"Können nicht jeden überwachen"

SID
Sepp Blatter will von der Kritik an der eigenen Person nichts wissen
© getty

FIFA-Präsident Joseph S. Blatter hat die Verantwortung für den neuerlichen Skandal im Weltverband größtenteils von sich gewiesen. Zuvor hatte ihn UEFA-Präsident Michel Platini zum Rücktritt aufgefordert.

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"Ich weiß, viele halten mich für ultimativ verantwortlich für die Handlungen unserer globalen Fußball-Familie - egal, ob es um die WM-Gastgeber geht oder um Korruptionsskandale", sagte der 79-Jährige Schweizer: "Aber wir können nicht jeden überwachen. Wenn jemand etwas falsch machen will, kann er dabei unentdeckt bleiben."

Am Freitag will der Schweizer trotz der tiefen Krise in seine fünfte Amtszeit gewählt werden. Herausforderer ist der jordanische Prinz Ali bin Al Hussein (39).

"Wir müssen jetzt damit beginnen, das Vertrauen in unsere Organisation wieder herzustellen", sagte Blatter während der Auftakt-Zeremonie des 65. FIFA-Kongresses: "Der Fußball verdient mehr. Wir müssen antworten. Wir haben die Möglichkeit, einen neuen Weg einzuschlagen und das Vertrauen wiederherzustellen. Wir müssen uns das verdienen. Durch die Entscheidungen, die wir treffen, die Erwartungen, die wir an uns stellen und das Verhalten jedes Einzelnen."

Blatter prophezeit mehr schlechte Nachrichten

Am Mittwoch hatten die Ermittlungen der US- und Schweizer Behörden den Weltverband erschüttert, sieben Funktionäre wurden festgenommen. "Das sind schwierige Zeiten für die FIFA", sagte Blatter: "Die gestrigen Ereignisse haben einen dunklen Schatten auf den Fußball und Kongress geworfen. Aktionen von Einzelnen bringen Schande und Demütigung über den Fußball und verlangen entschiedenes Handeln. Es muss aufhören - hier und jetzt."

Dennoch prophezeite der Schweizer weiter "schlechte Nachrichten" für die kommenden Monate. Diese Zeit werde "nicht einfach", sagte Blatter: "Wir müssen einen Weg finden, Dinge richtig zu machen. Ich werde nicht erlauben, dass die Würde von denen, die so hart für den Fußball arbeiten, zerstört wird. Die Korrupten sind in der Minderheit, aber sie müssen verantwortlich gemacht werden. Für die kann es keinen Platz geben."

Platini fordert Blatter zum Rücktritt auf

Zuvor hatte UEFA-Präsident Michel Platini Blatter zum Rücktritt aufgefordert. "Michel Platini hat heute morgen noch einmal ein persönliches Treffen mit Sepp Blatter gehabt und ihm empfohlen, zurückzutreten", sagte Niersbach: "Das hat aber Sepp Blatter abgelehnt."

Das bestätigte Platini am Donnerstag auf einer Pressekonferenz der UEFA: "Ich habe Sepp Blatter mehrfach zum Rücktritt aufgefordert, ich habe ihm gesagt, dass wir alle genug haben und ihn gebeten, sein Amt niederzulegen. Er hat mir entgegnet, dass es für ihn bereits zu spät ist. Er könne vor diesem Kongress nicht zurücktreten!", so Platini.

Der UEFA-Chef war außer sich: "Ich liebe die FIFA, ich liebe die Geschichte der FIFA. Aber ich bin fertig. Ich habe genug. Das ist zu viel! Sepp war berührt von dem, was ich gesagt habe. Ich rede wie ein Freund mit ihm. Wir haben eine lange Vergangenheit. Er war sehr traurig, aber ich sagte, wir würden Freunde bleiben. Was auch immer passiert, wir werden Freunde bleiben."

"Glaube, Blatter kann besiegt werden"

Trotzdem plädiert er für eine Wahl gegen seinen Kollegen Blatter: "Ich hoffe auf 54 Stimmen aus Europa. Aber mindestens werden 45 oder 46 aus Europa gegen Blatter stimmen. Ich glaube, Blatter kann besiegt werden, er kann geschlagen werden. Es ist einfach zu viel passiert! Ich hoffe, dass es reicht. Ich glaube an ein radikales Umdenken!"

Dabei glaubt er zu wissen, wie die Sache am Freitag ausgeht: "Ich weiß, was er versuchen und tun wird. Er wird reden und reden und dann die Mehrheit bekommen und dann sagen: 'Schaut, sie wollen, dass ich bleibe!'"

Nachdem zuerst debattiert wurde, ob die UEFA die Wahl komplett boykottieren würde, kündigten die Offiziellen am Donnerstag aber die Reise zum Kongress an: "Wir sind mehrheitlich und eindeutig für den Wechsel an der FIFA-Spitze und werden dafür am Freitag beim Kongress auch ein Stück weit kämpfen", sagte DFB-Präsident Wolfgang Niersbach in seiner Funktion als Mitglied des UEFA-Exekutivkomitees. "Die UEFA nimmt teil und wird auch wählen. Es ist eine geheime Wahl", so Niersbach weiter.