"Ich halte nichts von Mertesacker"

Von SPOX
Robbie Savage (r., mit Gattin Sarah) bereitet sich auf seine Einsätze als Experte offenbar kaum vor
© Imago

Lange vermisst, endlich wieder da: Die Blitzlichter aus Europa. Mit einem leicht verwirrten Robbie Savage, störrischen spanischen Journalisten und einem italienischen Rekord aus Opas Zeiten.

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Dies und mehr wie immer montags in den Blitzlichtern aus Europa - zusammengetragen von unseren Korrespondenten vor Ort.

Premier League

von Raphael Honigstein

Arsenals Hat-Trick: "Mertesacker ist ruhig und redet viel. Und wenn ein Deutscher redet, hört man zu", sagte Arsene Wenger nach dem zittrigen 1:0-Sieg gegen Aufsteiger Swansea. Das war, wie der Trainer mit einem Verweis auf Vorgänger Jens Lehmann klarstellte, übrigens ernst gemeint.

Ebenfalls ernsthaft, allerdings noch viel lächerlicher, war die Meldung, die bereits vor Anpfiff die Runde machte. Die Gunners haben in einem langwierigen Rechtsstreit gegen einen spanischen Hutladen aus Sevilla gewonnen. Die Besitzerin hatte sich 2007 erdreistet, den Shop nach dem schönen italienischen Wort "Arsenale" (Schiffswerft) zu benennen, was die Juristen der Gunners so natürlich nicht durchgehen lassen konnten.

Die Dame wurde wegen der Verletzung von Arsenals Markenrechten verklagt und nun zu einer Namensänderung gedrängt. Da sie auch Schuhe im Sortiment führe, läge eine Verwechslungsgefahr vor, hieß es in der Begründung des spanischen Patent-und Marken-Amts. "Es ist wichtig, dass Arsenal Football Club seinen globalen Namen schützt", verkündete ein hoffentlich peinlich berührter Sprecher. Denn die Ironie der Geschichte liegt ja hier auf der Hand beziehungsweise dem Rist: besonders förderlich für das Image des Klubs war diese Aktion sicherlich nicht.

E-Mail for you: Sportlich hat Manchester City nicht die geringsten Sorgen, dafür aber eine Vakanz auf der Geschäftsstelle: Geschäftsführer Garry Cook musste bekanntlich wegen einer aus Versehen abgeschickten E-Mail zurück treten. In dem eigentlich für Sportdirektor Brian Marwood bestimmten Schreiben hatte sich der ehemalige Nike-Manager über die an Krebs erkrankte Dr. Antonia Onuoha( Mutter von City-Verteidiger Nedum Onuoha) lustig gemacht, leider aber Onuhua die E-Mail zugeleitet.

Die Dummheit wurde noch dümmer, als Cook (zunächst) einen Hacker verantwortlich machte. Merkwürdig an dieser Affäre ist allerdings das Timing: Warum wartete Dr. Onuoha geschlagene zwölf Monate, um Cooks Fauxpas an eine Zeitung weiterzuleiten?

Das wie Citys Eigentümer in Abu Dhabi beheimatete Blatt "The National" berichtete bedeutungsschwanger, dass ausgerechnet der bei Cook wegen dem ewigen Theater um Carlos Tevez in Ungnade gefallene Agent Kia Joorabchian kürzlich die Beratung von Onuoha übernommen habe. Da wird sich doch nicht einer für die von Cook lancierten negativen Schlagzeilen über seinen Lieblingsklienten gerächt haben, oder?

Merte? Metze? Egal!: Ex-Fußballer Robbie Savage, ein Mann mit Vorliebe für bananengelbe Ferraris, versucht sich derzeit als Tänzer bei "Strictly Come Dancing", dem britischen Original von "Let's Dance". Zehn Stunden am Tag trainiert der 37-Jährige angeblich, doch das ist nicht genug. Leider schafft er es als "Experte" nebenbei immer noch in diverse Fernseh- und Radiostudios.

