"Es gibt kein anderes Land auf der Welt, das so einen Aufwand betreibt wie wir", stellte Hrubesch gegenüber "Goal.com" klar: "Egal, wen man im Ausland trifft - jeder schaut ein wenig neidisch zu uns rüber. Wir haben bereits Elfjährige in den Stützpunkten, kennen und beobachten alle Talente auf ihrem Weg genau."
Dadurch hat der DFB den Vorteil, dass er viele Spieler schon im jungen Alter kennt. "Das heißt, dass wir die Entwicklung intensiv verfolgen können. Wir machen uns bei der Zusammenstellung des Kaders viele Gedanken darüber, welche Charakter zueinanderpassen. Es nützt nichts, wenn man ein Team aus elf Individualisten hat", betonte Hrubesch.
Schließlich gehe es darum, "den Spielern offen zu kommunizieren, wo sie sich verbessern können. Die Bereitschaft dazu muss vorhanden sein. Ich bin als Spätstarter ein gutes Beispiel dafür. Trainieren bedeutet nichts anderes, als täglich daran zu arbeiten, sich zu verbessern. Wer den Weg nicht gehen will, wird keinen Erfolg haben."
Klare Richtlinie: Arbeit und Spaß
Hrubesch selbst verfolgt bei der Talentbewertung dementsprechend einige klare Vorgaben: "Ich glaube, dass man Talent sehen kann. Hinzu kommen die persönlichen Charaktereigenschaften eines Spielers. Wer bereit ist, mehr als andere zu arbeiten, wird erfolgreich sein. Vor allem braucht man aber Spaß an der Sache. Die entscheidende Frage ist, was die Spieler aus ihrem Talent machen."
Schon zu seiner aktiven Zeit habe es schließlich Individualisten gegeben, "die sich selbst vernichtet haben, weil sie nicht bereit waren, zu arbeiten." Dazu komme jetzt die enorme Medienpräsenz: "Die heutige Generation wächst mit dem Drumherum auf, lernt damit umzugehen. Man muss sich öfter präsentieren, Interviews geben und bei Anfragen zur Verfügung stehen."
Hrubesch: Gangart war früher härter
Insgesamt, so Hrubesch weiter, "war die Gangart früher etwas härter, die Hierarchie innerhalb einer Mannschaft klarer. Die Spieler in der heutigen Zeit steigen schon relativ früh in die Spitze einer Hierarchie auf, was ich auf der einen Seite gut finde, auf der anderen Seite aber erwarte, dass der alte dem jungen Spieler hilft, und der junge dem alten sagen kann, was er denkt."
Darüber hinaus plädierte der U-21-Nationaltrainer dafür, trotz des Taktik-Booms in der Öffentlichkeit nicht die Einfachheit des Spiels zu vergessen: "Ich denke, wir spielen den Ball immer noch steil und nach vorne. Wie man das nennt, welche Begriffe man dafür verwendet, spielt keine Rolle. Die Frage ist, ob man ein Spiel, das so simpel aufgebaut ist, schwer verständlich machen muss."
Vielmehr solle man sich fragen: "Warum spielt man das Spiel nicht mit einfachen Mitteln? Der Grundgedanke lautet: Bewege den Ball so schnell, dass der Gegner den Ball nicht erreichen kann. Am Ende steht die Frage nach Sieg oder Niederlage, und nicht nach dem modernsten Spielsystem."
Horst Hrubesch im Steckbrief