"Wenn man bei der Internetsuche den Begriff FIFA eingibt, ist das erste Suchergebnis das Wort 'Skandal'", sagte Figo bei "CNN": "Das ist das Erste, was wir ändern müssen. Wir müssen das Image der FIFA verbessern. Der Fußball verdient nämlich etwas Besseres als das." Sein Wahlprogramm hat Figo auch gleich parat: "Wir brauchen Veränderung in der Führung, der Transparenz und der Solidarität. Der Zeitpunkt dafür ist jetzt gekommen."
Die Kandidatur des Rekordnationalspielers (127 Spiele/32 Tore) am Mittwoch kam für Außenstehende aus dem Nichts, sie scheint aber durchdacht. Nach eigener Aussage hat Figo bereits die fünf nötigen Empfehlungsschreiben beisammen, die von jedem Bewerber bis Donnerstag (24.00) bei der FIFA eingehen müssen. Die zweite Hürde der FIFA-Statuten - die Kandidaten müssen während zwei der zurückliegenden fünf Jahre eine aktive Rolle im Fußball gespielt haben - wird er als Scout von Inter Mailand auch umschiffen können.
Fußballer des Jahres 2000
Bei den Lombarden hatte Figo 2009 seine Karriere beendet, er war einer der schillerndsten Profis seiner Generation. Auf dem Höhepunkt gehörte der in Almada geborene Offensivkünstler zu den "Galaktischen" von Real Madrid. An der Seite von Zinedine Zidane und Ronaldo gewann er 2002 die Champions League gegen Bayer Leverkusen. In seiner portugiesischen Heimat wurde Figo sechsmal zum besten Spieler des Jahres gekürt, 2000 war er Europas Fußballer des Jahres. Mit der Nationalelf wurde er bei der WM 2006 in Deutschland Vierter.
Abseits des Platzes vermied der "schöne Luis" die großen Schlagzeilen - vom Schweinekopfwurf nach seinem Abgang vom FC Barcelona zu den Erzrivalen nach Madrid mal abgesehen. Seit 2001 ist er mit dem schwedischen Model Helen Svedin verheiratet. Gemeinsam haben die beiden drei Töchter.
Wie offensiv der Weltstar in den kommenden Monaten bis am 29. Mai auftreten wird, bleibt abzuwarten. Zuvor hatten der niederländischen Verbandsboss Michael van Praag, der jordanische FIFA-Vizepräsident und Nationalverbands-Chef Prinz Ali Bin Al Hussein, der frühere FIFA-Funktionär Jérôme Champagne (Frankreich) und der französische Ex-Nationalspieler David Ginola Interesse an einer Kandidatur angemeldet.
"Blatter nicht unantastbar"
Der mit Abstand populärste Anwärter ist aber Figo. Das könnte auch Blatter merken, wenn auch nur ein bisschen. "Ich denke, dass in diesem Leben niemand unantastbar ist", sagte Figo über den Schweizer: "Natürlich macht er den Job schon sehr lange, trotzdem ist das eine Chance für mich, den Leuten zu zeigen, dass sie mir folgen und mich unterstützen können."
Wirkliche Zweifel an der Wiederwahl Blatters bestehen aber trotz der Kandidatur Figos nicht.