"Es gibt vielleicht den ein oder anderen, der gedacht hat, der Uli Hoeneß ist von Bayern München, der will seinen eigenen Mann, Karl-Heinz Rummenigge, installieren. Aber diese Leute sind voll auf dem Holzweg, weil mir sehr viel am deutschen Fußball liegt und es macht mir Spaß, die Spiele zu kommentieren", erklärte Hoeneß am Sonntagabend.
Der Ehrenpräsident des FC Bayern hatte die zerstrittene Führung des DFB massiv attackiert und "personelle Konsequenzen" gefordert. Nur Präsident Fritz Keller nahm Hoeneß von seinem Rundumschlag aus.
"Viele Vorgänge beim DFB haben mir überhaupt nicht gefallen und das hat auch mit dem FC Bayern überhaupt nichts zu tun. Auch nach zweimal schlafen und drei Tagen Überlegungen würde ich morgen wieder genau dasselbe sagen", sagte Hoeneß.
Der DFB wies am vergangenen Freitag auf SID-Anfrage "die subjektiv motivierten, pauschalen und persönlichen Angriffe zurück", ohne näher auf die vielen Kritikpunkte einzugehen. Gegenüber RTL verzichtete der Verband auf eine Statement.
Hoeneß lobt DFB-Team: "Kein Rumpelfußball"
Zudem lobte Hoeneß die Leistung der deutschen Nationalmannschaft nach dem 1:0-Sieg über Rumänien. "Das hatte nichts mit dem Rumpelfußball der WM 2018 zu tun und auch nichts mit dem blutleeren Auftritt gegen Spanien", sagte Hoeneß (die Highlights im Video).
Nach der Partie hatte es kritische Stimmen ob des knappen Ergebnisses gegeben. "Der einzige Fehler, der heute gemacht wurde, bestand darin, die Chancen nicht zu nutzen. Ich mache mir aber immer mehr Sorgen, wenn man überhaupt keine Chancen hat", erklärte Hoeneß und schob im Hinblick auf die Europameisterschaft nach: "Wenn man so viele tolle Chancen herausspielt, bin ich überhaupt nicht nervös."
Angesprochen auf die "riesigen Strapazen", die auf die DFB-Spieler aufgrund der Corona-Richtlinien noch in der Nacht zukommen würden, gab sich Hoeneß außerdem einfühlsam. Profisport sei derzeit "kein Honigschlecken". Gleichzeitig stellte der 69-Jährige aber klar: "Es darf sich niemand beschweren. Man hat das Privileg, seinem Beruf überhaupt nachgehen zu können."
Hoeneß empfiehlt: EM "in sechs bis acht Städten"
Dass UEFA-Präsident Aleksander Ceferin seinen Worten, bei der EM würde es keine Geisterspiele geben ("Jede gastgebende Stadt muss garantieren, dass Fans zu den Spielen dürfen"), Taten folgen lässt, glaubt Hoeneß zudem nicht. "Der Sport ist gut beraten, die Regeln in den jeweiligen Ländern zu beachten. Ich kenne Herrn Ceferin als einen vernünftigen Mann und kann mir überhaupt nicht vorstellen, dass er das durchziehen will. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er den Städten das Spielrecht entzieht, wenn die Inzidenzwerte zu hoch sind oder Politik eine Austragung verbietet", erklärte er.
Eine EM in zwölf Städten halte er aber ohnehin für unrealistisch. "Ich würde der UEFA raten, die Austragung auf sechs bis acht Städte zu reduzieren."
Hoeneß: "In München sind die Hygienekonzepte fertig"
Außerdem zeigte er sich vom Austragungsort München überzeugt. "Eines ist sicher, in München sind die Hygienekonzepte zu 100 Prozent fertig. Die braucht man nur aus der Schublade herausziehen. Wie die Pandemie bis dahin aussieht, ist aber noch nicht klar", sagte Hoeneß und fügte an: "Man muss abwarten, wie sich die Impfungen auf die Zahlen auswirken. Hoffentlich positiv, was ich auch glaube und hoffe. Klar muss aber sein: Die Gesundheit der Bürger und Zuschauer hat immer oberste Priorität."
Hoeneß sei sich "sicher. Wenn es möglich ist, das Turnier über die Bühne zu bringen, dann ist das in Deutschland. Ich bin davon überzeugt, dass unsere Konzepte die besten sind, die es gibt. Es ist aber nur machbar, wenn keine Gefahr für die Zuschauer besteht."