorarbeit vor dem 2:0. Aber: Nach der Pause deutlich abgetaucht.
Der Flop des Spiels: Mile Jedinak (SPOX-Note 5). Der Kapitän der Australier hatte deutliche Mitschuld am 0:1 und war auch ansonsten selten der ruhende Pol im Zentrum. Nur 70 Prozent seiner Pässe kamen an, dazu verlor er fast jeden zweiten Zweikampf. Offensiv nur ein mickriger Versuch.
Der Schiedsrichter: Noumandiez Doue aus der Elfenbeinküste leitete zum ersten Mal ein WM-Spiel - und er machte seine Sache richtig gut. Doue war bislang der erste WM-Schiedsrichter ohne eklatanten Fehler. Richtig war, Cahills (53.) Tor wegen Abseits nicht zu geben. Ansonsten waren auch alle Karten richtig. Nicht sehen konnte er die Tätlichkeit Cahills in der ersten Hälfte. Dennoch: Das war sicher nicht Doues letzter Auftritt.
Das fiel auf:
- Chiles Formation wurde von offizieller Seite als Viererkette angekündigt, doch schnell formierte sich die Truppe im 3-4-3. Am wenigsten überrascht zeigte sich Australien, das sich relativ schnell auf Chile einstellen konnte.
- Fast ohne Mühe sorgte Chile für den Doppelschlag, weil Australien durch relativ einfache Ballstafetten der Südamerikaner die komplette Ordnung verlor.
- Wichtigster Mann der Chilenen: Marcelo Diaz. Der zentrale Mann schob sich fortwährend zwischen die Linien, ließ sich mal als Libero zurückfallen, verschob dann auf die Zehn, um Überzahl beim Angriff zu verschaffen. Für Australien lange nicht zu greifen.
- Australien spielerisch limitiert, aber pragmatisch: Weil Chiles Hintermannschaft bei Flankenbällen Schwächen zeigte, operierten die Socceroos viel mit hohen Bällen. Cahill wurde zwei Mal erfolgreich gesucht, ein Mal zählte der Treffer nicht. Ansonsten auch Bresciano mit großer Chance.
- Chile offenbarte nach der Pause nicht nur Probleme im Defensivverbund, sondern auch im Offensivspiel. Wenig zu sehen vom schnellen Umschalten, wenig Sicherheit im Passspiel. Australien hatte alleine in der zweiten Hälfte mehr Torschussversuche (sieben) als Chile im ganzen Spiel.