Als Mikel Arteta im Mai 2016 sein letztes Heimspiel für den FC Arsenal spielte, war es draußen warm und die Fans jubelten. Dank eines 4:0-Sieges gegen Aston Villa überholte die Mannschaft von Trainer Arsene Wenger am letzten Spieltag den Lokalrivalen Tottenham Hotspur und beendete die Saison auf Platz zwei. Es war bis heute die letzte Champions-League-Qualifikation.
Vom damaligen Spieltagskader war in Artetas Aufgebot für sein erstes Heimspiel als Arsenal-Trainer dreieinhalb Jahre später mit Mesut Özil lediglich ein Spieler übrig. Und auch ansonsten war auf den ersten Blick fast alles anders als damals: Draußen war es kalt und Arsenal verlor mit 1:2 gegen den FC Chelsea. Von den vergangenen 15 Pflichtspielen gewann Arsenal nur ein einziges, die Abstiegsplätze sind aktuell näher als die Champions-League-Ränge.
Der Trainerwechsel von Unai Emery (über die Interimslösung Freddie Ljungberg) zu Arteta änderte bisher zwar nichts an den Ergebnissen, vor der 1:2-Pleite gegen Chelsea setzte es ein 1:1 beim abstiegsbedrohten AFC Bournemouth, doch er änderte etwas ins Sachen Auftreten und Stimmung.
Arteta: "Ich bin zufrieden mit vielen Dingen"
"Ich bin zufrieden mit vielen Dingen, die ich gesehen habe", sagte Arteta nach der Pleite gegen Chelsea. Arsenal kam gut ins Spiel, ging durch Pierre-Emerick Aubameyang früh in Führung und kassierte zwei späte Gegentore, dem ersten ging ein grober Fehler von Keeper Bernd Leno voraus. "Wir erwarten von unseren Spielern andere Dinge als die, die davor erwartet wurden: ein anderes Tempo und mehr Aggressivität - und das setzt ihnen zu", erklärte Arteta. Die Spieler zogen mit, aber sie litten vor allem in der Schlussphase sichtlich körperlich.
Arteta hatte schon bei seiner Antrittspressekonferenz klargemacht, wie er sich Fußball vorstellt. Und diese Vorstellung liegt der Vorstellung sehr nahe, die er die letzten drei Jahre als Co-Trainer von Pep Guardiola bei Manchester City tagtäglich miterlebte. Dominanz, Ballbesitz, passen, passen, passen. "Ich glaube daran, dass das die beste Art und Weise zu spielen ist", sagte Arteta. "Und ich hoffe, dass wir langsam, langsam dort hinkommen, wo ich hinwill."
Zwei Spieler, mit denen er diesen Weg gerne gehen würde, sind die zwei Spieler, die im Laufe dieser Saison bei Arsenal wohl die meiste Kritik abbekamen und permanent mit einem möglichen Abschied in Verbindung gebracht werden: Granit Xhaka und Mesut Özil.
Arteta vertraut auf Xhaka und Özil
Der damalige Kapitän Xhaka machte bei einer Auswechslung gegen Crystal Palace Ende Oktober unter gellenden Pfiffen abfällige Gesten in Richtung der eigenen Fans. Es war das letzte Mal, dass er die Kapitänsbinde trug und auch das letzte Mal, dass er unter Ex-Trainer Emery spielte.
Ljungberg gab Xhaka wieder eine Chance und auch beim ersten Spiel unter Arteta stand der Schweizer in der Startelf. "Richtig gut" habe er laut Arteta gespielt. "Ich habe ihm gesagt wie sehr ich ihn mag", ergänzte er und erzählte, dass er und Guardiola ihn vor seinem Wechsel zu Arsenal 2016 zu City holen wollten.
Gegen Chelsea fehlte Xhaka dann krank, gleichzeitig verkündete sein Berater, dass eine Einigung mit Hertha BSC über einen Transfer bestünde und nur mehr die Ablösemodalitäten geklärt werden müssten. "Ich hoffe, dass er nicht wechselt", sagte Arteta dazu lediglich.
Wie Xhaka sorgte auch Özil vor Artetas Ankunft bei einer Auswechslung für negatives Aufsehen. Beim 0:3 gegen Manchester City trat er seine Handschuhe frustriert durch die Gegend. "Bei Arsenal benehmen wir uns nicht so", sagte Ljungberg und suspendierte Özil für das darauffolgende Spiel, dass er verletzt jedoch ohnehin verpasste.
Arteta, der von 2013 bis 2016 mit Özil zusammenspielte, beorderte ihn direkt in die Startelf und lobte: "Er ist ein wichtiger Spieler für diesen Verein. Ich weiß, wie er tickt und was er dem Team bringen kann." Özils Trainingsleistungen seien laut Arteta bisher "unfassbar" gewesen. Bei den beiden Spielen unter Arteta gab Özil im 4-2-3-1-System den Spielmacher und überzeugte mit guten Pässen und Ideen. Aubameyangs zwischenzeitliches 1:0 gegen Chelsea leitete Özil mit einer Ecke ein, bei seiner Auswechslung wurde er beklatscht.
Arsenal soll an Upamecano, Volland und Ndidi interessiert sein
Genau wie Torschütze Aubameyang und die anderen Offensivspieler arbeitete auch Özil engagiert nach hinten und gab der arg ausgedünnten Defensivabteilung Absicherung. Spätestens nach dem verletzungsbedingten Ausfall von Calum Chambers werden jedoch dringend defensive Verstärkungen benötigt. Als möglicher Kandidat gilt wie schon im Sommer Dayot Upamecano von RB Leipzig.
Laut dem Guardian sind Artetas oberste Ziele für die Wintertransferphase aber Kevin Volland von Bayer Leverkusen und Wilfred Ndidi von Leicester City. Noch vor neuen Spielern und trotz bisher ausbleibenden Ergebnissen brachte Arteta dem seit Jahren dahindarbenden Arsenal innerhalb kürzester Zeit aber schon etwas viel Wichtigeres: Hoffnung.
Die aktuelle Tabelle der Premier League
Platz | Team | Sp. | Tore | Diff | Pkt. |
1. | FC Liverpool | 19 | 47:14 | 33 | 55 |
2. | Leicester City | 20 | 43:19 | 24 | 42 |
3. | Manchester City | 20 | 54:23 | 31 | 41 |
4. | FC Chelsea | 20 | 35:28 | 7 | 35 |
5. | Manchester United | 20 | 32:23 | 9 | 31 |
6. | Tottenham Hotspur | 20 | 36:29 | 7 | 30 |
7. | Wolverhampton Wanderers | 20 | 29:25 | 4 | 30 |
8. | Sheffield United | 20 | 23:19 | 4 | 29 |
9. | Crystal Palace | 20 | 18:22 | -4 | 27 |
10. | FC Everton | 20 | 23:30 | -7 | 25 |
11. | Newcastle United | 20 | 20:30 | -10 | 25 |
12. | FC Arsenal | 20 | 26:30 | -4 | 24 |
13. | FC Burnley | 20 | 23:32 | -9 | 24 |
14. | Brighton & Hove Albion | 20 | 24:28 | -4 | 23 |
15. | FC Southampton | 20 | 24:38 | -14 | 22 |
16. | AFC Bournemouth | 20 | 20:28 | -8 | 20 |
17. | West Ham United | 19 | 21:32 | -11 | 19 |
18. | Aston Villa | 20 | 25:36 | -11 | 18 |
19. | FC Watford | 20 | 15:33 | -18 | 16 |
20. | Norwich City | 20 | 21:40 | -19 | 13 |