Auf Radio5Live von der BBC fällte Savage so zum Beispiel ein vernichtendes, vielleicht aber doch etwas fehlgeleitetes Urteil über Arsenals neuen Innenverteidiger aus der Bundesliga. "Ich halte nichts von Mertesacker", sagte Savage ganz entschieden, "er war nicht sehr gut bei Real Madrid".

Das stimmt genau genommen natürlich, trifft allerdings so auch auf etwa 20.000 andere Profi-Verteidiger zu, die bei Madrid ebenfalls nicht sehr gut, weil gar nicht da waren. Merte sollte sich jedenfalls schnellstens Rechtsbeistand im Verein suchen. Mit Metzelder verwechselt zu werden, ist auf Dauer ja auch nicht wirklich gut für den globalen Namen.

 

Serie A

von Oliver Birkner

Cesars merkwürdige Erklärungen: Er bewegt sich also doch. Nun ja, nach dem Streik zumindest der Ball, während einige Spieler offenbar lieber noch eine Runde sorglose Sommerferien vorzogen. Wie beispielsweise Napolis Goran Pandev, der aus sechs Metern völlig unbedrängt nicht das leere Tor, sondern die Latte bevorzugte. (Hier geht's zur billigen Kuba-Kopie)

Oder Inter-Keeper Julio Cesar. Einen Gegentreffer aus der Distanz ließ er im kompletten Blackout reaktionslos passieren. Einen anderen erklärte der Brasilianer so: "Miccoli ist dermaßen klein, da habe ich ihn bei seinem Freistoß hinter meiner Mauer nicht gesehen, und bin deshalb mit der falschen Hand zum Ball gegangen." Vor der Torkamera sollte die FIFA vielleicht erst einmal ein akzeptables Gardemaß für Spieler einführen, um Wettbewerbsverzerrungen wie Miccolis 168 Zentimeter zu unterbinden.

Desaströses Dogma: Zur Ehrenrettung von Julio Cesar sei erwähnt, dass er beim 3:4 in Palermo zuvor einige Male exzellent parierte. Es gab auch reichlich zu tun, denn Inters neu eingeführtes System mit Abwehr-Dreierkette glich der reinsten Anarchie. Mauro Zarate und Diego Forlan als Außenstürmer aufzubieten, gehörte ebenfalls nicht zu den besten aller Ideen. Der Argentinier erfreute sich noch nie am Flügelspiel, die dabei geforderten Defensivaufgaben hat er seit langem aus dem Wortschatz gestrichen. Die vorzügliche Waffe Wesley Sneijder stand unerklärlicherweise nicht in der Startelf und flüsterte Leidensgenosse Giampaolo Pazzini vor Anpfiff sarkastisch zu: "Komm, ich zeig' dir mal, wie gemütlich die Bank hier ist."

Sneijder kam schon nach 33 Minuten für den desaströsen Zarate, doch auch der Niederländer ist freilich kein Mann für die Außenbahn. Nach Inters erster Auftaktniederlage seit elf Jahren und den ersten vier Liga-Gegentoren seit März 2004 bleibt die Frage, ob der durchaus kompetente Coach Gian Piero Gasperini um jeden Preis sein 3-4-3-Dogma durchsetzen muss, obwohl ihm in Mailand das nötige Spielermaterial dazu fehlt. Die italienischen Medien jedenfalls hatten ihre Gewehre schon bereitgestellt, seit Sonntagabend sind sie durchgeladen.

Torflut wie zu Opas Zeiten: Gefeiert hingegen wurde die neue Juve nach dem 4:1 über Parma. Die Gäste aus der Emilia zeigten keine unbändige Gegenwehr, weil sie beim ersten Pflichtspiel im neuen Stadion artigerweise nicht gleich als Party-Crasher daherkommen wollten. Noch heißt die Arena "Juventus Stadium", was fraglos charmanter klingt als der handelsübliche Sponsoren-Name. Der wird allerdings nicht lange auf sich warten lassen, da Juve die Vergabe der Namensrechte bis 2023 für 75 Millionen Euro an die Gruppe "Sportfive" verkaufte.

