EM

Nur das Feiern klappt (noch) nicht

SID
Buffon freute sich wie ein kleines Kind über den Sieg
© getty

Völlig berauscht von den unverhofften Glücksgefühlen wurde "Feierbiest" Gianluigi Buffon ein wenig übermütig. Wie ein Reckturner sprang der älteste der italienischen Rekord-Oldies aus vollem Lauf an die Latte des Tores, schleuderte die Beine nach oben, rutschte mit den Händen ab und krachte rücklings auf den nassen Rasen. Dumm gelaufen. Oder?

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"Ich wollte einfach nur feiern, die Freude war so riesig", sagte der Torhüter nach dem 2:0 (1:0) im ersten EM-Gruppenspiel gegen Belgien dem SID. Am Ende konnte der Kapitän über sich selbst und seine verunglückte Turneinlage lachen, denn "mir tut nichts weh und es geht mir gut", und das sei schließlich wichtig "für mich, aber auch für die Mannschaft".

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In einem Team "voller Krieger" (Tuttosport) ist Buffon nämlich der unangefochtene Häuptling, der verlängerte Arm von Trainer Antonio Conte. Es überraschte daher nicht wirklich, dass der eine, Conte, vehement forderte, "auf dem Boden zu bleiben" und der 38-jährige Buffon sagte: "Wir müssen einen klaren Kopf bewahren und mit dieser Mentalität weiterspielen." Denn die war am Montag im Stade de Lyon der Schlüssel zum Erfolg.

Während die hochgelobten Belgier um den Ex-Wolfsburger Kevin De Bruyne nur in der Schlussphase ihre Klasse zeigten und auch nach dem Abpfiff nicht geschlossen als Mannschaft auftraten, bildeten die Italiener eine eingeschworene Gemeinschaft. "Ich hoffe, das Spiel gibt uns Selbstvertrauen. Wir lesen schließlich alle die Zeitungen - und was da drin steht, ist manchmal eine Schande", sagte Conte.

"Demonstration der gesamten Gruppe"

Am Dienstagmorgen war das freilich nicht der Fall. "Heldenhafte Azzurri versenken die Belgier", lautete die Schlagzeile der Gazzetta dello Sport. Der Corriere dello Sport schrieb von einem "Meisterwerk Contes" und einer Mannschaft "mit Charakter und Maß." Im Corriere della Sera hieß es voller Pathos: "Italien im Himmel. Seele, Herz, Stärke und Mut: Man kann von einer italienischen Renaissance sprechen."

Eine Wiedergeburt des viermaligen Weltmeisters, dessen Startelf am Montag mit 31,5 Jahren im Schnitt die älteste der EM-Geschichte war, wollte Verbandspräsident Carlo Tavecchio trotz zuletzt blutleerer Auftritte jedoch nicht wahrgenommen haben. "Ich habe die ganze Sache nie so düster gesehen, ich war von vornherein frohen Mutes. Der Sieg war eine Demonstration der gesamten Gruppe", sagte der 72-Jährige.

Blutende Nase bei Conte

Neben Buffon stachen aus dieser der glänzend aufgelegte Abwehrchef Leonardo Bonucci sowie die beiden Torschützen Emanuele Giaccherini (32.) und Graziano Pelle (90.+3) heraus. "Wir haben Herz und Seele vereint", sagte Giaccherini.

Diese Leidenschaft bekam beim Jubel über die Führung auch Conte zu spüren. Das 1:0 feierte die gesamte Bank der Azzurri so ausgelassen, dass der Coach danach fast den gesamten Rest des Spiels mit einer blutenden Nase verfolgen musste.

"Dann darf Italien träumen"

"Für mich war es das Schönste zu sehen, wie sie sich alle miteinander gefreut haben", sagte Conte: "Wir haben einen großartigen Teamgeist. Und das ist bei einem Turnier das Wichtigste überhaupt."

Am Freitag (15.00 Uhr im LIVETICKER) kann im zweiten Gruppenspiel gegen Schweden deshalb schon der Einzug in das Achtelfinale realisiert werden. "Wir müssen unseren Weg weitergehen", sagte der frühere Dortmunder Ciro Immobile: "Dann darf Italien ein bisschen träumen."

Belgien - Italien: Die Statistik zum Spiel

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