Löw bewertet Gerede über den EM-Titel als Last

SID
Bundestrainer Joachim Löw schraubt die Anforderungen an seine Mannschaft zurück
© Getty

Als der Siegesjubel für die große EM-Werbung der Sponsoren perfekt im Kasten war, fand Joachim Löw den ganzen Trubel um die Nationalmannschaft ein wenig heftig. Gut vier Monate vor der Europameisterschaft wies er die Rolle des EM-Topfavoriten zurück und mahnte sogar davor, dass DFB-Team mit übergroßen Erwartungen zu überfrachten.

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"Der große Favorit ist nach wie Spanien. Wir zählen zum Favoritenkreis", sagte der Bundestrainer in München. "Ich werde oft damit konfrontiert, das wäre ein Alles-oder-Nichts-Jahr", erklärte Löw. "Die Mannschaft ist so jung, ihre Entwicklung hat ja gerade erst begonnen", erklärte Löw. Wenn es bei der EM nicht klappe, könnte noch zukünftig Großes erreicht werden.

"Mario Götze spielt noch 2022, Mesut Özil auch. Philipp Lahm oder Bastian Schweinsteiger können noch die Turniere 2014 und 2016 bestreiten." Es sei falsch, den Blick zu stark nur auf das EM-Abschneiden zu fokussieren. Er selbst sei vom Druck, der auf sein Team durch die Erwartungen entfacht würde, unberührt. "Ich bin davon weit entfernt. Ich bin deswegen auch ganz entspannt", sagte Löw.

Löw ein "großer Schauspieler"?

Das war Löw auch während der ganzen Zeit beim ersten Termin der Nationalmannschaft in diesem Jahr. Er war von Teammanager Oliver Bierhoff bei den Marketingtagen selbst als "großer Schauspieler" geadelt worden. "Ich bin sicher kein guter Schauspieler", sagte Löw. "Einige Spieler können das viel besser."

23 Nationalspieler hätten in den Bavaria-Filmstudios in Grünwald und im Hotel Hilton am Englischen Garten fast so überzeugende Leistungen als Fotomodels und Schauspieler geboten, wie als Profis auf dem Platz. In den Wartezeiten suchte Löw immer wieder das Gespräch mit den Spielern, unter anderem mit dem jungen Dortmunder Mario Götze, den eine Schambeinverletzung für längere Zeit außer Gefecht setzt.

"Die Spannung steigt bei uns mit jedem Monat", sagte Löw. Beim Vize-Europameister und WM-Dritten nimmt die Vorbereitung jetzt Fahrt auf. Schon in München begann Löw das Training zu planen. Das nächste Länderspiel, der einzige Test vor der EM-Vorbereitung im Mai, findet am 29. Februar in Bremen gegen Frankreich statt. "Interessant wird es erst im Mai", so Löw. Deswegen beunruhige es ihn auch nicht, wenn einige Spieler wie Götze, Lukas Podolski oder Benedikt Höwedes zurzeit verletzt seien.

Marketingtage als Basis für Millionen-Einnahmen

Bei den Marketingtagen des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), laut Bierhoff ein "kleines Mega-Projekt", eilten die Spieler von Set zu Set. Das Event, das einzigartig in der Sportlandschaft ist, wird für seine Professionalität in der Werbe- und PR-Branche gelobt.

"Das ist ein umfangreicher Einsatz für unsere Abteilung, der lange vorbereitet wurde. Schon der Aufwand für den TV-Tag eines unserer Sponsoren ist sehr umfangreich, aber in diesem Fall laufen mehrere Produktionen parallel", sagte Denni Strich, der Direktor der DFB-Marketingabteilung.

"Die A-Nationalmannschaft ist das Zugpferd des DFB, und auch für die Sponsoren ist das A-Team unser Premiumprodukt", sagt Strich, der früher selbst Profifußballer war. Bei Einnahmen von inzwischen fast 150 Millionen Euro für den Verband pro Jahr zeichnet die Nationalelf allein für mindestens 100 Millionen verantwortlich.

Neben einer Umwelt-Kampagne für den DFB unter der Regie von Sönke Wortmann drehten die Spieler Werbefilme für Mercedes, Bitburger und die Commerzbank und nahmen an sieben Fotoshootings für Adidas, Strenesse, Sony, die Commerzbank und drei DFB-Partner teil.

"Stimmung extrem gut"

Am meisten gefragt war Götze, aber den ohnehin schon überlasteten Dortmunder nahm der DFB etwas aus dem Rennen. Da mussten sich Sponsoren auch mit einem der Bender-Zwillinge zufriedengeben. Und ab und zu kamen auch ein paar Bälle ins Spiel.

"Die Stimmung in der Mannschaft ist extrem gut, die Spieler verstehen sich unheimlich gut", sagte Löw. "Wir haben natürlich große Ziele." Nur den EM-Titel als selbstverständlich zu betrachten, ist laut Löw ein Kardinalfehler. "Der Fußball geht nach der EM weiter, unabhängig von unserem Abschneiden."

Die deutsche Gruppe B bei der EM

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