Katerstimmung und Optimismus

Von Adrian Bohrdt
Ronaldo und Real können aus eigener Kraft nicht mehr Meister werden
© getty

Real Madrid hat zum zweiten Mal innerhalb von vier Tagen in der Primera Division verloren und könnte damit die Meisterschaft verspielt haben. Bei den Königlichen regiert jetzt Zweckoptimismus, vor allem die Patzer gegen direkte Konkurrenten sorgen aber für Erklärungsnot. Von Jose Mourinho gab es zu allem Überfluss noch einen Seitenhieb.

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18 Ligaspiele blieb Real ungeschlagen und hatte sich an die Tabellenspitze gearbeitet. Ausgerechnet der FC Barcelona, gegen den es am 26. Oktober die letzte Pleite gegeben hatte, beendete den Lauf der Königlichen, durch die 1:2-Niederlage beim FC Sevilla am Mittwoch rutschte Real auf den dritten Platz ab. "Wir haben zwei Spiele in Serie verloren, und das ist nicht gut in dieser Phase der Saison", analysierte Trainer Carlo Ancelotti.

Damit hat Madrid sein Schicksal im Meisterschaftskampf nicht mehr selbst in der Hand. Die direkten Vergleiche mit Tabellenführer Atletico und Barcelona, entscheidend für die Platzierung bei Punktgleichheit, gingen beide verloren. Beide Teams konnte Real in dieser Saison nicht bezwingen, gegen Sevilla gab es gegen ein weiteres Top-5-Team eine Pleite.

"Wir haben da kein Problem", betonte Ancelotti, angesprochen auf die schlechten Ergebnisse gegen die Top-Teams der Primera Division: "Die Liga ist kompliziert und hat starke Mannschaften, jedes Spiel ist schwierig. Wir müssen an uns selbst denken. Wir haben zwei Spiele verloren, aber wir müssen glauben, dass wir den Titel noch gewinnen können. Wir liegen hinten, aber wir müssen glauben, dass es möglich ist."

Ancelotti: "Können Meisterschaft noch gewinnen"

Es ist dieser (Zweck-)Optimismus, der im Lager der Königlichen nach den vier bittersten Tagen der Saison regiert. "Es ist ein schwerer Moment. Wir müssen mit unserem Charakter und Willen reagieren. Die Liga ist jetzt noch komplizierter, aber wir können sie noch gewinnen", so Ancelotti weiter.

Auch Innenverteidiger Pepe stellte auf der Vereinswebsite klar: "Es gibt noch einige Spiele und es ist noch möglich. Wir spielen gut, machen Druck, aber es sind die kleinen Dinge. Wir müssen uns auf einige Punkte besser konzentrieren und mit dem Wissen um unsere Gegner und darüber, dass es keinen Raum für Fehler gibt, kämpfen."

Frust innerhalb der Mannschaft

Doch klar ist auch, dass innerhalb der Mannschaft der Frust wächst. Cristiano Ronaldo und Sergio Ramos stellten nach der Pleite im Clasico wilde Verschwörungstheorien über Schiedsrichter Alberto Undiano auf, darüber hinaus gerieten Ronaldo und Gareth Bale nach einem vergebenen Freistoß des Walisers in der Nachspielzeit der Partie gegen Sevilla aneinander.

Da dürfte es wenig helfen, dass von außen zusätzliches Öl ins Feuer gegossen wird. So erklärte Ex-Real-Trainer Jose Mourinho bereits vor dem Spiel in Sevilla gegenüber "Eurosport": "Ich bin etwas überrascht. Ich hätte gedacht, dass Real Madrid einen größeren Vorsprung hat, denn Barcelona hat viel mehr Punkte als in den letzten drei Jahren abgegeben."

Alonso: "Müssen einiges schnell korrigieren"

Davon unbeeindruckt forderte Xabi Alonso eine nüchterne Betrachtungsweise. "Atletico und Barca sind vor uns und müssen einen Fehler machen. Wir müssen daran glauben", so der Mittelfeldspieler: "Es ist nicht so, dass wir vorher perfekt waren und jetzt alles schlecht ist. Wir sind irgendwo dazwischen und müssen einiges so schnell wie möglich korrigieren. Ich denke vor allem in der Defensive, die uns vorher zu vielen Siegen verholfen hat, haben wir etwas nachgelassen."

Zumindest das Restprogramm dürfte den Königlichen Hoffnung machen. Bis auf Real Sociedad geht es gegen kein Team aus der aktuellen Top-7, es stehen mehrere Spiele gegen Abstiegskandidaten an. Um es in Pepes Worte zu fassen: "So ist der Fußball. Wir müssen das Spiel gegen Rayo am Samstag gewinnen."

Sollte Real allerdings nicht zurück in die Spur finden, würden Atletico und Barca den Titel unter sich ausmachen, am letzten Spieltag treffen beide direkt aufeinander. Doch bis dahin regiert der Optimismus bei den Madrilenen. "Wir sind drei Punkte hinter Atletico und zwei hinter Barca", betonte Ancelotti: "Alles ist möglich."

Der Kader von Real in der Übersicht