Löw: "Khedira hat schon recht"

Von Adrian Bohrdt
Joachim Löw (r.) könnte Sami Khedira gegen Algerien erneut auf die Bank setzen
© getty

Nachdem Sami Khedira infolge der USA-Partie die mangelnde Geschwindigkeit im deutschen Spiel kritisierte, stimmt ihm Bundestrainer Joachim Löw jetzt zu. Khedira und Bastian Schweinsteiger werden darüber hinaus bei diesem Turnier wohl nicht zusammen auf dem Platz stehen, so Löw. Vor dem Achtelfinal-Gegner Algerien warnt er nach erstem Videostudium eindringlich.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Khedira, der gegen die USA durch Bastian Schweinsteiger ersetzt wurde, hatte nach dem 1:0-Sieg seine Vertreter im Mittelfeld indirekt kritisiert: "Wir haben zu langsam gespielt. Die Amerikaner hatten es relativ leicht. Um im Turnier weit zu kommen, müssen wir unser Spiel noch schneller machen und vorne die Box besetzen."

"Es ist bei dieser WM nicht nur gefragt, viel Ballbesitz zu haben, sondern die richtige Mischung zu finden. Da hat er schon recht", stimmte Löw seinem Mittelfeldmann in der "Bild am Sonntag" zu: "Das Umschalten und der konsequente Abschluss haben gegen die USA gefehlt. Den Ball zu erobern und schnell in die Spitze zu spielen, das haben wir in der letzten Konsequenz zu selten gemacht."

Auch gegen Algerien will sich der Bundestrainer voraussichtlich zwischen Khedira und Schweinsteiger entscheiden - und nicht beide von Beginn an spielen lassen: "Beide haben ja schon zusammengespielt, beide könnten das auch. Aber zusammen ist im Moment schwierig, weil Philipp Lahm auf der Position vor der Abwehr sehr gut war und auch Toni Kroos stark gespielt hat."

Muss Schweinsteiger auf die Bank?

Dabei gab Löw bereits einen Fingerzeig in Richtung Khedira: "Für Sami war es jetzt gut, dass er mal ein Spiel Schonung hatte. Bastian hat von Anfang an gespielt, aber 90 Minuten kommen vielleicht noch zu früh, er hatte ja lange nicht gespielt. Beide sind wichtig für uns, beide sind wichtig im Turnier. Aber wen ich jetzt beginnen lasse, muss ich noch entscheiden."

Davon abgesehen habe er seine Aufstellung für das Algerien-Spiel "schon im Kopf", warnt aber nach dem Videostudium des kommenden Gegners: "Wenn man glaubt, dass Algerien ein leichter Gegner ist, täuscht man sich gewaltig. Es ist eine große Verbissenheit und Besessenheit zu spüren. Die Spieler haben einen französischen Background, viele sind in Frankreich sehr gut ausgebildet worden."

Zudem habe er "selten eine so körperlich robuste Mannschaft gesehen. Sie haben schnelle Stürmer, eine starke Verteidigung. Algerien ist sehr kompakt. Und sie sind geschickt im Zweikampf."

Löw: "Dürfen uns nicht vor Kritik verschließen"

Sein eigenes Team sieht Löw auf einem guten Weg, mahnt gleichzeitig aber: "Wir können noch mehr, wir können noch besser sein. Wir sind noch nicht am Limit. In den K.o.-Spielen gilt jetzt: Gewinnen - oder nach Hause fahren! Nur weil wir die Gruppe gewonnen haben, dürfen wir uns nicht vor Kritik verschließen."

So hätte das DFB-Team vor allem gegen Ghana und die USA einige Schwächen offenbart: "Gegen Ghana waren wir noch nicht aggressiv genug, gegen die USA war die Chancenauswertung nicht optimal. Aber das wird gegen Algerien noch schwerer, weil sie manchmal mit zehn Mann hinten verteidigen. Wir werden auf eine Mauer treffen. Da dürfen wir nicht zu viele Chancen vergeben."

Von der WM insgesamt zeigt sich der 54-Jährige wenig überrascht: "Es ist das eingetreten, was ich vorhergesagt habe: Ich habe noch nie erlebt, dass so große Nationen so früh ausgeschieden sind. Das zeigt, dass die Süd- und Mittelamerikaner hier auf ihrem Kontinent zeigen wollen, wie gut sie sind. Sie sind unglaublich laufstark, sie wollen sich beweisen - und das klappt."

Die deutsche Nationalmannschaft im Überblick

Artikel und Videos zum Thema