Schalke gibt die Europa League auf

SID
Klaas-Jan Huntelaar übte nach der Pleite herbe Kritik an den Kollegen
© Getty

Huub Stevens war die Lust vergangen, nach irgendwelchen Ausflüchten zu suchen. "Nein, damit rechne ich nicht", sagte der Trainer von Schalke 04 nach einem Abend, der ihn zutiefst ernüchtert hatte. Auf die Frage, ob er noch Chancen auf ein Weiterkommen sehe, drangen nach dem bitteren 2:4 (1:1) gegen Athletic Bilbao im Viertelfinal-Hinspiel seltsame Knurrlaute aus der Kehle des Holländers.

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Extrem missgestimmt war Stevens wegen dieses Debakels, bei dem eine 2:1-Führung durch zwei Tore von Raul verschenkt worden war.

Stevens sprach mehreren seiner Spieler schlicht und einfach die Leistungsbereitschaft ab. "Wenn nicht alle zu einhundert Prozent am Spiel teilnehmen, ist es ganz schwierig, gegen eine so gute Mannschaft zu bestehen", sagte er.

"Ich bin realistisch"

Der 58-Jährige war so verärgert und frustriert über den Zusammenbruch seines Teams in den letzten 20 Minuten, dass er das Handtuch für das Rückspiel am nächsten Donnerstag warf. "Ich bin realistisch", sagte Stevens. Mit einem 3:0, 4:1 oder 5:2 im Stadion San Mames den Manchester-United-Bezwinger im Gesamtresultat noch zu besiegen, traut er seiner Mannschaft nicht zu. Zu stark waren die Basken, in der spanischen Liga nur auf Rang elf liegend, für sein Team, das ins Verderben stürmte.

Über das schnell geprägte Schlagwort vom "Wunder von Bilbao", mit dem Schalke doch noch im Wettbewerb bleiben könnte, schüttelte Stevens nur den Kopf. Die Spieler bemühten sich, dass klitzekleine Fünkchen Resthoffung zu beleben.

"Es wird sauschwer, aber Wunder gibt es immer wieder", sagte Jermaine Jones. Stevens hatte am Freitag was anderes im Sinn, als noch die Chance für ein Halbfinale gegen Sporting Lissabon oder Metalist Charkiw zu beschwören. Er hatte beim Training alle Hände voll zu tun, sein Personal wieder für das Bundesligaspiel am Sonntag bei 1899 Hoffenheim aufzurichten. Den ärgsten Groll hatte er zwölf Stunden danach verarbeitet.

Hildebrand fällt aus

Neben der ersten Niederlage im siebten Heimspiel der Europa League war noch eine andere Hiobsbotschaft zu beklagen, die langfristige Folgen haben kann. Timo Hildebrands Ellbogen-Verletzung stellte sich als gravierend heraus. Wegen eines Bänder- und Kapselschadens fällt der 32-Jährige - inzwischen schon als dritter Schalke-Torwart nach Ralf Fährmann und Lars Unnerstall in dieser Saison - längerfristig aus.

"Langsam frage ich mich, wen wir überhaupt noch im Verein haben, der Handschuhe hat", sagte Manager Horst Heldt. Mathias Schober (35), der zur Halbzeit eingewechselt drei Gegentore kassierte, wird in Hoffenheim erstmals seit drei Jahren wieder eine Bundesligapartie bestreiten.

Der Plan, Unnerstall vorzeitig wieder als Ersatzmann zu nominieren, wurde am Freitag aufgegeben. Einer der Junioren Robin Himmelmann und Lukas Raeder soll auf die Bank.

Auch Huntelaar übte herbe Kritik an den Kollegen

Nach der Stevens-Kritik machte Klaas-Jan Huntelaar den niederländischen Doppelschlag gegen die Kollegen perfekt. Auch er sprach Klartext. "Wir haben in der zweiten Halbzeit gegen uns selbst gespielt", sagte der Stürmer. "Der Wille und der Glaube hat gefehlt, um wie gegen Twente mehr rauszuholen", sagte Huntelaar. "Das ist immer schlechter geworden."

Naiv wie Schüler ließen sich die Königsblauen auskontern. "Man muss cleverer und auch einmal mit einem 2:1 zufrieden sein", rügte Stevens den ungebremsten Offensivdrang. Aufrichten kann man sich daran, dass im vorigen Jahr in der Champions League ein sensationelles 5:2 bei Inter Mailand gelang.

Frustriert war auch Raul, der nach einer Stunde noch der große Held des Abends zu werden schien. Für seine Vertragsverhandlungen darf er den Auftritt als ein schlechtes Argument einstufen. Wenn er bei Schalke bleibt, möchte er, ebenso wie Huntelaar, möglichst hochklassig spielen.

Nun liegt die Konzentration der Schalker auf der direkten Qualifikation für die Champions League über den dritten Platz. Möglich ist, dass Stevens es wagt, in Bilbao deswegen nur eine B-Elf zu stellen. Für ihn ist das Rückspiel eine "Mission impossible".

Schalke - Bilbao: Daten und Fakten

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