Bobby Charlton liebte das Leben, und dazu hatte er allen Grund. "Dass ich überhaupt noch auf dieser Welt bin, ist ein Geschenk", sagte Englands Fußball-Weltmeister von 1966 einmal. Acht Jahre vor dem WM-Triumph, am 6. Februar 1958, hatte Charlton wie durch ein Wunder das Flugzeugunglück der Mannschaft von Manchester United in München-Riem überlebt. Nun ist Englands "Mr. Football" im Alter von 86 Jahren gestorben, nur drei Jahre nach seinem Bruder Jack.
"Manchester United trauert um Sir Bobby Charlton, einen der größten und beliebtesten Spieler in der Geschichte unseres Vereins", teilte der englische Rekordmeister am Samstag mit. Zuvor hatte seine Familie den Tod bestätigt. Charlton hatte den Großteil seiner glanzvollen Karriere bei den Red Devils verbracht, wurde dort dreimal Meister und gewann 1968 den Europacup der Landesmeister. Seit seiner Demenz-Diagnose im Jahr 2020 hatte er Old Trafford jedoch kaum noch besucht.
Englands Fußball stand am Samstag für einem Moment still. "Ich bin zutiefst traurig. Er war ein wirklich wunderbarer Fußballer und wirklich liebenswerter Mann", schrieb Ex-Nationalspieler Gary Lineker bei X (ehemals Twitter): "Ein Weltmeister, großartig und für mich Englands größter Spieler aller Zeiten. Er mag nicht mehr bei uns sein, aber als Fußballer ist er unsterblich."
"Es ist ein trauriger Tag für den englischen Fußball. Mein Beileid an die Familie. Sir Bobby war einer der größten Spieler überhaupt, wenn nicht der größte aller Zeiten. Das ist traurig", gedachte auch Bayern-Stürmer Harry Kane nach dem 3:1-Sieg der Münchner gegen den FSV Mainz 05 der englischen Legende: "Wir haben uns einmal in seinem Park getroffen. Er ist einer der Legenden des Fußballs! Ich bin stolz, dass ich ihn getroffen haben. Es war immer großartig, wenn er uns bei Länderspielen in Wembley unterstützt hat. Er hatte ein tolles Leben." Spaniens Topklub FC Barcelona stoppte sogar seine Jahreshauptversammlung für eine Schweigeminute.
Auch international herrschte Trauer. "Er war ein großartiger Mensch und wahrer Gentleman, den der FC Bayern sehr geschätzt hat", sagte Münchens Aufsichtsratsmitglied Karl-Heinz Rummenigge. FIFA-Präsident Gianni Infantino sprach von einer "Fußballlegende, deren Einfluss auf den Fußball Generationen überspannt hat." Spaniens Topklub FC Barcelona stoppte sogar seine Jahreshauptversammlung für eine Schweigeminute.
Der größte Erfolg in Charltons Laufbahn war zweifellos der WM-Triumph. Im Endspiel in London besiegte England die deutsche Nationalmannschaft auch dank des legendären Wembley-Tores 4:2 nach Verlängerung. "England konnte 1966 nur gegen uns gewinnen, weil Bobby Charlton ein kleines bisschen besser war als ich", sagte Franz Beckenbauer einmal.
Bobby Charlton: "Der gesamte Fußball wird ihn nie vergessen"
Nun ist Geoff Hurst der einzige noch lebende WM-Held aus der englischen Startelf von 1966. "Heute gibt es eine sehr traurige Nachricht: Einer der ganz Großen, Sir Bobby Charlton, ist verstorben", teilte der 81 Jahre alte Hurst am Samstag via X mit: "Der gesamte Fußball wird ihn nie vergessen. Ein großartiger Kollege und Freund, den das ganze Land über den Sport hinaus schmerzlich vermissen wird."
Der Schlüsselmoment in Charltons Leben war zweifellos jener tragische 6. Februar 1958. Als die "Busby Babes" der United-Trainerlegende Matt Busby auf dem Flughafen München-Riem verunglückten, wurde der 20-jährige Charlton aus dem Flieger geschleudert - und überlebte. 23 der 44 Flugzeuginsassen fanden den Tod, darunter acht seiner Mannschaftskameraden.
"Dieser Tag", sagte Charlton einmal, "hat mein Leben verändert." Sein Bruder Jack, 1966 mit ihm Weltmeister, fragte ihn nach dem Unglück, was passiert sei. "Er wollte erst nicht darüber reden, dann sagte er: 'Ich erzähle es dir jetzt, aber frag mich dann nie wieder danach!'" Sein Bruder Tom sagte: "Nach München hat er sich nach außen abgeschottet, ich denke, dass er nie darüber hinweggekommen ist."
Seit diesem Tag, sagen sie bei United, habe Charlton in jedem Spiel für seine "gefallenen Kollegen" gekämpft. All seine Erfolge hätten ihn dabei "nie verändert", betonte Sir Alex Ferguson, den Charlton 1986 zum United-Teammanager machte. Charlton sei der, der er immer war, ein Gentleman, "ruhig, schüchtern - und das ist fantastisch".
An Charltons Seite stand stets seine Frau Lady Norma. Wenn er als United-Direktor oder im Kampf gegen Landminen öffentlich auftrat, zuppelte sie ihm die Krawatte zurecht oder ordnete das Besteck. "Dieses Mädchen", sagte Ferguson, "war sein Fels, sein ganzes Leben lang, sie ist eine unglaubliche Person. Das ist eine wunderbare Partnerschaft."
Nun hinterlässt Charlton nicht nur Norma, sondern auch die gemeinsamen Töchter Suzanne und Andrea sowie drei Enkelkinder. Und eine Fußballnation in tiefer Trauer.