BBC-Reporter in Katar festgenommen

Von Adrian Franke
Sepp Blatter und seine FIFA stehen wegen der WM-Vergabe an Katar unter Beobachtrung
© getty

Selbst eine offizielle Einladung nach Katar schützte ein vierköpfiges BBC-Team nicht vor einer Festnahme durch örtliche Sicherheitskräfte. Die Reporter hatten sich vor Ort ein Bild von der Situation der Arbeitskräfte an den WM-Standorten gemacht, jetzt hat sich auch der Weltverband FIFA eingeschaltet.

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Wie der Guardian berichtet, wurden die Journalisten von Katars Premierminister zu einer offiziellen Tour durch die neuen Unterkünfte der Arbeiter eingeladen. Die Tour war Teil der neuen PR-Maßnahmen des Wüstenstaates, der damit auf die inzwischen weltweit harsche Kritik an den vielerorts menschenunwürdigen Lebensbedingungen der ausländischen Arbeitskräfte reagierte.

Doch der Effekt ging genau in die andere Richtung: Das BBC-Team wurde von Sicherheitskräften festgenommen und für zwei Tage inhaftiert sowie befragt, ehe es, ohne Anklage, entlassen wurde. Die FIFA erklärte jetzt in einem Statement: "Jeder Vorfall, der scheinbar die Pressefreiheit einschränkt, ist für die FIFA besorgniserregend und wird mit aller angebrachten Ernsthaftigkeit untersucht."

Bei den kurzzeitig Inhaftierten handelte es sich um Mark Lobel, der BBC-Korrespondent im mittleren Osten, sowie einen Kameramann, einen Fahrer und einen Übersetzer. Lobel berichtete anschließend, dass ihnen nie erklärt wurde, warum sie eigentlich festgenommen worden waren. Allerding sei jeder seiner Schritte seit der Ankunft fotografiert worden, die Bilder bekam er demnach bei der Befragung vorgelegt.

Festnahme wie im Film

Weiter berichtete Lobel in einer BBC-Kolumne von der spektakulären Festnahme: "Wir waren gerade auf dem Weg, um eine Gruppe Arbeiter aus Nepal zu filmen. Plötzlich umzingelten acht weiße Autos unser Fahrzeug und leiteten uns in eine Seitenstraße. Zwölf Sicherheitsbeamte standen um uns herum und schrien uns an. Sie nahmen unsere Ausrüstung und Speichermedien, anschließend wurden wir in ihr Hauptquartier gebracht."

Danach sei jeder einzeln befragt worden, und während einer Pause "flüsterte ein Beamter mir zu, dass ich keinen Anruf tätigen dürfe um jemandem zu sagen, dass wir hier sind. Er erklärte, dass unsere Festnahme als Angelegenheit der nationalen Sicherheit behandelt werde." Um ein Uhr nachts seien sie schließlich in das lokale Gefängnis gebracht worden.

"Das ist nicht Disneyland"

Eigentlich hätte es der erste Tag der PR-Tour sein sollen, stattdessen folgte eine zweite Befragung in Handschellen, nach welcher ihm einer der Beamten drohte: "Er sagte: "Das ist nicht Disneyland. Ihr könnt eure Kamera nicht einfach überall draufhalten." In perfektem Englisch hat er uns weitere vier Tage im Gefängnis angedroht, um uns eine Lektion zu erteilen."

Genauso plötzlich wie die Festnahme, kam dann allerdings nach der zweiten Nacht im Gefängnis die Freilassung. "Es wurde uns bizarrerweise erlaubt, uns wieder dem organisierten Presse-Trip anzuschließen, wegen dem wir gekommen waren. Es war, als wäre nichts passiert", so der Reporter. Ihre Ausrüstung sei allerdings bis heute beschlagnahmt.

"Es geht uns gut", fügte Lobel hinzu: "Der besorgniserregende Faktor ist allerdings, dass das ein scharfes Vorgehen gegen die Medien ist und das zu einer Zeit, in der andere Teile der Regierung das Image ändern wollen. Was auch immer die Erklärung sein mag: Diese zwiespältige Vorgehensweise Katars wurde durch den seit der WM-Vergabe entstandenen Fokus offen gelegt."

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