DFB-Team gelandet - Bierhoff, Neuer und Löw sprechen
Einen Tag nach dem blamablen Vorrunden-Aus bei der WM in Russland ist die deutsche Nationalmannschaft aus dem WM-Quartier Watutinki abgereist. Mit gut einer Stunde Verspätung hob der Flieger gen Heimat ab. Nach der Verspätung ist ist der Tross der deutschen Nationalmannschaft mittlerweile in Frankfurt gelandet.
Übereinstimmenden Medienberichten zufolge werden Joachim Löw, Oliver Bierhoff sowie Kapitän Manuel Neuer noch einige Worte an die anwesenden Pressevertreter richten.
Oliver Bierhoff (DFB-Manager): "Die Betroffenheit und der Schock sitzt immer noch tief. Es herrscht eine große Bitterkeit und Enttäuschung. Wir wissen selbst, dass es an uns lag. Das müssen wir jetzt knallhart analysieren. Wir schauen, dass wir Ende der nächsten Woche zusammenkommen. Wir haben letzte Nacht auch schon mit Spielern gesprochen."
...über Jogi Löw: "Er muss das jetzt erst einmal sacken lassen."
Manuel Neuer (Kapitän): "Ich denke, es war jeder mit den Gedanken bei sich war. Natürlich spielt das Wort Wut eine Rolle. Wir wissen, dass wir die Protagonisten sind, die es nicht auf den Platz gebracht haben. Und da haben wir als Spieler die Verantwortung dafür. Wir haben uns selbst zuzuschreiben und mit der Kritik müssen wir leben. Wir waren auf die Partien sehr gut vorbereitet, aber wir haben es nicht auf den Platz gebracht. Das tut uns unglaublich leid, gerade für all die, die uns angefeuert haben."
Jogi Löw (Bundestrainer): "Mich hält der Schmerz und die Enttäuschung noch gefangen. Die Mannschaft hat nicht gezeigt, was die Mannschaft kann. Sind wahnsinnig traurig, auch wegen den Fans. Ich bin natürlich selbst in der Verantwortung und muss mich da hinterfragen. Dafür werde ich aber erst ein wenig Zeit brauchen. Ich glaube, es müssen wichtige Maßnahmen passieren. Es braucht tiefgehende Maßnahmen und klare Veränderungen, da müssen wir uns besprechen, wie es weitergeht. Es gibt mehrere Gründe. Es war meine Aufgabe, die Mannschaft in Form zu bringen. Das ist mir nicht gelungen."
Reinhard Grindel (DFB-Präsident): "Wir sind übereingekommen, dass die sportliche Leitung im Laufe der kommenden Woche der Führung des DFB eine erste sportliche Analyse vorlegen wird, und dann rechne ich auch damit, dass der Bundestrainer sich zu seiner Zukunft äußern wird."
Jerome Boateng entschuldigt sich bei Fans mit offenen Brief
Mit einem offenen Brief wandte sich Jerome Boateng einen Tag nach dem Ausscheiden in der Gruppenphase an die Fans. In dem äußerte er schonungslose Kritik an der Mannschaft und entschuldigte sich bei den Fans.
"Was für eine Katastrophe...Es tut mir leid für die Fans, die uns im Stadion, zuhause vor dem TV oder beim Public Viewing unterstützt und für uns die Daumen gedrückt haben", postete Boateng auf Twitter.
Der Bayern-Verteidiger musste die Niederlage gegen Südkorea von der Tribüne aus verfolgen. Grund dafür war eine Sperre, die er sich durch die Gelb-Rote Karte im zweiten Gruppenspiel eingehandelt hat.
DFB-Präsident Grindel: Löw-Rücktritt? Entscheidung "in den nächsten Tagen"
Bundestrainer Joachim Löw ist für viele deutsche Fans das Gesicht des Scheiterns der Nationalmannschaft bei der WM. Er selbst ließ direkt im Anschluss an die 0:2-Niederlage gegen Südkorea seine Zukunft offen und schloss auch einen Rücktritt nicht aus. "Das ist jetzt zu früh, die Frage zu beantworten. Die Enttäuschung ist tief in mir drin. Das hätte ich mir auch so nicht vorstellen können, dass wir hier gegen Südkorea verlieren", sagte Löw im Interview mit dem ZDF.
Auch DFB-Präsident Reinhard Grindel bestätigte am Donnerstag gegenüber der SportBild, dass es keine voreilige Entscheidung in der Trainer-Frage geben wird. "Ich habe gestern Abend mit Jogi Löw gesprochen. Wir sind so verblieben, dass wir in den nächsten Tagen besprechen, wie es weitergeht", teilte er mit.
