Es wird groß, riesengroß sogar. Wenn Marco Reus den ersten Meistertitel seiner Karriere einfahren will, steht sogar der Times Square still. 100 Meter breit ist die Mega-Leinwand, auf der am Samstag im Herzen von New York das Finale der US-Liga MLS gezeigt wird. Die Show kann beginnen, und Reus soll einer der Hauptdarsteller im wichtigsten Spiel des amerikanischen Fußballs werden - wenn er denn rechtzeitig fit wird.
Denn es ist beinahe tragisch, aber Reus ist vor dem Showdown zwischen Los Angeles Galaxy und den New York Red Bulls mal wieder angeschlagen. Im Conference-Finale gegen Seattle (1:0) musste der 35-Jährige mit Adduktorenproblemen ausgewechselt werden, er droht im Endspiel auszufallen. "Wir sind noch im Plan", sagte Reus im Interview mit RTL/ntv und zeigte sich optimistisch: Er hoffe, dass es klappen werde - sprach aber von einem kleinen "Wettlauf gegen die Zeit".
Reus hatte schon die Weltmeisterschaften 2014 und 2022 sowie die Europameisterschaften 2016 und 2021 verletzt verpasst. Jetzt, wo er endlich einmal Meister werden kann, will er natürlich dabei sein. "Ich bin nicht hier, um meine Karriere ausklingen zu lassen, sondern ich will Titel gewinnen. Ich bin heiß", hatte er schon nach seinem Wechsel aus Dortmund nach Kalifornien im August gesagt.
Marco Reus: MLS-Titel? "Auf jeden Fall etwas sehr, sehr Großes"
Vielleicht wird das Finale um die Philip F. Anschutz Trophy im eigenen Stadion (22 Uhr MEZ) sogar die letzte Chance für Reus, Meister zu werden. Zwei Pokalsiege mit dem BVB sind seine bislang einzigen großen Titel. "Einen Titel zu holen im Ausland nach drei, vier Monaten", sagte Reus, "ist auf jeden Fall etwas sehr, sehr Großes." Sich nach so kurzer Zeit Champion nennen zu können, wäre ein "wunderschönes Gefühl". Doch betonte er auch im Sport1-Interview: "Ich weiß, dass man hart arbeiten muss, um dem Traum ein Stückchen näher zu kommen."
Die Chancen stehen nicht schlecht: Los Angeles ist mit fünf Titeln Rekordmeister, spielt vor den eigenen Fans und trifft zudem auf eine von Sandro Schwarz trainierte Mannschaft, die als 16. der Gesamttabelle eher unerwartet ins Finale vorstieß. "Mir ist es egal, ob wir Favorit sind oder nicht", sagt Reus, der in zehn Spielen für LA bislang ein Tor und drei Vorlagen beisteuerte.
Bislang hat Reus den Wechsel noch keine Sekunde bereut. "Ich fühle mich hier sehr wohl", sagt er über seine bisherige Zeit an der Westküste, vor allem die Nähe zum Strand sei für die Kinder "paradiesisch". Und auch der Fußball sei ambitioniert. "Die Liga hat Qualität und muss sich nicht verstecken", sagt Reus, auch wenn er zugibt: "Es ist ein anderer Fußball, der hier gespielt wird." Gerade gegen Spielende werde die Taktik gerne mal über Bord geworfen.
Für die Klub-WM 2025 wird sich der neue US-Meister indes nicht qualifizieren: Nach der MLS-Hauptrunde beschloss die FIFA kurzerhand, das bis dahin punktbeste Team für das neue Turnier zu nominieren. Das war Inter Miami mit Lionel Messi, und die WM wird in Miami eröffnet - das passte. Wen interessiert da schon ein Meistertitel? Nun, Marco Reus ganz bestimmt.