Erkenntnisse zum FC Bayern München: Was Vincent Kompany Kopfschmerzen bereiten dürfte

kimmich-ulm-1600
© getty

Bayern Münchens Trainer Vincent Kompany möchte, dass seine Spieler so Fußballspielen, wie er das Leben angeht. Beim 4:0 in der ersten Runde des DFB-Pokals klappte das nicht nur im Ansatz schon. Die Planstelle neben Joshua Kimmich im defensiven Mittelfeld dürfte weiter für Diskussionen sorgen und ein vermeintlicher Verlierer der Vorbereitung hat das System des Trainers schon sehr gut verstanden. Drei Erkenntnisse zu Bayerns Sieg beim Pflichtspieldebüt des Trainers.

Anzeige
Cookie-Einstellungen
kompany-vincent-1600
© getty

FC Bayern München: Elf Vinnies sollt ihr sein

Selbstverständlich, es war nur die erste Runde des DFB-Pokals, es ging, bei allem Respekt, nur gegen den Zweitligaaufsteiger SSV Ulm, der nun alle seine drei Pflichtspiele der neuen Saison verloren hat. Es klappte auch nicht alles beim deutschen Rekordmeister: Vor allem im Dribbling gingen sehr viele Bälle verloren, von 18 Dribbelversuchen führten nur zwei zu einigermaßen sinnvollen Ergebnissen, auch im Kombinationsspiel nach vorne spitzelte immer wieder ein Ulmer seinen Fuß in den missratenen Pass und dass die Spieler des FCB sogar ein Mal öfter foulten, sagt auch Einiges über das noch zu verbessernde Spiel.

Und dennoch war es - nicht nur wegen des am Ende standesgemäßen Ergebnisses von 4:0 und nicht nur dank der Galavorstellung von Thomas Müller, dem zwei Tore und eine Vorlage gelangen - ein gelungenes Pflichtspieldebüt unter dem neuen Trainer Vincent Kompany. Weil die Bayern eben trotz der bisweiligen Schwächen im Spielaufbau auch spielerisch überzeugten.

Weil die Spieler sehr hoch pressten, weil auch die Offensivspieler wie Serge Gnabry sehr konsequentes Gegenpressing betrieben, weil von Torwart Manuel Neuer bis zu den Innenverteidigern alle sehr schön nach vorne verteidigten. Weil die Außenverteidiger nicht nur nach vorne, sondern auch immer wieder ins Zentrum liefen und die Bayern im vorderen Mittelfeld somit immer mindestens eine Anspielstation mehr hatten. Weil die gesamte Spielanlage der Münchner weniger vorsichtig und mehr von Dynamik geprägt wirkt als noch in der vergangenen Saison unter Thomas Tuchel - auch wenn es natürlich viel zu früh ist, um schon einen generellen Trend oder gar eine Trendwende herbeizuschreiben.

"Wir hatten noch viele technische Fehler, viele Ballverluste, aber das Umschalten genau nach dem Ballverlust lässt die Aktionen und auch die Hoffnungen der Gegner im Keim ersticken", erkannte Matchwinner Thomas Müller mit seiner gewohnt analytischen Klarheit hinterher, und ergänzte: "Man hat schon andere Spiele bei unterklassigen Gegnern gesehen, gerade bei Ballverlust, dass man die Handbremse zieht, aber heute sind wir zurück galoppiert."

Und das war genau das, was Vincent Kompany vor allem sehen wollte in diesem Spiel. Und in möglichst jedem weiteren Spiel auch. "Ich will, dass die Mannschaft tapfer ist und gute Energie zeigt", sagte der Coach, der in der Spielanalyse genau dieselben Dinge ansprach wie Müller, sich ansonsten aber weigerte, "Labels" für seine gewünschte dynamische Spielweise zu liefern und seine Regierungserklärung lieber um eine persönliche Note erweiterte: "Meine Persönlichkeit ist einfach so: Ich verstehe Fußball so, ich verstehe mein Leben so. Wir sollen jederzeit kommunizieren, dass wir Bock haben und gerne den Ball haben wollen."

Elf Vinnies sollt ihr sein, heißt es also ab sofort beim FC Bayern.

Aleksandar Pavlovic, FC Bayern, SSV Ulm, DFB-Pokal
© getty

Unabhängig von Leon Goretzka: Das zentrale Mittelfeld dürfte Kompany Kopfschmerzen bereiten

Gerade mal 17 Minuten inklusive Nachspielzeit dauerte das Pflichtspieldebüt vom bayerischen Sehnsuchtsspieler João Palhinha am Freitag. 17 Minuten, in denen der Portugiese aber schon 31 Ballkontakte sammelte, ordentlich nach vorne passte und dazu beitrug, den zuvor leichte Morgenluft witternden Ulmern wieder die Luft zum Atmen abzuschnüren.