Unmittelbar vor der Partie gegen Südkorea hatte der DFB-Präsident Löw eine Jobgarantie "unabhängig vom Ausgang des Turniers" ausgesprochen, Löw hatte darüber hinaus im Vorfeld der WM-Endrunde in Russland seinen Vertrag mit dem DFB bis 2022 verlängert. Eine Beurlaubung seitens des DFB schloss Grindel daher kategorisch aus: "Wir haben uns im Präsidium gefragt, wer für diesen Umbruch der richtige Bundestrainer ist. Und wir alle haben gesagt: Das trauen wir Joachim Löw zu. Und das gilt auch immer noch so."
Die Verantwortung zur Turnieranalyse sieht Grindel indes vor allem bei Teammanager Oliver Bierhoff: "Dafür haben wir die sportliche Leitung. Die werden uns das erklären müssen, und dann werden wir Konsequenzen ziehen", sagte er. Bierhoff ging vorerst davon aus, dass Löw für einen Neuaufbau zur Verfügung steht. "Ich gehe fest davon aus, dass Jogi weitermacht", sagte Bierhoff unmittelbar nach dem Spiel.
DFB erlebt historisches WM-Debakel: Spieler denken kaum an Rücktritt
Das frühe Aus bei der WM 2018 hat das DFB-Team in eine Krise gestürzt. Der kicker fragte einige Leistungsträger nach ihrer persönlichen Perspektive in der deutschen Nationalmannschaft und erhielt klare Antworten. "Ich bin 28 Jahre alt. Ich werde jetzt sicher nicht meinen Rücktritt erklären", sagte etwa Thomas Müller.
Auch für Sami Khedira ist ein Rücktritt keine Option. Mats Hummels hatte bereits vor der WM erklärt: "Ich werde sicher nicht nach der WM zurücktreten, auch nicht, wenn wir den Titel verteidigen." Toni Kroos, gegen Schweden noch der gefeierte Held, zeigte sich schon etwas differenzierter.
"Grundsätzlich sind Turniere in der Vergangenheit immer Zeitpunkte für Veränderungen gewesen", sagte Kroos nach dem Spiel und erbat sich gegenüber Sport 1 Bedenkzeit: "Ein Rücktritt? Ehrlich gesagt war ich darauf eingestellt, dass es ein längeres Turnier wird. "Deswegen habe ich mir dazu noch keine Gedanken gemacht. Lasst uns alle einfach mal darüber nachdenken."
Nach WM-Aus: Keine Prämien für die DFB-Spieler
Rund acht Millionen Euro hat der DFB mit der Teilnahme an der WM 2018 verdient. Der kicker berichtet, dass davon ein Großteil in die Gehälter des Trainer- und Betreuerstabs reinvestiert werden müsse. Da einige Gäste nach Russland eingeladen wurden, dürfte der tatsächliche Gewinn für den Verband nur minimal ausfallen.
Die Spieler werden derweil keine Prämien erhalten. Als Weltmeister hätte der DFB nicht nur 32 Millionen Euro erhalten, sondern auch an jeden Spieler einen Titelbonus von 350.000 Euro ausgezahlt. Finanziell müssen auch die TV-Sender in den sauren Apfel beißen: Die 200 Millionen Euro für die TV-Rechte werden nur schwer wieder eingespielt werden nachdem das deutsche Team nun bereits nach der Vorrunde ausgeschieden ist.
DFB-Statement nach Vorrunden-Aus: "Verdient ausgeschieden"
Der DFB hat sich auf seinem offiziellen Twitter-Account zum Ausscheiden der deutschen Nationalmannschaft bei der WM geäußert und sich für das historische Debakel in der Vorrunde bei den Fans entschuldigt: "Wir sind genauso enttäuscht wie Ihr! Eine WM ist nur alle vier Jahre, und wir hatten uns so viel vorgenommen. Es tut uns leid, dass wir nicht wie Weltmeister gespielt haben", hieß es in dem Statement.
Das Team sei insgesamt "verdient ausgeschieden. So bitter es ist." Dennoch bedankten sich die Profis für das Engagement der Fans: "Eure Unterstützung war super, in Deutschland und in den Stadien. In Rio 2014 haben wir noch zusammen gefeiert. Aber zum Sport gehören auch Niederlagen und das Anerkennen, wenn die Gegner besser waren."