In jedem Fall besitzt Juve nun ein phantastisches neues Zuhause, exzellente Atmosphäre und in Person von Andrea Pirlo ein wiederbelebtes Genie, das überragend zum Tanz auflegte. Seine kongenialen Assists bereiteten zwei von insgesamt 35 Treffern in der Liga vor - das hatte es zum Serie-A-Auftakt zuletzt 1955 gegeben. Von den Neuen schlugen außerdem Maxi Moralez (zwei Tore für Atalanta) und der Wirbelwind Gabriel Torje, genannt "Rumäniens Messi", gut ein. Der Argentinier misst 167, Torje 160 Zentimeter. Julio Cesar sollte sich vorsehen, falls sie demnächst gegen Inter zum Freistoß anlaufen.

 

Primera Division

von Paula Villamarin Temperan

Osasuna killed the Radio Star: Drum prüfe, wer sich ewig bindet... Was zahlreiche Mütter schon ihren Söhnen mit auf den Weg gaben, trifft in Spanien neuerdings auch auf Osasuna zu. Die Verantwortlichen des Erstligisten haben nämlich alle audiovisuellen Rechte an das Unternehmen Mediapro abgetreten. Dies führte nun dazu, dass den Radiosendern vor der Partie gegen Sporting Gijon der Zutritt zum Stadion Reyno de Navarra verweigert wurde. Diese hatten sich zuvor geweigert, Gebühren für ihre Live-Berichterstattung zu bezahlen. Die Radioprofis wollten sich jedoch nicht mit der Aussperrung abfinden und zogen mit einem Notar bewaffnet zum Stadion. Der Verein bot den Journalisten an, sie ins Stadion zu lassen - jedoch nur unter der Voraussetzung, nicht live über das Spiel zu berichten. Dies wiederum wurde von den Radiosendern einstimmig abgelehnt. "Es wird Fußball im Radio geben", kündigten sie trotzig an, ob aus dem Stadion oder aus dem Studio, völlig egal. "Weder können wir das, noch dürfen wir das. Wir werden das nicht zulassen", raunzte Osasuna-Präsident Patxi Izco zurück. Der 2:1-Sieg gegen Sporting Gijon geriet da fast zur Nebensache.

Auf den Spuren von El Buitre und Hugol: Zehn Tore in zwei Spielen zum Auftakt der Saison, das hatten die Fans von Real Madrid lange nicht mehr gesehen. Um genau zu sein: seit der Saison 1987/1988 nicht mehr. Damals erzielten die Königlichen angeführt von Hugo Sanchez und Emilio Butragueno zum Saisonauftakt elf Treffer und feierten am Ende überlegen die Meisterschaft. Klar, dass man selbiges jetzt auch von Ronaldo und Co. erwartet. Da kam das Unentschieden von Dauerrivale Barcelona gegen Real Sociedad gerade recht. "Bevor wir den Platz betreten haben, wussten wir, dass sie zwei Punkten liegen gelassen haben, aber wir konzentrieren uns nicht auf Barca. Das wäre ein großer Fehler", sagte der bisher überragend aufgelegte Karim Benzema. Von den Heldentaten der früheren Real-Generation weiß Benzema aber kaum etwas. Beim Startrekord vor 24 Jahren war Benzema noch nicht mal geboren.

Diego glänzt als Joker: Der von Felix Magath aussortierte Mittelfeldspieler Diego wurde nach seinem Kurzauftritt gegen Valencia zum neuen Hoffnungsträger der Colchoneros auserkoren. Dabei wurde er von seinem Coach Gregorio Manzano erst Mitte der zweiten Halbzeit eingewechselt. 28 Minuten genügten aber, um den Atletico-Fans Appetit auf mehr zu machen. Wie zu besten Werder-Tagen riss er das Spiel an sich und hätte sein Team fast noch zu einem Punkt im Stadion Mestalla geführt. Im nächsten Match gegen Racing Santander wird der Brasilianer wohl von Beginn an auflaufen. Kraft für 90 Minuten hat er ja - Felix Magath sei Dank.

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