EM

"Moment mit meiner Tochter teilen"

Gareth Bale erzwang den 1:0-Siegtreffer gegen Nordirland mit seiner Hereingabe
© getty

Gareth Bale steht nach dem 1:0-Sieg von Wales über Nordirland erstmals im Viertelfinale einer EM. Nach der Partie sprach er über das Momentum auf Waliser Seite, den Masterplan gegen Nordirland, den emotionalen Moment mit seiner Tochter und friedvolle, fantastische Fans.

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Frage: Gareth, Sie haben vor dem Spiel große Erwartungen an Ihre Mannschaft ausgesprochen. Hat das heutige Spiel Sie ein bisschen eingebremst?

Gareth Bale: Nein, überhaupt nicht. Wir wussten, dass es gegen Nordirland ein sehr schweres Spiel werden würde. Wir kannten ihre Spielweise. Es soll nicht respektlos klingen, aber sie machen es anderen Mannschaften schwer, Fußball zu spielen. Sie spielen sehr defensiv und verschließen ihr Tor. Wir Angreifer hatten es schwer, in gute Positionen zu kommen, aber unsere Mannschaft hat als Kollektiv gut gearbeitet. Wir haben so gekämpft, wie wir es immer tun.

Frage: Wie sah vor dem Spiel Ihr Masterplan aus?

Bale: Wir wollten den Ball viel bewegen und sie durch das viele Hinterherlaufen müde machen. Es war klar, dass sie dann auch Fehler machen würden. Das ist passiert: Wir hatten diesen einen Qualitätsmoment und haben sie dort zu einem Fehler gezwungen. Das hat für uns das Spiel gewonnen.

Frage: Haben Sie als Team das Gefühl, nach diesen Siegen das Momentum auf Ihrer Seite zu haben?

Bale: Definitiv. Man kann es mit der Qualifikation vergleichen. Mit jedem Sieg wird das Selbstvertrauen größer. Man reitet die Welle einfach mit. Wir wissen, dass wir schwere Spiele hinter uns haben und sind jetzt sehr zuversichtlich.

Frage: Nach dem Abpfiff haben Sie sich noch viel Zeit für Ihre Tochter genommen. Sie sind lange mit ihr auf dem Platz geblieben. Fällt es Ihnen schwer, Ihre Familie bei so einem langen Turnier nicht regelmäßig zu sehen?

Bale: Das Gefühl nach dem Abpfiff ist schwer zu beschreiben. Ich war überglücklich und ehrlich gesagt auch ziemlich emotional. Auch die Fans waren bis hierher unglaublich. Ich wollte diesen Moment mit meiner Tochter teilen, das war sehr speziell für mich. Wie Sie schon sagten, ich habe die Familie seit vier oder fünf Wochen nicht gesehen. Dieses Turnier ist aber eine unfassbare Erfahrung, die ich nie vergessen werde. Und wir haben die Ambition, jedes Spiel zu gewinnen. Das werden wir auch weiterhin versuchen.

Frage: Wie weit kann Wales bei diesem Turnier kommen?

Bale: Jetzt stehen wir erst einmal im Viertelfinale, was fantastisch ist. Diesen Moment genießen wir heute Abend. Wir werden jedes weitere Spiel für sich angehen und nicht weiter voraus denken. Jetzt lassen wir uns erst einmal überraschen, ob es Belgien oder Ungarn wird. Auf das Spiel konzentrieren wir uns dann - nur auf das. Sollten wir dort auch erfolgreich sein, können wir uns dem nächsten Spiel widmen. Wir wollen weiter hart arbeiten und dafür kämpfen, weiter im Turnier zu bleiben. Die Mannschaft hat ihre Leidenschaft und ihr Selbstverständnis gezeigt. Das soll auch weiterhin so sein.

Frage: Ungarn oder Belgien (So., 21 Uhr im LIVETICKER) - wer ist Ihnen lieber und warum?

Bale: Ich kann mich nicht entscheiden. Einer von beiden muss ja gewinnen. (lacht) Ungarn war bisher bei dieser EM sehr stark. Dadurch, dass Belgien in unserer Qualifikationsgruppe war, kennen wir sie ein bisschen besser. Ganz egal, welche Mannschaft auf uns wartet, es wird ein schwieriges Spiel werden.

Frage: Es gab hier in Frankreich schon viele gewaltvolle Auseinandersetzungen zwischen Fan-Gruppen. Heute aber haben auch die nordirischen Fans zusammen mit den walisischen gesungen und gefeiert. Kommt so etwas auch an die Spieler heran?

Bale: Die Fans sind der Wahnsinn - die beider Fanlager. Natürlich haben wir von den Krawallen gehört, aber darüber brauchen wir uns bei unseren Zuschauern zum Glück keine Sorgen machen. Die irischen und walisischen Fans scheinen einfach nur glücklich zu sein. Sie genießen das hier, trinken einen und haben viel zu lachen. So sollte es in diesem Sport auch sein. Fußball sollte ein Familiensport sein. Alle sollten Spaß daran haben können, egal, wo man im Stadion steht oder sitzt. Man muss sich bei den Fans beider Mannschaften für diese Szenen bedanken. Wir als Team wollen das auch tun - bei unseren Fans sowieso, aber auch bei den nordirischen. Ohne sie wäre die Atmosphäre heute nicht so großartig gewesen.

Wales - Nordirland: Die Statistik zum Spiel