"Er denkt, wir wären minderwertige Menschen": Journalist schimpft gegen Real Madrids Präsident Florentino Pérez

Von Tobias Empl
Florentino Perez
© Getty Images

Real-Präsident Pérez hatte über einige Journalisten, die über den Ballon d'Or entscheiden, gelästert. Aus Namibia gab es prompt einen Konter.

Cookie-Einstellungen

Für Florentino Pérez ist klar: Vinicius Júnior hätte in diesem Jahr den Ballon d'Or als bester Fußballer der Welt verdient gehabt. Daher hat er die Vergabekriterien kritisiert.

Pérez sagte im Rahmen der Mitgliederversammlung von Real Madrid: "Die UEFA hat das Punkte-System verändert. Statt maximal sechs konnten die Journalisten diesmal bis zu 15 Punkte vergeben. Und sie haben Journalisten mit abstimmen lassen, die keiner kennt, auch aus Ländern mit weniger als einer Million Einwohnern. Ohne vier von ihnen - Finnland, Albanien, Uganda und Namibia - hätte Vinicius gewonnen. Manche von ihnen haben ihn nicht mal in die Top Ten gewählt!"

Der Real-Präsident führte weiter aus: "Es muss erklärt werden, nach welchen Kriterien diese Journalisten ausgewählt werden. Länder wie Indien mit über einer Milliarde Einwohner sind gar nicht vertreten. Ich denke, der Ballon d'Or sollte unabhängig sein und wer abstimmt, sollte anerkanntes Prestige vorweisen. Aus all diesen Gründen sah Real Madrid es als angebracht an, der Gala nicht beizuwohnen."

Journalist: "Pérez denkt, dass wir minderwertige Menschen sind"

In diesem Jahr wurde die seit Jahrzehnten von der französischen Zeitschrift France Football ausgerichtete Wahl reformiert und in Kooperation mit der UEFA durchgeführt.

Als durchgesickert war, dass Rodri von Manchester City und nicht Real-Angreifer Vinicius Júnior den prestigeträchtigen Preis erhalten würde, hatte Real Madrid trotz weiterer Auszeichnungen wie "Mannschaft des Jahres" oder der Trophäe als bester Trainer für Carlo Ancelotti die Veranstaltung in Paris boykottiert.

Der finnische Journalist Juha Kanerva hatte bereits nach der Wahl viel Kritik von Real-Fans einstecken müssen. Er hatte sich anschließend sogar dafür entschuldigt, Vini Jr. nicht in die Top Ten gewählt zu haben und angekündigt, im nächsten Jahr nicht mehr an der Abstimmung teilzunehmen - was Pérez vor den Mitgliedern lobend erwähnte.

Ein weiterer der von Pérez attackierten Journalisten äußerte sich wenige Stunden später anders. Sheefeni Nicodemus aus Namibia sagte dem spanischen Radiosender Cadena Ser: "Ich vermute, das sind vor allem die Worte von jemandem, der frustriert ist."

Nicodemus kritisierte den 77-Jährigen mit den Worten: "Herr Pérez denkt, dass die Leute aus meinem Land und aus den anderen genannten Ländern keine bedeutende Stimme haben, da wir minderwertige Menschen sind. Ich würde aber gerne wissen, was seine Argumente wären, wenn ich aus einer der führenden Fußballnationen kommen würde und nicht seiner Meinung wäre."

Medienbericht: Rodri hätte auch im alten System gewonnen

Das spanische Medium Relevo hat indes nachgerechnet, ob an Pérez' Kritik etwas dran ist - und ist dabei zu dem Schluss gekommen, dass Rodri auch nach dem alten Abstimmungs-System gewonnen hätte. 2023 vergaben die Journalisten nur an fünf Spieler Punkte, 2024 an zehn. Rodri hätte dennoch 420 Punkte erhalten, Vinicius Júnior hingegen nur 389.

Der entscheidende Faktor war laut Relevo eher, dass einige Abstimmungsberechtigte andere Real-Spieler vorne sahen. Neun Journalisten platzierten Jude Bellingham oder Dani Carvajal vor dem Brasilianer. Hätten diese alle Vinicius Júnior vorne gesehen, hätte er 1196 Punkte erhalten - 26 mehr als Rodri.

Artikel und Videos zum Thema
Am häufigsten gelesen