Augenthaler, Ballack, Pfaff und Zobel erinnern sich an Hoeneß: "Uli - der Heilige König mit der größten Krone"

Klaus Augenthaler erinnert sich an die Zusammenarbeit mit Uli Hoeneß.
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Von Klaus Augenthaler

Als ich 1975 zu den Bayern kam, hatte ich das Champions-League-Endspiel vom Jahr zuvor noch bestens in Erinnerung. Uli Hoeneß war mitentscheidend für den Sieg und ich sehe ihn noch auf dem Trainingsgelände vor mir herlaufen: Uli, der Star in einer großartigen Mannschaft, und ich, der Jugendspieler. Ich habe zu ihm aufgeschaut.

Wie er tickt und welchen Stellenwert er in dieser Mannschaft hatte, wurde mir ein Jahr später bewusst, als ich selbst Teil des Profi-Teams wurde: Uli war ja schon damals der inoffizielle Manager der Truppe. Fehlte dir etwas - ganz gleich, ob Herd oder Auto - hast du Uli gefragt. Er konnte es schon besorgen.

Ich kann mich gut daran erinnern, wie unser damaliger Trainer Gyula Lorant 1977 nach München zog. Für seine Küche fehlte ihm noch ein Kühlschrank. Zu wem ist er gegangen? Natürlich zu Uli Hoeneß und der brachte ihm das Gerät für lau. Nun sagte Lorant in der Woche drauf aber zu Uli: 'Du spielst heute nicht.' Ulis Gesicht in dem Moment werde ich nie vergessen - er war ja unumstrittener Stammspieler.

Dass er früh Manager wurde, passte aber einfach. Er war in jungen Jahren einer von wenigen, die schon einen Werbevertrag hatten. Vielmehr war es sogar Uli, der seinen Mitspielern lukrative Verträge vermittelte. Man muss sich das in der heutigen Zeit mal vorstellen: Er war im Team Ansprechpartner für alles - er leitete quasi die Geschicke.

Unser persönliches Verhältnis entwickelte sich im Laufe der Jahre. Glauben Sie mir, der Druck steigt, wenn Sie nicht mehr nur Spieler von Uli Hoeneß sind, sondern als Trainer für ihn arbeiten. Uli hat mich zunehmend in die Pflicht genommen und ich versichere Ihnen: Das wirkt.

Ich bin ja schon froh, dass der Verein keinen Schaden genommen hat, als ich 1996 einmal in Vertretung von Franz Beckenbauer fälschlicherweise vier Spieler gegen Fortuna Düsseldorf einwechselte. Es hat zum Glück keiner gemerkt. Ich will gar nicht wissen, wie schnell Uli in der Kabine gewesen wäre, wenn doch. Aber so konnten wir herzhaft darüber lachen.

In nur wenigen Jahren gewann er so sehr an Erfahrung, dass er den Klub forsch und selbstbewusst vertrat. So habe ich ihn als Spieler zuvor noch nicht erlebt. Er schuf einen Weltklub - und sich gleich mit. Er war noch nicht einmal Mitte 30, als klar wurde: Uli Hoeneß ist der FC Bayern.

Ich weiß, wie wichtig ihm seine Familie ist, und dennoch hatte man das Gefühl: Für Uli kam der Verein immer vor allem anderen. Das meine ich nur positiv. Ich glaube, wenn Uli etwas hätte bewachen müssen, dann hätte er an der Säbener Straße geschlafen und es selbst behütet.

Er war immer schon derjenige, der in Bereichen Ambitionen hatte, an die andere Manager noch gar nicht dachten. Er war eben schon immer ein Vordenker, was keinesfalls die Arbeit von Karl-Heinz Rummenigge oder anderen schmälern soll. Bildlich gesprochen, war Uli unter den Heiligen Drei Königen aber immer der mit der größten Krone.

 

Klaus Augenthaler spielte von 1975 bis 1991 für den FC Bayern, ehe er als Trainer die A-Jugend des Rekordmeisters übernahm. Von 1992 bis 1997 war er Co-Trainer des Profi-Teams und vertrat in dieser Zeit auch Franz Beckenbauer für einige Spiele als Cheftrainer. Uli Hoeneß erlebte er somit in verschiedenen Positionen.