Palhinha zeigte durchaus Ansätze, wieso Bayern nicht nur bereit war, 51 Millionen Euro Ablöse an den FC Fulham zu überweisen, sondern auch und vor allem: wieso die Münchner nach der peinlichen Transferposse am Deadline Day bereit waren, fast ein Jahr auf den Portugiesen zu warten. Doch Vincent Kompany, der ebenso wie Thomas Tuchel die Notwendigkeit einer Holding Six im zentralen Mittelfeld sieht und diese im Gegensatz zu seinem Vorgänger auch bekommen hat, dürfte in den kommenden Tagen dennoch ins Grübeln kommen, wer denn nun die Planstelle neben Joshua Kimmich im zentralen Mittelfeld erhalten soll beim Bundesligaauftakt beim VfL Wolfsburg am kommenden Wochenende.

Nicht, weil er nicht seine gewünschten Spieler im Kader hätte. Sondern, weil er zwei Spieler hat, die die Rolle ausfüllen können. Und zwar richtig gut.

Aleksandar Pavlovic, den Tuchel in der vergangenen Saison mangels Holding Six zum Nationalspieler reifen ließ, scheint in einem Sommer der Enttäuschungen für ihn nach der krankheitsbedingt verpassten EM noch mehr zum Meister der einfachen Dinge geworden zu sein. Pavlovic ist immer noch keine reine Holding Six wie Palhinha, er ist keine Zweikampfmaschine und schon gar kein Grätscher, aber er verfügt über eine exzellente Spielübersicht und spielt so viele perfekte kleine Pässe während eines Spiels, dass er zunehmend an Thiago Alcantara erinnert. Eigentlich darf so ein Spieler nicht auf die Bank, eigentlich muss Pavlovic immer spielen. Doch wohin dann mit Palhinha?

Ganz unabhängig vom nicht für den Ulmer Kader berücksichtigten Leon Goretzka - viel deutlicher hätten die Bayern ihrem langgedienten Mittelfeldspieler nicht zeigen können, dass er eher keine große Zukunft mehr hat beim Rekordmeister: Die Sechs bleibt die meistdiskutierte Position beim FCB.

Raphael Guerreiro
© imago

FC Bayern München: Raphael Guerreiro kann zum X-Faktor werden

Nach 28 Spielen unter seinem Lieblingstrainer Thomas Tuchel und einer dennoch wieder Mal von Verletzungen geprägten Saison, die ihm auch die EM-Teilnahme verwehrten, schien die Zeit des spielstarken Linksverteidigers beim Rekordmeisters schon seinem Ende entgegen zu gehen. Der 30-Jährige, so schien es, spielte gegen Ulm nur von Beginn an, weil Alphonso Davies nach der Copa América noch Trainingsrückstand hat und Adam Aznou eher langsam herangeführt werden soll an die Profis.

Doch dann zeigte sich, dass Guerreiro das System von Kompany eben auch sehr gut zu verstehen scheint. Ohnehin ein offensiv denkender Linksverteidiger, der seine besten Karrierespiele vielleicht sogar als Achter absolviert hat, kommt es Guerreiro extrem entgegen, dass sich Kompanys Außenverteidiger regelmäßig ins Zentrum orientieren sollen. Kein Spieler gab in Ulm mehr Pässe im letzten Drittel ab als Guerreiro (35). Beim 1:0 stand Guerreiro nur unwesentlich schlechter zum Ball als Torschütze Thomas Müller, Harry Kanes Kopfball zum 4:0 leitete Guerreiro ein, indem er aus dem Zentrum Vorlagengeber Müller auf dem Flügel bediente.

Vor wenigen Tagen von uns noch als einer der Verlierer der Vorbereitung bezeichnet, könnte Guerreiro durchaus zu einem X-Faktor werden für die Bayern unter Kompany.

FC Bayern München: Die nächsten Termine des FCB

Datum

Duell

Partie

20. August

FC Bayern München - Grasshopper Club Zürich

Testspiel

25. August

VfL Wolfsburg - FC Bayern München

1. Spieltag Bundesliga

1. September

FC Bayern München - SC Freiburg

2. Spieltag Bundesliga

Artikel und Videos zum Thema
Am häufigsten gelesen