"Bis zum Halbfinale werden wir alles mit verschlossenen Augen machen", verkündete Paes fast schon stolz.
Und beim Eröffnungsspiel der Fußball-WM-Endrunde am 12. Juni, also elf Tage nach dem Probelauf bei der Erstligapartie zwischen Hausherrn Corinthians und Botafogo?
Lange Warteschlangen vor und nach dem Spiel, eine immer noch nicht freigegebene Tribüne, Improvisation und Baustellen allerorts sichtbar. Das Spiegelbild der nicht nur hier drohenden Gefahr: Es wird nicht rechtzeitig fertig.
Ist der Preis zu hoch?
Sieben komplett neu erbaute Arenen, vier davon auf dem Schutt der demolierten, weil in die Jahre gekommenen Beton-Vorgänger, sowie fünf runderneuerte Stadien: Alle Regionen Brasiliens, 24-mal größer als Deutschland, seine Postkartenmotive, seine Strände, seine üppige Natur am Amazonas und im Pantanal sollen weltweit zu sehen sein. Aber zu welchem Preis?
Die Kosten explodierten um das Dreifache von veranschlagten 2,8 Milliarden Real im Oktober 2007, als Brasilien die Gastgeberrolle erhielt, auf mittlerweile 8,34 Milliarden Real, heute umgerechnet 2,74 Milliarden Euro.
Fristen wurden nicht eingehalten
Bis auf Fortaleza und Belo Horizonte hielt sich keiner zum Ärger der FIFA an Fristen. Auch weil es wegen schlechter Arbeitsbedingungen immer wieder zu Streiks und damit Bauverzögerungen kam.
Und bei der Hast blieb die Sicherheit auf der Strecke. Acht Bau-Unfälle endeten tragisch. Der erste Tote im Juni 2012 in Brasília, je drei in São Paulo und Manaus, das letzte Opfer am 8. Mai bei einem Stromstoß in Cuiabá. Zudem verstarb ein Arbeiter in Manaus im Dienst an einem Herzinfarkt.
"Nie zwölf Stadien gefordert"
"Die FIFA hat nie zwölf Stadien gefordert", informiert Generalsekretär Jérôme Valcke ohne Unterlass. Der Verband, der acht, maximal zehn Arenen vorsah, habe damals dem Drängen des populären Staatspräsidenten Luiz Inácio Lula da Silva nachgegeben, der eine WM für ganz Brasilien wollte.
Und dieser versprach fest: "Alles wird durch private Initiativen getragen." Ins gleiche Horn stieß auch der damalige Sportminister Orlando Silva, als er erklärte: "Die WM-Stadien werden mit privaten Mitteln gebaut. Es wird keinen Centavo aus öffentlichen Kassen geben."
Doch in neun der zwölf Arenen stemmten die jeweiligen Bundesländer als Hausherr die Bauten. Aber auch in die klubeigenen Stadien in Porto Alegre, Curitiba und São Paulo flossen Steuergelder als Kredite.
Riesige Bauten - geringer Nutzen
Für die Refinanzierung der modernen Multifunktionsarenen soll vor allem ein (neues) kaufkräftiges Publikum sorgen.
Brasiliens Sport der Massen steht ein Strukturwandel im Zuschauer-Profil, womöglich die Ausgrenzung des einfachen Fans, bevor.
Die aus der Staatskasse finanzierte Bau-Gaudi schuf auch vier "weiße Elefanten": Die Zementriesen in Cuiabá, Manaus, Natal und Brasília, die schön anzusehen sind, aber ohne Erstliga-Klubs als Randschauplätze des nationalen Fußballs nach dem Turnier ohne Nutzungspotenzial nur noch mehr kosten werden.
Surreale Zahlen
In die Arena Amazônia passen 42.300 Zuschauer, die regionale Meisterschaft mit den besten Teams des Bundeslandes zählte in diesem Jahr insgesamt 41.540 Besucher bei 59 Spielen.
Das Nationalstadion Brasília braucht mit einem kolportierten Reingewinn von rund 450.000 Euro im operativen Geschäft seit dem Confed Cup 2013 locker tausend Jahre, um die über 500 Millionen Euro Baukosten einzuspielen. Zahlen, die für sich alleine sprechen.
Die Gruppenphase in der Übersicht