Kult gegen Kommerz, Tradition gegen Fortschritt, klamme Kassen gegen fast unbegrenzte finanzielle Mittel: Im brisanten DFB-Pokalduell zwischen Dynamo Dresden und RB Leipzig prallen schon in der ersten Runde zwei Fußball-Welten aufeinander. Dabei geht es am Samstag um weit mehr als nur das Weiterkommen - und von einem klassischen Derby will in Dresden niemand etwas wissen.
"Von einem Ostderby sind wir ein ganzes Stück entfernt, da gehört ein bisschen mehr dazu als nur die räumliche Nähe", sagte Dynamos Sportgeschäftsführer Ralf Minge dem kicker. Zuvor hatte Minges Leipziger Pendant Ralf Rangnick offensiv von einem Derby gesprochen. Doch Minge betonte: "Die Vereine gehen Wege, die unterschiedlicher nicht sein könnten."
Auf der einen Seite hat sich Dynamo gerade mit eher kleinem Etat in die 2. Bundesliga zurückgekämpft, 18.000 Mitglieder haben beim achtmaligen DDR-Meister großes Mitspracherecht. Bei Bundesliga-Emporkömmling RB hängt hingegen sehr viel vom Geld des österreichischen Brause-Milliardärs Dietrich Mateschitz ab. Dank der Millionen des 72-Jährige schaffte es RasenBallsport seit der Gründung 2009 bis ins Oberhaus - und muss seither mit heftigen Anfeindungen leben.
"Man muss uns nicht mögen"
"Man muss uns nicht mögen, aber niemand wird uns von unserem Weg abbringen", sagte Rangnick. Deswegen wird RB trotz aller Warnungen auch in Dresden auftreten wie immer. Die Mannschaft um den neuen Trainer Ralph Hasenhüttl kommt nicht wie von Dynamo vorgeschlagen in einem neutralen Bus zum Stadion gefahren, auch die Nacht vor dem Spiel wird das Team trotz der geringen Entfernung (120 km) wie üblich in einem Hotel im Spielort verbringen.
"Der gastgebende Verein sollte gewährleisten, dass der Gästemannschaft eine normale Anreise möglich ist. Wir wollen nicht provozieren, sondern eine normale Anreise", sagte Trainer Ralph Hasenhüttl: "Wir wollen uns nicht verstecken. Das würde auch ein schlechtes Licht auf den sächsischen Fußball werfen."
Ärger scheint programmiert, denn RB ist in Dresden verhasst wie kein anderer Klub. In Dynamos Fancharta ist unter Paragraf 2.1.13 sogar schriftlich festgehalten, dass keine Freundschaftsspiele gegen RB ausgetragen werden sollen. Der Klub verwendet zudem das offizielle Logo des Gegners nicht. Und natürlich sind alle Produkte des Leipziger Hauptsponsors verpönt.
Rangnick lehnt Favoritenrolle ab
"Ich gehe nicht davon aus, dass wir Angst haben müssen, dass uns im oder um das Hotel etwas passiert", sagte Rangnick und schickte gleich noch eine Spitze an den Gastgeber: "Dass das Spiel ein Hochsicherheitsspiel ist, liegt weder an RB Leipzig, noch an unseren Fans."
Bislang gab es noch kein Pflichtspiel zwischen den Klubs, nie traten Dynamo und RB bislang in einer Liga an. "Ich glaube, dass wir uns mit diesem Spiel, wenn wir weiterkommen, jede Menge Sympathien und noch mehr Anerkennung verdienen können. Das ist unbestritten", sagte Dresdens Trainer Uwe Neuhaus der Sächsischen Zeitung, betonte aber auch: "Keine Frage: Sie laufen hier natürlich als Favorit auf."
Sportlich wartet auf Leipzig im ersten Pflichtspiel unter Hasenhüttl vor 30.000 Zuschauern im Dresdner Hexenkessel eine schwierige Aufgabe. "Wir wollen zeigen, wie weit wir sind", sagte Kapitän Dominik Kaiser: "Letztes Jahr haben wir vor großen Kulissen oft schon gezeigt, wie abgebrüht wir sind. Wir sind vorbereitet und werden standhalten. Wenn es richtig laut ist, macht es erst richtig Spaß."
Die erste Runde des DFB-Pokals im Überblick