"Sind noch keine globale Erscheinung"

Mats Hummels im Wintertrainingslager des BVB in Dubai
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SPOX: Im Winter flog der BVB erstmals ins Trainingslager nach Dubai. Diese Reise wurde von kontroversen Diskussionen rund um das Thema Menschenrechte begleitet. Wie haben Sie das wahrgenommen?

Cramer: Man muss festhalten: Wir haben keine Auslandsreise in den mittleren Osten gemacht, sondern ein Trainingslager abgehalten. Es war eine ausschließlich sportliche Entscheidung, nach mehreren Jahren, in denen sich das Thema La Manga einfach sportlich und infrastrukturell abgenutzt hatte - und auf Wunsch vieler Spieler, von denen bereits rund 80 Prozent ihren Urlaub in Dubai verbracht hatten.

SPOX: Heißt?

Cramer: Zunächst einmal glaube ich, dass Dubai der westlichen Welt doch noch einen Tick näher ist als andere Emirate. In Dubai machen 15 Millionen Menschen jährlich Urlaub. Zudem gibt es auch dort einige Menschen, die sich als BVB-Fans normal behandelt wissen und nicht nur deshalb ignoriert werden möchten, weil sie gerade in Dubai leben. Wir haben Verständnis dafür, dass darüber angeregt diskutiert wird. Unser Team war sehr zufrieden, wir sind allerdings nur ein Fußballverein - man sollte das Thema Dubai daher nicht überhöhen.

SPOX: Warum sollte man das Ihrer Ansicht nach nicht tun?

Cramer: Wir waren dort ganz normal zahlende Gäste, sind keinerlei Verpflichtungen eingegangen oder hofiert worden und haben auch keine politische Aussage getroffen. Wir haben keine Freundschaftsspiele in Saudi-Arabien oder Kuwait absolviert, für die wir viel Geld hätten bekommen können. Wir haben uns vor keinerlei tourismuspolitischen Karren spannen lassen. Wir sind keinerlei Kooperationen mit dort ansässigen Unternehmen eingegangen. Wir haben keinen einzigen Partner, der aus diesem Großraum kommt. Noch einmal: Wir können die Befindlichkeit nachvollziehen und geben auch gerne zu, dass wir uns intern lange Gedanken gemacht haben, ob diese Reise vertretbar ist. Unter Abwägung der angeführten Gründe glauben wir, dass dies eine zumutbare Entscheidung gewesen ist.

SPOX: Die sportlichen Rahmenbedingungen waren in Dubai herausragend und womöglich so gut wie nirgends sonst auf der Welt. Der BVB hat dort auch weitestgehend auf großangelegte Marketing- und Werbeaktionen verzichtet. Welche Rolle spielte Dubai für die Internationalisierung und somit für die Vergrößerung der Marke BVB?

Cramer: Der mittlere Osten gehört nicht mehr zu den strategischen Zielmärkten der DFL. Man bekommt dafür also keine Subventionen, während beispielsweise die Trainingslager von Schalke und Leverkusen in Florida subventioniert worden sind. Das hat daher eine komplett untergeordnete Rolle gespielt - weil wir eben ein Fußballverein sind. Es ist unstrittig, dass unser dortiger Aufenthalt der Internationalisierung nicht geschadet hat, aber er war nicht der Grund dafür.

SPOX: Aus dem eigenen Fanlager setzte es zuletzt unter anderem deshalb Kritik, da die Preise für Dauerkarteninhaber für die Spiele in der Europa-League-Gruppenphase im Vergleich zu denen im Vorjahr in der Champions League gestiegen sind. Der BVB überdachte letztlich seine Entscheidung und entschuldigte sich. Wie ist es überhaupt zu dieser Episode gekommen?

Cramer: Wir haben salopp gesagt gepennt und einfach einen Fehler gemacht. Das hat auch nichts mit einem Programmierproblem in einer Excel-Tabelle zu tun, sondern es war ein Verfahrensfehler. Wie sehr wir uns im Sinne unserer Fans für bezahlbare Tickets einsetzen, hat ja gerade erst die Debatte rund um die Kartenpreise für unser Pokal-Auswärtsspiel in Stuttgart gezeigt. Wir haben uns nicht umsonst schriftlich beim VfB beschwert.

SPOX: Eine andere Geschichte war das Übermalen eines Zitats von Vereinslegende Adi Preißler zugunsten eines Werbeauftritts von Opel am Dortmunder Stadion.

Cramer: Das war wirklich dämlich, da die Realisierung auf diese Weise überhaupt nicht vorgesehen war. Dafür hat es berechtigte Kritik gegeben. Da ich letztlich die Verantwortung dafür trage, habe ich das auf meine Kappe genommen. Fehler lassen sich nicht immer vermeiden. Ich finde, es ist dann besser, sie ohne Umschweife zuzugeben.

SPOX: Inwiefern ist es denn grundsätzlich Ihr, aber auch das Problem eines Vereins der Größe und Strahlkraft von Borussia Dortmund, dass die Emotionalität des Klubs zu großem Anteil von den Fans abhängt und Marketingthemen daher grundsätzlich kritisch beäugt werden?

Cramer: Genau das ist der schmale Grat, der auch immer wieder dazu führen wird, dass wir uns an der einen oder anderen Stelle womöglich in Widersprüche verwickeln. Denn wir wollen international weiter wachsen und müssen uns entwickeln. Dafür ist mein Verantwortungsbereich nun einmal eine treibende Kraft. Ich glaube auch, dass wir das alles mit Bedacht und Augenmaß realisieren können. Wir schaffen es in meinen Augen bisher ganz gut, uns sowohl um die Heimat, als auch um die europäischen und neuen Märkte zu kümmern. Im Umkehrschluss ist genau dies der zu bewältigende Spagat: bei allem Streben nach Internationalisierung höllisch darauf aufzupassen, die Heimat nicht zu vernachlässigen. Dass, was wir in Sachen Internationalisierung machen, soll das Ursprüngliche und bisher Dagewesene niemals ersetzen, sondern immer nur ergänzen! Das ist mir ganz wichtig!