Dem Stern sagte er über die teilweise enorm hohen Ablösesummen, die gerade in England gezahlt werden: "Wir handeln wie mit Spielgeld. Das ist die eine Seite. Aber die Sache ist doch noch etwas komplexer: Dieses Geld ist ja nur da, weil es den Fußball gibt. Es bewegt sich dort wie in einem geschlossenen Kreislauf." Das Geld werde durch die enorm lukrativen TV-Deals an die Klubs ausgeschüttet und diese Milliarden "werden von einem Verein zum anderen geschoben".
Erlebe die Premier League Live und auf Abruf auf DAZN. Hol Dir jetzt Deinen Gratismonat
Allerdings betonte der langjährige Trainer von Borussia Dortmund, dass ihm das Vorstoßen in immer höhere Ablösesphären nicht zusagt. "Man kann das mitmachen, natürlich, und sich um dieselben Spieler prügeln: 'Ihr wollt 105 Millionen zahlen? Prima, wir bieten 140.' Aber das wäre doch krank."
Statt also viele teure Stars zu kaufen, ist Klopp nach eigenen Angaben bestrebt, eine Mannschaft zu formen, eine besondere Stimmung zu erzeugen und damit schließlich erfolgreich zu sein. "Das macht für einen Klub wie Liverpool mehr Sinn, als sich mit aller Gewalt wie andere in den Erfolg einzukaufen. Und das, on top, auch noch auf die Gefahr hin, dass alles vorbei ist, wenn der Scheich keinen Bock mehr hat", so der 49-Jährige.
"Ich bin schon im richtigen Klub"
Neben den irren Ablösesummen irritiert Klopp außerdem der Status, der Fußballstars mittlerweile eingeräumt wird. Er nannte auch ein Beispiel: "Ein Fußballtrainer wird in einer Art und Weise wahrgenommen, die einen echt an der Intelligenz der Menschheit zweifeln lässt. Ich habe neulich einen der weltbesten Gehirnchirurgen in New York getroffen. In seiner Birne leuchten in puncto Intelligenz definitiv 80 Prozent mehr Lampen als bei mir. Und was passiert? Er hat angefangen zu stottern, weil er fußballverrückt ist und plötzlich dieser Typ vom FC Liverpool vor ihm steht." Dabei sei er ein normaler Typ.
In Liverpool ist der Hype um Klopp nach wie vor ungebrochen, seit seinem Dienstantritt im Oktober 2015 gelang es ihm, eine Aufbruchstimmung zu erzeugen. Obwohl es am Ende der Saison nicht zum Einzug in den Europapokal oder einem Titel reichte, wurde er von der Liverpooler Klubführung mit einer vorzeitigen Vertragsverlängerung belohnt.
Die Entscheidung, bis 2022 beim ehemaligen englischen Rekordmeister zu unterschreiben, sei ihm nicht schwergefallen. Er habe sich nur folgende Gedanken gemacht: "Wo will ich noch mal arbeiten? Und nicht: Was will noch gewinnen? Mir fiel da nicht mehr so viel ein. Will ich einen anderen Verein in Deutschland? Nö. In England? Nö. Asien, Russland, Emirate - nö, nö, nö. Da ist mir klar geworden: Ich bin schon im richtigen Klub, warum soll ich mir also Gedanken machen, wie lange das noch geht? Wenn ich am Ende meiner Karriere nur bei drei Vereinen gearbeitet habe, waren es immerhin drei geile."
Jürgen Klopp im Steckbrief