Harry Kane darf endlich Harry Kane sein - Taktikkniff von Gareth Southgate fruchtet: Drei Dinge, die bei Niederlande gegen England auffielen

Von Tim Ursinus
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Auch dank Harry Kane und eines Taktikkniffs von Trainer Gareth Southgate steht England im Finale der EM. Bei der Niederlande enttäuscht derweil vor allem Donyell Malen in seinem Wohnzimmer Dortmund. Drei Dinge, die auffielen.

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Harry Kane darf endlich Harry Kane sein

Fehlende Fitness, Faulheit, verlorene Qualität: Die Spekulationen um Harry Kanes zuvor schwache EM löste in den vergangenen Tagen und Wochen heftige Diskussionen aus, die auch über das Mutterland des Fußballs hinausgingen.

Woran es letztlich lag, dass Kane bisher - abgesehen von seinen zwei Toren - nur ein Schatten seiner selbst war, weiß vermutlich nur er selbst. Eine Antwort an seine Kritiker lieferte der Stürmer des FC Bayern München aber schon nach wenigen Minuten im Halbfinale.

Inmitten des Schocks durch den frühen Rückstand nach Xavi Simons' Kunstschuss ging der Kapitän nach vorne. Kane gehörten die ersten beiden Abschlüsse, wobei letzterer zum Elfmeter führte, den er unhaltbar verwandelte. Es folgte die endgültige Wende, England präsentierte sich so gefährlich wie noch nie in diesem Turnier.

Die deutliche Leistungssteigerung Kanes war auch ein Produkt seiner Rolle. Endlich ließ ihm Trainer Gareth Southgate den Freiraum, der ihn bei Tottenham Hotspur zum Superstar geformt und schließlich nach München geführt hatte. Der 30-Jährige war mal auf dem Flügel unterwegs oder ließ sich in anderen Szenen tief bis ins Halbfeld fallen, um als Wandspieler Lücken für seine Nebenmänner zu reißen oder das Angriffsspiel mit guten Ideen selbst anzukurbeln. In den Spielen zuvor hatte er an vorderster Stelle regelrecht geklebt.

Ein Prozess, der eigentlich schon nach dem denkwürdigen Auftakt gegen Serbien sofort hätte eingeleitet werden müssen. Zur Erinnerung: Kane hatte damals nur zwei Ballkontakte in der ersten Hälfte.

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Phil Foden profitiert! Taktikkniff von Gareth Southgate zahlt sich aus

Ein weiterer Grund für die mit Abstand beste Offensivleistung der Engländer war ein Taktikkniff von Southgate, den er schon in Teilen, aber weniger konsequent, gegen die Schweiz ausprobiert hatte.

Der stark in der Kritik stehende Coach ließ gegen den Ball mit einer Fünferkette spielen, in der Bukayo Saka den rechten Schienenspieler gab - und gemeinsam mit Kyle Walker dem niederländischen Gefahrenherd Cody Gakpo kaum Freiheiten gewährte. Bei eigenem Ballbesitz schaffte Southgate somit automatisch Platz für Phil Foden, der bislang vielleicht die größte englische Enttäuschung des Turniers darstellte.

Der Premier-League-Spieler des Jahres wurde vor allem in den ersten vier Partien auf dem linken Flügel eingesetzt, obwohl er bei Manchester City in der abgelaufenen Spielzeit zumeist in einer deutlich zentraleren Rolle oder auch auf der rechten Seite geglänzt hatte. Über die linke Seite erzielte er von seinen insgesamt 38 Scorerpunkten lediglich deren 10.

Das stellte Foden gegen Oranje auch eindrucksvoll unter Beweis. Allein in der ersten Hälfte verpasste der 24-Jährige sein erstes Turniertor gleich zweimal nur um Haaresbreite: Erst klärte Denzel Dumfries auf der Linie, dann scheiterte er nach einem Kunstschuss aus halbrechter Position ans linke Lattenkreuz.

Zudem bewies Southgate mit seinen Wechseln ein goldenes Händchen. Dass er in Kane und Foden seine bis dahin zwei besten Offensivspieler vom Feld nahm, überraschte. Das späte Siegtor von Joker Ollie Watkins gab ihm aber recht.

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Ausgerechnet in Dortmund: Donyell Malen erlebt rabenschwarzen Abend

In seinem Wohnzimmer Dortmund erlebte Donyell Malen bei seinem zweiten Startelf-Einsatz für die Niederlande einen rabenschwarzen Tag.

Zunächst als Rechtsaußen und später als alleinige Spitze, weil Memphis Depay verletzungsbedingt raus musste, kam Malen in den ersten 45 Minuten auf lediglich elf Ballkontakte. Von seinen vier Pässen fanden nur zwei einen Mitspieler. Weitere Horrorstatistiken: Kein gewonnener Zweikampf und fünf Ballverluste.

Trainer Ronald Koeman nahm den Angreifer des BVB folglich zur Pause herunter und brachte in Wout Weghorst einen körperlich starken Stürmer, der erheblich mehr Platz für Gakpo und Simons schaffte und einige Bälle festmachte.

Doppelt bitter für Malen: Es war womöglich vorerst sein letztes Spiel in Dortmund. Beim BVB gehört er dem Vernehmen nach zu den Verkaufskandidaten im Sommer. Ausgerechnet aus England (Manchester United und FC Chelsea) soll großes Interesse bestehen - als Ablösesumme werden angeblich mindestens 40 Millionen Euro gefordert. Eigenwerbung für die Premier League sieht jedoch anders aus.

Niederlande vs. England: Die Statistiken zum Spiel

Niederlande vs. England - 1:2

Tore

1:0 Xavi (7.), 1:1 Kane (18./FE), 1:2 Watkins (90.+1.)

Aufstellung Niederlande

Verbruggen - Dumfries, de Vrij, van Dijk, Aké - Schouten, Reijnders, Malen (46. Weghorst), Xavi, Gakpo - Depay (35. Veerman)

Aufstellung England

Pickford - Walker, Stones, Guehi - Saka (90.+3. Konsa), Mainoo (90.+3. Gallagher), Rice, Trippier (46. Shaw), Foden (81. Palmer), Bellingham - Kane (81. Watkins)

Gelbe Karten

Dumfries (17.), van Dijk (87.), Xavi (90.+1.) / Bellingham (10.), Saka (86.)

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