U21-EM - Erkenntnisse zum Finaleinzug des DFB-Teams: Matchplan von Stefan Kuntz geht voll auf

Von Philipp Schmidt
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2. Dorsch, Berisha, Schlotterbeck: DFB-Siegeszug als Teamerfolg

Spanien, Niederlande, Frankreich, Italien - das waren die vier U21-Nationalmannschaften, die vor Beginn der EM den höchsten Marktwert aufwiesen (Quelle: transfermarkt.de). Nach dem Aus der Spanier und Niederländer im Halbfinale findet das Endspiel ohne Beteiligung eines Teams aus dem genannten Quartett statt - ein Zeichen dafür, dass bei den nur selten eingespielten U-Mannschaften die Qualitäten als Team ein nicht zu unterschätzender Faktor sind.

"Im Grunde steckt in jedem Spieler eine einzelne Geschichte. Es ist keiner dabei, der enttäuscht. Die Jungs haben alle zurückgezahlt", erklärte Kuntz nach dem 2:1 völlig berechtigt. Nur in wenigen Phasen, insbesondere in den 15 Minuten nach der Pause, nahm das Team den Fuß vom Gas, was aufgrund des immensen Laufpensums nur menschlich war. Patzte jemand, sprangen die Kollegen in die Bresche.

Beispielhaft lässt sich dies über Rückkehrer Dorsch sagen, der zu den besten Deutschen zählte. Mit seiner Zweikampfstärke sowie den Qualitäten in der Spielverlagerung ist er unersetzlich. Neunmal eroberte er den Ball, vier erfolgreiche Tackles gelangen ihm, über 90 Prozent seiner Pässe fanden einen Adressaten - umso bemerkenswerter, da darunter auch zahlreiche riskante Pässe in die Tiefe waren.

Nur einmal patzte er schwerwiegend, als ein waghalsiger Querpass in der Nachspielzeit eine letzte Flanke von Kluivert begünstigte. Doch Amos Pieper war im Zentrum zur Stelle und bereinigte die Situation kompromisslos. Wenige Sekunden später sollte Schluss sein, abgesehen von einem Abseitstor vom niederländischen Torjäger Myron Boadu sowie einer riskanten Szene von DFB-Keeper Finn Dahmen im Eins-gegen-Eins gegen Boadu wurde es nach dem 1:2 nicht mehr brenzlig.

Kuntz: "Berisha hat sich goldenen Torpfosten verdient"

Gleiches wie für Dorsch gilt für Berisha, der im Halbfinale bereits zum dritten und vierten Mal im Turnierverlauf das Aluminium traf und sich laut Kuntz den "goldenenen Torpfosten" von der UEFA verdient habe. Dennoch blieb er am Drücker, verzeichnete insgesamt fünf Torschüsse und brachte alle Pässe in der gegnerischen Hälfte an den Mann.

Mit Josha Vagnoman, Maier, Schlotterbeck und David Raum stand der Einsatz von gleich vier Defensivspielern vor dem Anpfiff auf der Kippe, im Falle des HSV-Profis sprach Kuntz gar von einem "Ganzkörperkrampf". Für letzteren bisher so wichtigen Akteur reichte es gegen die Niederlande nur für einen Platz auf der Bank, viele Spieler stießen nach einer kräftezehrenden Saison in ihren Vereinen mit den letzten Kraftreserven zur Auswahl.

Umso wichtiger, dass sich Kuntz auf jeden einzelnen Spieler verlassen konnte, bis auf Düsseldorfs Shinta Appelkamp standen bereits alle im Kader befindlichen Feldspieler auf dem Rasen. Dies sei "schön zu sehen, weil es dann noch mehr ein Gesamterfolg ist". Seltene defensive Unsicherheiten bei hohen Bällen wurden im Teamverband bereinigt, Orange, immerhin mit der zweitbesten Offensive des laufenden Turniers ausgestattet, kam kaum zu klaren Aktionen vor dem DFB-Tor.

Ob die Mannschaft ein Limit habe, wurde Schlotterbeck gefragt. Seine Antwort: "Ich glaube nicht."