Endlich ist das vermaledeite Länderspieljahr 2018 vorüber.
Die deutsche Nationalmannschaft hat in den letzten zwölf Monaten einen beispiellosen, einen historischen Absturz hingelegt. Als Weltmeister war man ins Jahr gestartet, man beendet es mit einem blamablen Vorrundenaus bei der WM und dem Abstieg als Gruppenletzter der Nations League im Gepäck.
Und mit der Erkenntnis, dass das große Deutschland nur noch Mittelmaß ist.
Einem guten Gegner reichen gegen dieses Deutschland nur wenige Minuten
Nach dem 2:2 gegen die Niederlande waren alle Beteiligten einmal mehr darum bemüht, das Positive herauszukehren. Es waren die gleichen Floskeln, die man dieses Jahr gefühlt schon rund ein Dutzend Mal gehört hat: Gut angefangen. Die Chancen nicht genutzt. Sich nicht für die eigene Leistung belohnt. Eigentlich ein besseres Ergebnis verdient. Und: Gute Ansätze, auf dem richtigen Weg, das macht Hoffnung für die Zukunft - bla bla bla.
Aber die Tatsache, dass der in den letzten Spielen endlich vorangetriebene Umbruch dafür gesorgt hat, dass frisches Blut in die Startelf gespült wurde, ist nur eine unzureichende Erklärung dafür, dass man sich in allen vier Nations-League-Spielen die Butter hat vom Brot nehmen lassen. Schließlich sind die Leroy Sanes, Niklas Süles und Co. nicht erst gestern zufällig in ihre Fußballschuhe gerutscht. Fast alle haben sie mehrere Jahre Erfahrung, fast alle spielen sie bei europäischen Spitzenklubs.
Fakt ist jedoch: Einem guten Gegner - denn Weltspitze sind die Niederländer auch noch nicht - reichten nach 80 schwachen zehn gute Minuten, um etwas Zählbares mitzunehmen. Wie schon Frankreich im Oktober nach einer schlechten ersten Hälfte nur ein bisschen aufdrehen musste, um aus einem 0:1 ein 2:1 zu machen. Das lässt sich mit dem Umbruch allein nicht erklären, das ist auch ein Mangel an Qualität.
Die deutsche Nationalmannschaft hat die Herzen der Fans verloren
Positiv zu vermerken sind das neue System mit Dreierkette, die vielen jungen Spieler, das moderne, vertikale Spiel. Ein frisches, junges Team, das aufopferungsvoll kämpft, obwohl es am Ende noch nicht zum Sieg reicht.
Doch nicht erst die stimmungsarme Partie in Gelsenkirchen hat gezeigt: Die Herzen der Fans hat die deutsche Mannschaft noch lange nicht zurückerobert.
Zu viel Porzellan ist mit dem oft arroganten und überheblichen Auftreten in der Vergangenheit zerschlagen worden, als dass es mit der Charmeoffensive Richtung Fans und Medien seit dem WM-Debakel zu kitten gewesen wäre.
Der Ruf der DFB-Auswahl ist nach diesem Katastrophenjahr dermaßen ramponiert, dass es sportlich wie emotional ein langer und steiniger Weg zurück nach oben werden wird.