SPOX: Gibt es Bereiche, in denen Futsal-Profis besser sind als ihre Kollegen vom Fußball?
Wiegels: Die richtigen Futsal-Profis sind auf engem Raum auf jeden Fall stärker als Fußball-Profis, weil sie aus wenig Platz überragende Tore machen. Da sprechen wir aber von einem Niveau, das es nur vereinzelt gibt.
SPOX: Können sich Fußball-Profis in Sachen Technik eine Scheibe abschneiden? Hertha-Trainer Pal Dardai hat mal einen Futsal-Trainer in sein Training eingeladen.
Wiegels: Die Anforderungen sind grundsätzlich verschieden: Wir spielen in der Halle und benutzen fast nur die Sohle, das ist beim Fußball undenkbar. Vielleicht wollte Pal Dardai seinen Spielern zeigen, wie man sich aus wenig bis gar keinem Raum aus Pressingsituationen befreien kann.
SPOX: Nationalspieler Julian Weigl wurde beim Futsal entdeckt. Wie groß ist da die Hoffnung, dass man selbst entdeckt wird?
Wiegels: Da Futsal-Spieler die Scouts mit ihren technischen Fähigkeiten überzeugen können, glaube ich, dass Julian Weigl nicht die absolute Ausnahme bleibt. Beim Fußball spielt das Alter eine entscheidende Rolle, aber mit 15 oder 16 wünscht man sich das auf jeden Fall. Danach ist der Zug abgefahren.
SPOX: Welches Alter ist für Futsal-Spieler perfekt?
Wiegels: Beim Futsal gelte ich noch als jung. Letzte Woche haben wir gegen einen 40-Jährigen gespielt. Der rennt zwar nicht mehr viel, aber weil er groß und kräftig war, hat er uns ganz schön zu schaffen gemacht. Und das ist keine absolute Ausnahme.
SPOX: Falcao, der beste Futsal-Spieler aller Zeiten, ist auch schon 39 Jahre alt. Was zeichnet ihn aus?
Wiegels: Falcao ist der Futsal-Gott überhaupt. Er hat sich mit seinen spektakulären Toren zu einer Berühmtheit geschossen. Seine Technik ist phänomenal, was er mit dem Ball veranstaltet, kann sonst keiner.
SPOX: In seiner Heimat Brasilien, aber auch in Russland und Spanien ist der Futsal meilenweit voraus. Was läuft da besser?
Wiegels: Das beginnt mit der Ausbildung und zieht sich dann wie ein roter Faden durch. Insgesamt gibt es weltweit von Land zu Land ein unheimliches Gefälle. Die genannten Nationen verfügen über professionelle Ligen und - ganz wichtig - ausverkaufte Hallen. Durch die höheren Einnahmen haben die Vereine mehr Ressourcen und können ihren Spielern mehr Gehälter bezahlen.
SPOX: Wie sieht das in Deutschland aus?
Wiegels: Bei uns spielen manche Regionen Ligen, andere spielen am Wochenende ein Turnier und der Gewinner darf zur Deutschen Meisterschaft. Das ist schon recht wild. Dahingehend ist Futsal in Deutschland noch am Anfang. Der DFB fängt aber gerade an, das zu verbessern.
SPOX: Der nächste Schritt in der Entwicklung ist das erste Futsal-Länderspiel des DFB am Sonntag gegen England.
Wiegels: Ich freue mich riesig darauf. Wir sind Letzter der UEFA-Rangliste und England ist im Mittelfeld angesiedelt, deshalb sind sie auf dem Papier ganz klarer Favorit. Aber wir können und wollen den anderen Nationen zeigen, dass sie in Zukunft mit uns rechnen müssen.
SPOX: Sie sind der einzige Legionär in der Futsal-Nationalmannschaft. Wie schwierig war es, den Kader zusammenzubekommen? Immerhin sind alle Spieler hauptberuflich eingespannt.
Wiegels: Vor dem Länderspiel haben wir mehrtägige Lehrgänge absolviert. Die Arbeitnehmer müssen sich diese Tage frei schaufeln und da gehen viele kostbare Urlaubstrage drauf, aber bisher hat es immer geklappt. Für mich als Student ist das natürlich einfacher.
SPOX: Die Tickets sind ab vier Euro erhältlich. Eerwarten Sie einen großen Zuschauerzuspruch?
Wiegels: In Deutschland kennen 90 Prozent Futsal gar nicht und in Berlin haben wir vor fünf Leuten gespielt. Bei der Deutschen Meisterschaft war es deutlich besser und es liegt an uns, das mit guten Auftritten zu etablieren. Für uns wäre es großartig, bereits am Sonntag vor einem großen Publikum zu spielen. Bei den großen Nationen sind die Hallen mit ein paar tausend richtigen Futsal-Fans, die mit Schals und Trommeln auflaufen, gefüllt. Bei uns beschränkt sich das bislang auf Familie und Freunde.