Seit der Deutsch-Italiener in Leipzig übernommen hat, geht es dort eigentlich nur noch bergauf. Nach einer schwachen Hinrunde grüßt RB in der Rückrunden-Tabelle der Bundesliga mit 32 Punkten aus 14 Spielen (Punkteschnitt: 2,3) von der Spitze. Im DFB-Pokal erreichte der Klub jüngst mit einem späten 2:1-Sieg gegen Union Berlin zum dritten Mal das Finale in Berlin.
Nimmt man die gute Ausgangsposition vor dem Rückspiel in Glasgow nächste Woche dazu, hat Leipzig plötzlich zwei große Chancen auf einen Titel - mit der gleichen Mannschaft, die unter Ex-Coach Jesse Marsch vor dem Trainerwechsel noch auf Platz 13 rangierte.
Wie hat Tedesco das gemacht?
Eine Antwort darauf war beim 1:0 gegen Glasgow zu sehen. Freilich, RB tat sich trotz rund 70 Prozent Ballbesitz in der Offensive mangels Tempo und Kreativität lange schwer, Torchancen herauszuspielen. Doch insgesamt spielt Leipzig nicht mehr so wild wie noch unter Marsch. Alles wirkt erwachsener, bedachter, durchdachter.
"Wir wollten Lücken finden, aber nicht zu risikoreich spielen, dass wir nicht in einen Konter laufen", erklärte Verteidiger Lukas Klostermann nach dem Spiel den Matchplan. "Wir haben versucht, geduldig zu sein und in den richtigen Momenten zuzustechen."
Das gelang mit dem späten Hammer von Angelino (87.) - dem zweiten Last-Minute-K.o.-Treffer in Folge. Im Pokalhalbfinale gegen Union traf Emil Forsberg sogar erst in der Nachspielzeit (90.+2). Die Mentalität scheint zu stimmen. Eine weitere Qualität, die wohl auch Tedesco ein Stück weit zuzuschreiben ist.
Emil Forsberg: "Wir haben wieder Spaß am Fußball"
"Wir haben wieder Spaß am Fußball und fühlen uns wohl. Das sieht man auch auf dem Platz", sagte eben jener Forsberg vor ein paar Wochen bei Sky. Eine große Rolle spiele dabei Tedesco: "Domi hat einen guten Plan. Ich finde ihn super. Er weiß ganz genau, was er will". Anders als Marsch setze Tedesco mehr auf Ballbesitz - das kommt an.
Forsberg: "Jesse hatte einen anderen Plan. Der hat nicht zu uns gepasst, das muss man leider so sagen. Jetzt machen wir mehr mit Ball, wir können unsere Stärken ausspielen." Und auch menschlich habe Tedesco einen Einfluss auf das Team: "Er spricht mit allen Spielern, jeder fühlt sich wichtig. Er ist super."
Tedesco kommt in Leipzig gut an. Nach seinem bitteren Ende auf Schalke und einer Zwischenstation bei Spartak Moskau läuft seine Rückkehr nach Deutschland bislang wie im Bilderbuch. Krönt er sie sogar mit den ersten Titeln seiner Karriere?
Darüber nachdenken will Tedesco nicht - noch nicht.
Domenico Tedesco: "Aue ist für mich persönlich wie ein Titel"
Von SPOX und GOAL nach dem Spiel auf seine Gefühlslage angesprochen, ließ Tedesco stattdessen seine Karrierestationen nochmal Revue passieren: Aue, Schalke, Spartak Moskau: "Aue ist für mich persönlich wie ein Titel. Dort einen Punkteschnitt von 2,0 erzielt zu haben. In der Konstellation mit einer richtig geilen Mannschaft, mit einem richtig geilen Präsidenten", erinnert sich Tedesco an den Klassenerhalt mit dem Ostklub im Jahr 2018.
"Die Vizemeisterschaft auf Schalke ist für mich auch was ganz Großes gewesen. Champions-League-Achtelfinale. Pokalhalbfinale. Bei Spartak Moskau dann Pokalhalbfinale, Vizemeisterschaft, nachdem wir auf Platz elf waren, als wir gekommen sind." Und nun Leipzig. Tedesco: "Ich freue mich jetzt hier zu sein. Wir haben schon ein paar Highlights gehabt, aber es geht immer weiter. Wir haben keine Zeit nachzudenken, weil wir alle drei Tage spielen."
Am Montag bei Borussia Mönchengladbach und am 5. Mai dann schließlich bei den Glasgow Rangers. Tedesco über die Ausgangslage: "Mit dem Ergebnis müssen und können wir leben heute. Wir freuen uns auf das Rückspiel im Ibrox. Wir wissen, dass wir noch 90 Minuten zu gehen haben."