Der offene Brief als Textform ist etwas Besonderes: Zu einem meist heißdiskutierten Thema gibt der Verfasser öffentlich seine ungeschönte Meinung wieder und will mit dieser überzeugen. Genauso macht es auch Ryan Babel, ehemaliger niederländischer Nationalspieler und Bundesligaprofi, aber sein offener Brief ist ein Rap-Track, der passenderweise 'Open Letter' heißt.
Das heißdiskutierte Thema fehlt beim Song des aktuellen Galatasaray-Spielers jedoch, stattdessen legt er sich mit vielen Leuten und vor allem mit seinem ehemaligen Oranje-Kollegen Ibrahim Afellay an - und der versteht nun die Welt nicht mehr.
"Alle haben inzwischen eine Meinung, die mir aber egal ist", rappt Babel zu Beginn, um dann aber kurz darauf zu zeigen, dass das überhaupt nicht stimmt. Was dem 34-Jährigen nicht passte: Afellay, der seine Karriere beendet hat und nun als TV-Analyst arbeitet, hatte sich im Vorfeld der EM im Sommer kritisch über eine mögliche Nominierung Babels für das Turnier geäußert. "Ich war davon enttäuscht, dass er mit den anderen Analysten mitgemacht hat, die versucht haben, mich lächerlich zu machen", erklärte Babel im Live-Stream von Kick 't Net.
Afellay über Babel: "Kann nichts Schlechtes über ihn sagen"
Und deshalb bekam es Afellay voll ab: "Bro, ich kenn Dich nicht von Barca, eher von PSV / Hab in den Kabinen gehört, dass du pleite bist / Du erzählst einfach was und denkst nicht mehr an den Bro-Code / Versteh ich, ist so, wenn die Karriere nicht mehr weitergeht", feuert Babel in Richtung seines Ex-Kollegen. Als Afellay diese Zeilen vorgelegt werden, kann der sich ohne die nachgeschobene Erklärung von Babel nicht ausmalen, warum er im Zentrum der Kritik steht: "Ich bin ehrlich gesagt überrascht. Ich kann eigentlich nichts Schlechtes über ihn sagen", so der ehemalige Spieler von unter anderem Barcelona und Schalke.
Babel aber hat mit Afellay abgeschlossen - weil der seiner Ansicht nach gegen den 'Bro-Code', der unter Fußballern besteht, verstoßen hat. "Man sieht so einen als seinen Fußball-Kumpel. Man weiß von Sachen, die viele Leute nicht wissen. Man vertraut sich", versuchte sich Babel an einer Erklärung, warum es Afellay nun abbekommen hat. "Auf einmal ist er jetzt ein ganz anderer Mensch. Alle, die ich kenne, sagen: 'Was ist mit ihm passiert?'", schob Babel nach.
Genau wie Afellay können aber auch weite Teile der niederländischen Öffentlichkeit Babels Rap-Attacke nicht nachvollziehen. Bei YouTube sammelte das Video des Tracks viermal mehr Dislikes als Likes, bevor die Seite die Zahl der negativen Bewertungen ausblendete. Und die Kommentare unter dem Video mussten auch schon deaktiviert werden. Nicht gerade das, was man einen überzeugenden Offenen Brief nennen kann.