SPOX: Ihre Karriere verlief zuletzt wie im Zeitraffer. Aus dem Amateurbereich zu RB Salzburg, jetzt Co-Trainer der ersten Mannschaft. Wie können Sie da überhaupt Schritt halten?
Rene Maric: Zu Beginn gleich eine Frage, die man nicht wirklich beantworten kann. (lacht) Über sowas denke ich ehrlich gesagt gar nicht so viel nach. Ich komme jeden Tag ins Büro und fokussiere mich auf die bevorstehenden Aufgaben.
SPOX: Nach Spielen nehmen Sie sich gerne Zeit, um über positive und negative Aspekte nachzudenken. Haben Sie das auch mit einem Gesamtblick auf das vergangene Jahr getan?
Maric: Da unsere U18-Saison nahtlos in die Vorbereitung mit den Profis übergegangen ist, hatte ich dafür nur wenig Zeit. Eigentlich hatte ich über das Jahr hinweg Notizen und Projekte gesammelt, die ich nach der Saison abarbeiten wollte. Allerdings hat man immer wieder etwas Zeit innerhalb der Arbeitsprozesse oder bestimmte Schlüsselereignisse, um sich - auch mit anderen - über das vergangene Jahr und sich selbst auszutauschen und zu reflektieren.
SPOX: Mit Marco Rose ist ein relativ erfahrener Trainer Ihr Chef im Team. Wie oft und in welchen Dingen widerspricht er Ihnen oder korrigiert Sie?
Maric: Marco findet immer wieder Details, an denen ich arbeiten kann und die er mir zeigt. Mal ist das fachlich-inhaltlich, mal sozial und manchmal zeigt er mir einfach nur die Realität auf. Das finde ich auch gut so. Seine Kompetenz, seine Erfahrung, ob als Trainer oder ehemaliger Profi, und seine Persönlichkeit lehren mir im tagtäglichen Austausch enorm viel.
SPOX: Und was bringen Sie in die Zusammenarbeit ein?
Maric: Ich hoffe wiederum, dass Marco manchmal von meiner Perspektive ebenfalls profitieren kann. Die ist manchmal aufgrund meiner Besessenheit mit dem Sport und manchmal schlicht aus mangelnder Erfahrung unüblich und vielleicht genau dadurch interessant. Des Weiteren versuche ich vieles im Fußball auf Details für die Spieler herunterzubrechen und den Fußballern zu helfen, sich selbst auf dem Feld besser zu verstehen und Leistung bringen zu können. Woraus bestehen Aktionen im Fußball? Welche Prinzipien sind hilfreich? Wie bringe ich die in einfache Sprache, um aus der Theorie in die Praxis zu kommen? Letztlich verstehe ich meine Rolle als Co-Trainer so, dass ich einerseits den Spielern helfen und andererseits Marco ergänzen darf.
SPOX: Mit Salzburg haben Sie einen Verein gefunden, der am Puls der Zeit arbeitet. Was zeichnet die Jugendarbeit in der Akademie gegenüber anderen Klubs aus?
Maric: Ich kann nicht über den Vergleich mit anderen Vereinen sprechen, da ich diese nicht kenne. Ich kann nur sagen, was ich bei Red Bull Salzburg beobachtet habe: Wir haben ein hervorragendes Konzept in puncto Trainingsmethodik und Spielphilosophie, welche im Verbund eine sehr gute Ausbildung für die Spieler gewährleisten. Die Trainer werden intern zusätzlich weitergebildet, können sich dadurch besser um die Spieler kümmern. Das Scouting ist auf sehr hohem Niveau, unsere medizinische und athletische Abteilung arbeiten sehr gut.
SPOX: Die TSG 1899 Hoffenheim geht in der Ausbildung innovative Wege wie zum Beispiel Training am Handy. Ist das eine Option oder werden ähnliche Dinge auch bereits in Salzburg umgesetzt?
Maric: Ich denke, dass es in jeder Akademie eigene Ideen, Konzepte und Projekte gibt, die angegangen werden. Dazu bringt auch jeder Trainerstab eigene Aspekte ein, die sie akademieübergreifend teilen oder bei der eigenen Mannschaft anwenden. Spieler über digitale Möglichkeiten zusätzlich auszubilden und anders zu erreichen, ist durchaus eine Überlegung.
SPOX: Was war für Sie der ausschlaggebende Grund für den Pokalgewinn in der Youth League? In welcher Hinsicht ist Salzburg den Gegnern überlegen gewesen?
Maric: Harte Arbeit, hervorragende Mentalität und Qualität der Spieler, Akribie und Leistungsbereitschaft aller Beteiligten im Verbund mit passenden Matchplänen, sehr gute Fitness und auch etwas Glück. Dazu ohne Frage auch unsere Spielphilosophie.
SPOX: Wie viel von dieser U19 darf man im kommenden Jahr auch bei den Profis wieder beobachten?
Maric: Das hängt ganz von den Spielern ab. Profiniveau, speziell in Salzburg in der ersten Mannschaft, ist dann doch etwas Anderes. Dennoch glaube ich, dass es der eine oder andere diese Saison bei passender Entwicklung und der damit verbundenen Einstellung schaffen könnte. Hannes Wolf, Amadou Haidara, Igor und Xaver Schlager sind ja bereits im Kader der ersten Mannschaft und auf gutem Wege.
SPOX: Mit Salzburg bringt man stets das hohe Pressing und Gegenpressing in Verbindung. Sie sind Fan vom Positionsspiel. Wie konnten Sie das kombinieren? Welche Anpassungen mussten Sie vornehmen?
Maric: Nun, Marco hat schon vor meiner Zeit als Co-Trainer mit etlichen Mannschaften sehr gute Leistungen in allen Spielphasen gezeigt, als man zum Beispiel vorletzte Saison ohne Niederlage und bei extrem wenig Gegentoren Meister geworden ist. Das funktioniert ohne Positionsspiel nicht. In meinen Augen widerspricht sich das gar nicht mit hohem Pressing und Gegenpressing. Mit Positionsspiel sind nämlich keine starren Abläufe, vorgefertigten Schablonen oder langwierige Ballbesitzphasen ohne Abschlüsse gemeint. Vielmehr geht es um Lösungsmuster für Situationen, die es den Spielern ermöglichen sollen, ihre Fähigkeiten bestmöglich einbringen zu können. Durch Prinzipien, welche sich vorrangig auf die Verbindungen zwischen den Spielern in ihren Positionierungen und im Timing in Wechselwirkung mit dem Gegner beziehen, wollen wir den Spielern Ideen mitgeben. Trotzdem wollen wir, dass die Spieler kreativ und frei sind, solange die Mannschaft davon profitiert. Und: Wir wollen möglichst viele Gegenspieler möglichst schnell überspielen. Dank unseres Gegenpressings wollen wir das auch mit viel Risiko machen. Zusätzlich hilft uns unser Positionsspiel sowohl beim Pressing als auch beim Gegenpressing, da wir dadurch auch effektiver unsere Abläufe, zum Beispiel in der Absicherung, planen können.