Deutschland in der UEFA Youth League: Eine Tejo-Breite schlechter

Der FC Bayern steht in der Youth League nach fünf Spielen bei fünf Pleiten und 1:14 Toren.
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Falsches Training, Paralyse, übereifrige Trainer

Erklärungsansätze für das regelmäßige Scheitern der deutschen Klubs gibt es einige. "Andere Länder sind uns definitiv in Sachen Technik und Spielverständnis überlegen. Häufig ist der Erfolgshunger auch nicht groß genug und es mangelt an Mentalität sowie Widerstandsfähigkeit", findet Elgert. "Vielleicht haben wir es in Deutschland mit unserem Drang nach Perfektionismus auch ein klein wenig übertrieben mit Matchplänen, Dokumentationen und zu viel Analysen. Das ist alles nicht unwichtig, aber zu viel Analyse führt häufig auch zu Paralyse und Verlust von Spielfreude und Kreativität."

Als möglichen weiteren Grund für die nachhaltige Erfolglosigkeit nennt Elgert das Karrierestreben der Urheber dieser Analysen: "Viele der jungen Trainer sind wirklich sehr talentiert, wollen aber aus teilweise verständlichen Gründen ganz schnell ganz nach oben. Dadurch bedingt mangelt es uns häufig an absoluten Ausbildungsspezialisten."

Während Elgert seit 2003 die Schalker A-Jugend trainiert und seine reichhaltigen Erfahrungswerte - unter anderem auch mit seinem Buch "Gib alles - nur nie auf!" - weiterträgt, herrscht andernorts ein reger Durchlauf. Hoffenheims-Halbfinal-Trainer von 2018, Marcel Rapp, trainiert mittlerweile beispielsweise die Profis von Holstein Kiel, der ehemalige A-Jugend-Trainer des FC Bayern, Sebastian Hoeneß, die von Hoffenheim und der Ex-Dortmunder Wolf arbeitet nach Stationen bei den Profis des VfB Stuttgart, dem Hamburger SV, Genk und Bayer Leverkusen für den DFB.

Bei den deutlich erfolgreicheren Nationen ist das aber kaum anders: Alle Siegerklubs vertrauten seit Einführung der Youth League vor acht Jahren beispielsweise schon auf mindestens drei verschiedene Trainer.

Norbert Elgert führte die A-Jugend des FC Schalke 04 in der Premierensaison der Youth League 2013/14 ins Halbfinale, wo sie mit 0:1 am späteren Sieger FC Barcelona scheiterte.
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Norbert Elgert führte die A-Jugend des FC Schalke 04 in der Premierensaison der Youth League 2013/14 ins Halbfinale, wo sie mit 0:1 am späteren Sieger FC Barcelona scheiterte.

Schule geht in Deutschland gelegentlich vor Fußball

Für Wolf gibt es noch einen weiteren möglichen Grund für das schwache Abschneiden: "In anderen Ländern liegt der Fokus in dieser Altersklasse generell noch mehr auf dem Fußball, in Deutschland wird im Vergleich mehr Wert auf die Schule gelegt." Eine Hausarbeit kann hierzulande also schonmal wichtiger sein als eine Reise zu einem Youth-League-Spiel in Lissabon.

Die Erfahrungen im internationalen Wettstreit sind zwar förderlich, belasten die Spieler neben den Fixposten Schule und A-Jugend-Bundesliga aber zusätzlich. "Der Wettbewerb ist Fluch und Segen zugleich", findet Wolf. Manche Klubs stellen die Youth League deshalb bewusst hinten an. "Während meiner Zeit beim BVB hatte die Youth League so wie jetzt bei Bayern nicht die oberste Wertigkeit", erklärt Wolf, der von 2009 bis 2016 im Dortmunder Nachwuchsbereich arbeitete und in seiner abschließenden Saison die A-Jugend-Bundesliga gewann.

In der aktuellen Spielzeit trete Dortmund aber "mit voller Kapelle" an. Als Schlüsselspieler gelten Stürmer Bradley Fink (18) aus der Schweiz und Kapitän Dennis Lütke-Frie (18). Kürzlich debütierte der zentrale Mittelfeldspieler in Wolfs U19-Nationalmannschaft. Beim vergangenen Länderspiel (1:1 gegen Griechenland) war Lütke-Frie neben seinem Klubkollegen Göktan Gürpüz, Kölns Keeper Jonas Urbig sowie Bright Arrey-Mbi, Armindo Sieb und David Herold vom FC Bayern einer von sechs Spielern im Aufgebot, die in der laufenden Youth-League-Saison zum Einsatz gekommen sind.

Arrey-Mbi und Sieb absolvierten aber jeweils nur einen Einsatz in der Youth League, regulär spielen die beiden 18-Jährigen in der Regionalligamannschaft des FC Bayern. Sie sind zwei der frühzeitig Hochgezogenen, Personifizierungen des Münchner Sonderwegs.